Gladbach zerfällt fatal beim BVB "Was ab dem 0:3 passiert, geht einfach nicht"
21.02.2022, 13:27 Uhr
Fassungslos: Adi Hütter.
(Foto: imago images/Uwe Kraft)
Bei Borussia Mönchengladbach ist die Abstiegsangst zurück. Das krachende 0:6 bei Borussia Dortmund vertreibt die in den vergangenen beiden Spielen gewonnene Zuversicht. Das macht wenig Mut für die nun anstehenden Schlüsselspiele, der Druck auf den Trainer wächst weiter.
Sein Debüt als Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach hatte sich Roland Virkus ganz anders vorgestellt. Nur wenige Tage nach seiner Vorstellung als Nachfolger von Max Eberl musste der bisherige Nachwuchsdirektor des Klubs beim 0:6 (0:2) in Dortmund mit ansehen, wie das Team nach zunächst passabler Gegenwehr in der Schlussphase auseinanderfiel. Ähnlich missmutig verfolgte Adi Hütter die letzten 20 Spielminuten mit vier Gegentreffern. "Was ab dem 0:3 passiert, geht einfach nicht. Da sind wir in unsere Einzelteile zerfallen. Natürlich ist so eine deutliche Niederlage ein Rückschlag", klagte der Fußball-Lehrer.
Für den Tabellen-13. kommt der Albtraum von Dortmund zur Unzeit. Schließlich stehen nun Schicksalswochen mit Schlüsselspielen gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte wie Wolfsburg, Stuttgart, Hertha BSC und Bochum an. Bei nur vier Zählern Vorsprung des Tabellen-13. auf den Relegationsplatz 16 wächst der Druck. Zum Heben der Moral verwies Hütter - bei aller Enttäuschung - auf den unglücklichen Spielverlauf: "Das Ergebnis ist viel zu hoch. So hart es bei diesem Resultat am Ende klingt, aber ich finde, bis zur 70. Minute war es ein Spiel auf Augenhöhe. Wir hatten gute Möglichkeiten, konnten das Tor aber leider nicht machen."
Weil beste Chancen von Emmanuel Koné, Florian Neuhaus und Jonas Hofmann nicht genutzt wurden, kehrte die Abstiegsangst zurück. Die krachende Niederlage trug dazu bei, dass der zarte Aufwärtstrend mit zuletzt vier Punkten aus den beiden Spielen gegen Bielefeld (1:1) und Augsburg (3:2) verpuffte. Rutscht Gladbach weiter dem Relegationsplatz entgegen, wird Hütter kaum zu halten sein. "Wir machen einfach viel zu viele Fehler in allen Bereichen. Deshalb stehen wir auch da, wo wir momentan stehen", sagte Christoph Kramer. Allerdings verführen mehrere Umstände dazu, vorerst mit Hütter weiterzumachen. Einerseits hat er 7,5 Millionen Euro Ablöse gekostet, die verbrennt ein Verein nicht gerne. Andererseits war Gladbach gegen Dortmund eben sehr lange gleichwertig.
"Unreif, wenn wir uns 0:6 abschießen lassen"
Und dann ist da noch die Frage: Wer sollte ihn entlassen? Der neue Sportdirektor erweckt jedenfalls mit seiner eher hemdsärmeligen Art nicht den Eindruck, dass er nun knallhart handeln wird. Er hat auch kaum das Mandat dafür: Bei seiner Vorstellung erzählte Präsident Rolf Königs freimütig, der Nachwuchskoordinator sei bei der Suche die bestenfalls vierte Wahl gewesen. Gladbachs Scouting-Chef Steffen Korell und zwei externe, laut Königs auch "sehr interessante" Kandidaten hatten abgewunken. Sie wollten ihre Verträge anderswo erfüllen. Beim Blick auf die weitere Liste derjenigen, die extern noch nicht angesprochen worden waren, sei den Verantwortlichen dann intern der Name Virkus eingefallen. Es ist eine recht bequeme Lösung, eine für eine Übergangssaison.
Die Gladbacher haben dadurch zur Unzeit aber keinen starken Mann an Deck, dabei ist die Lage brisant. Ein Mutmacher fehlt. Und wirklich zuversichtlich klingt auch Jonas Hofmann nicht: "Das ist unreif, wenn wir uns mit 0:6 abschießen lassen. So eine zweite Halbzeit darf uns nicht passieren. Wir haben es heute nicht auf die Platte gebracht und das ist es, worauf es ankommt", kommentierte der Nationalspieler. Die Empfehlung für die kommenden Wochen lieferte er gleich mit: "Wir müssen dieses Spiel schnell abhaken und die Köpfe wieder freibekommen. Die nächsten Partien werden sehr wichtig. Wir spielen gegen direkte Konkurrenten und müssen da unbedingt wieder punkten."
Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid