Fußball

Mehrere "ewige" Rekorde fallen Was für ein historischer Bundesliga-Samstag

Einer der historischen Momente des Bundesliga-Samstags: Florian Wirtz (nicht im Bild) trifft gegen den FC Bayern.

Einer der historischen Momente des Bundesliga-Samstags: Florian Wirtz (nicht im Bild) trifft gegen den FC Bayern.

(Foto: Ralf Ibing /firo Sportphoto/POOL)

Die ganz großen Überraschungen bleiben bisher aus, es fallen auch nicht besonders viele Tore und dramatisch geht es auch nicht zu. Und doch ist der 30. Spieltag der Fußball-Bundesliga gleich mehrfach historisch: Große Bestmarken purzeln in Serie.

Auch, wenn durch den souveränen Sieg des FC Bayern gegen Bayer Leverkusen auch die allerletzten leisen Zweifel an der achten Meisterschaft der Münchener in Folge weggewischt wurden, auch wenn der SC Paderborn durch das Unentschieden in Leipzig wohl endgültig nicht mehr zu retten ist: Vom 30. Spieltag der Bundesliga-Saison 2019/2020 wird wohl kein Spiel im Gedächtnis der Liga verankert bleiben. Und doch: Dieser Spieltag ist ein auffallend geschichtsträchtiger, der die bisher so komplizierte Saison mehrfach historisch macht.

Mit einem Tor gegen den großen FC Bayern München ist Teenager Florian Wirtz von Bayer Leverkusen zum jüngsten Torschützen in der Geschichte der Fußball-Bundesliga avanciert. Wirtz war bei seinem Tor zum 2:4-Endstand am Samstag genau 17 Jahre und 34 Tage alt und damit 48 Tage jünger als der bisherige Rekordhalter Nuri Sahin bei seinem Premieren-Tor im November 2005 für Borussia Dortmund. Wirtz war im Winter vom rheinischen Rivalen 1. FC Köln nach Leverkusen gekommen. Das Spiel gegen den FC Bayern war sein vierter Bundesliga-Einsatz.

Sein Trainer Peter Bosz pries Wirtz zwar als "Riesen-Talent", wollte ihn aber sonst nicht in den Himmel heben. Im Gegenteil. "Dieser Junge hat heute seine beste Lektion bekommen, seit er Fußball spielt", mahnte der Niederländer stattdessen: "Bei den ersten drei, vier Ballkontakten hat er den Ball immer verloren. Aber er ist ein guter und intelligenter Spieler. Er nimmt das an und wird daraus lernen, dass man in der Bundesliga wenig Zeit hat."

Auch der FC Bayern liefert historisch ab

Auch ein Spieler des FC Bayern knackte bei dem bisher torreichsten Spiel des Spieltags einen Rekord: Thomas Müller teilt sich jetzt in der Wertung "Meiste Vorlagen in einer Saison" den Thron mit Kevin De Bruyne: Der hatte 2014/2015 im Trikot des VfL Wolfsburg bei 20 Toren assistiert - genauso oft wie jetzt Müller, der alleine gegen Leverkusen zweimal servierte. Während De Bruyne seit inzwischen fünf Jahren bei Manchester City spielt, hat Müller noch drei Spiele Zeit, nachzulegen und sich den Rekord alleine zu schnappen. Am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach muss er aber erstmal die erste Gelb-Sperre seiner Karriere absitzen.

Überhaupt ließ sich der angehende Meister mal wieder nicht lumpen: 62 Tore durfte Bayern-Coach Hansi Flick in seinen ersten 20 Bundesliga-Spielen als Cheftrainer bejubeln - mehr als jeder andere vor ihm. Mit 90 Toren nach 30 Spieltagen knackte der FC Bayern auch seinen eigenen Rekord. Gelingen in den kommenden vier Spielen noch zwölf Treffer, schnappt sich der FC Bayern der Saison 2019/2020 auch noch die Bestmarke des FC Bayern der Saison 1970/1971. Gerd Müller und Co. trafen seinerzeit 101-mal.

Frankfurter beerbt Frankfurter als Rekord-Asiate

Mit seinem 309. Einsatz ist Makoto Hasebe von Eintracht Frankfurt nun der asiatische Fußball-Profi mit den meisten Spielen in der Bundesliga. Der 36 Jahre alte Japaner gehörte in der Heimpartie der Eintracht gegen den FSV Mainz 05 als Abwehrchef zur Startformation.

Hasebe hatte sich den Rekord seit dem 3:0-Erfolg in Bremen mit dem Südkoreaner Bum-Kun Cha geteilt, der einst für die Eintracht, Bayer Leverkusen und Darmstadt 98 stürmte. Hasebe wurde mit dem VfL Wolfsburg deutscher Meister, stieg mit Nürnberg ab und war mit Frankfurt DFB-Pokalsieger. Er absolvierte 114 Länderspiele für Japan und war bei vier WM-Endrunden dabei.

"Makoto hat eine außergewöhnliche Karriere hingelegt. Dass er mit 36 Jahren noch immer ein wichtiger Pfeiler unserer Mannschaft ist, hat er seiner großartigen Disziplin und seiner höchstprofessionellen Einstellung zu verdanken", lobte Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic den Defensivmann unlängst bei dessen Vertragsverlängerung bis 2021.

Hasebe, der in seiner Heimat Heldenstatus genießt, dirigiert auf dem Rasen lautstark und hat auch sonst einiges zu sagen. 2013 ging er sogar unter die Buchautoren. "Die Ordnung der Seele - 56 Gewohnheiten, den Sieg zu erringen" war in Japan ein Bestseller und bescherte ihm Einnahmen von knapp zwei Millionen Euro, die Hasebe an die Opfer der Nuklearkatastrophe von Fukushima spendete.

Nach Feiern war dem Rekordmann am Samstag aber eher nicht: Eintracht Frankfurt verlor das Nachbarschaftsduell nach einer eher übersichtlichen leistung 0:2 (0:1).

Dauerläufer Darida

Auch Vladimir Darida von Hertha BSC hat im Spiel bei Borussia Dortmund einen Rekord aufgestellt. Der 29 Jahre alte Tscheche lief laut des Datendienstleisters Opta im Verlauf der 0:1 (0:0)-Niederlage insgesamt 14,65 Kilometer. Seit Beginn der Erfassung dieser Daten in der Saison 2013/14 hat demnach kein Bundesliga-Profi eine längere Distanz abgespult. "Das ist eine schöne Statistik, aber ich hätte lieber ein Tor in der Statistik gehabt", sagte der Berliner Mittelfeldspieler bei Sky.

Unrühmlicher Rekord

Klaus Gjasula dagegen darf sich vier Spieltage vor dem Saisonende schon Rekordhalter in einer unrühmlichen Disziplin nennen: Der Profi vom SC Paderborn hat die 16. Gelbe Karte in dieser Saison gesehen und damit eine Bestmarke eingestellt. Der 30 Jahre alte Mittelfeldspieler wurde in der Partie bei RB Leipzig (1:1) früh verwarnt (22. Minute) und zog damit mit dem bisherigen Rekordhalter Tomasz Hajto gleich. Der Pole hatte in der Saison 1998/99 im Trikot des MSV Duisburg ebenfalls 16 Gelbe Karten gesehen.

Viele Verwarnungen aber "kein Treter": Kartenkönig Jürgen Gjasula.

Viele Verwarnungen aber "kein Treter": Kartenkönig Jürgen Gjasula.

(Foto: Kevin Voigt/Jan Huebner/Pool)

Gjasula hatte dem Tabellenletzten zuletzt bei der 1:6-Niederlage gegen Borussia Dortmund wegen seiner 15. Gelben Karte gefehlt und wurde nun bei seiner Rückkehr zum 16. Mal in dieser Saison vom Referee verwarnt. "Es ist mein Spiel. Ich bekomme halt öfter mal Gelbe Karten. Natürlich sind das auch heute 50:50-Entscheidungen. Es ist, wie es ist, man kann es nicht ändern", sagte Gjasula nach dem Spiel bei Sky.

Trainer Julian Nagelsmann von Gegner RB Leipzig hatte den albanischen Nationalspieler zuletzt in Schutz genommen. "Er ist kein brutaler Treter finde ich, es ist jetzt nicht so, dass er die Leute aus den Schuhen raus tritt, da sind auch viele taktische Fouls dabei", sagte Nagelsmann vor der Partie in Leipzig.

Kein Rekord, aber dennoch bemerkenswert: Benjamin Hübner, Kapitän der TSG Hoffenheim, kam 112 Bundesligaspiele ohne Platzverweis aus. Im 113. dann musste er mit Gelb-Rot vom Platz, im 114. war schon nach nicht mal zehn Minuten Schluss: Der Innenverteidiger flog nach einer Tätlichkeit mit glatt Rot vom Platz und musste seinen Arbeitstag arg früh beenden.

Quelle: ntv.de, ter/dpa

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