Viel Lahm um nichts in der DFB-Elf Wer ist schon Österreich?
02.09.2011, 13:08 Uhr
Joachim Löw, mit Auswahl.
(Foto: dpa)
Wenn die deutschen Fußballer gegen Österreich spielen, reicht ihnen bereits ein Punkt, um sich für die Europameisterschaft zu qualifizieren. Die DFB-Elf strotzt nur so vor Selbstbewusstsein. Und Joachim Löw kann es sich leisten, Mario Götze auf die Bank zu setzen.
Österreich, ach Österreich. Wer ist schon Österreich? Wer Deutschlands besten Fußballern in diesen Tagen zuhört, der stellt fest: So viel Selbstbewusstsein war selten. Kaum drei Monate ist es her, da quälte sich die DFB-Elf in Wien zu einem glücklichen 2:1, doch vor dem Rückspiel heute ab 20.45 Uhr in Gelsenkirchen (im n-tv.de-Liveticker) scheint niemand der Beteiligen damit zu rechnen, dass es ein Problem gibt. Kapitän und Hobby-Autor Philipp Lahm formuliert das so: "Wir werden den Österreichern klarmachen, dass für sie bei uns nichts zu holen ist."
Ein Punkt fehlt noch, und die deutsche Nationalmannschaft darf ganz sicher bei der Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine mitspielen. Nach sieben Erfolgen in den sieben Qualifikationsspielen zuvor hätte es Deutschland - neben den beiden Gastgebern - als erstes Land geschafft. Doch nicht nur Philipp Lahm will mehr und gibt schon vor der Partie gegen Österreich das nächste Ziel aus: "Wir wollen alle Qualifikationsspiele gewinnen." Dazu müsste die DFB-Elf noch im Oktober in der Türkei und im November in Düsseldorf gegen Belgien gewinnen. Das hat bisher noch keine Mannschaft geschafft.
Die Wahl ist für Löw keine Qual

Zwei Legionäre unter sich: Miroslav Klose von Lazio Rom mit Per Mertesacker, Arsenal London.
(Foto: dpa)
So sieht auch Bundestrainer Joachim Löw keinen Grund, sich und seine Mannschaft kleiner zu machen als sie ist. Die hat schließlich vor knapp vier Wochen beim 3:2 gegen Brasilien gezeigt, dass sie in der Lage ist, auch einen Großen zu schlagen. Und dazu zählen die Österreicher beim besten Willen nicht, ein Sieg des Nachbarlandes heute Abend in Gelsenkirchen wäre eine kleine Sensation. Zumal die Chancen auf eine erfolgreiche Qualifikation für die EM als Tabellenvierter der Gruppe A eher theoretischer Natur sind. Löw gesteht den Gästen fraglos ihre Qualitäten zu, auch wegen der guten Leistung in Hinspiel. Aber für einen Sieg gegen Deutschland würden diese nicht reichen, so Löw.
Er sagt das mit dem Selbstbewusstsein eines Mannes, der die Möglichkeit zur Wahl hat. Eine Qual ist die Vielzahl an sehr guten Spielern, aus denen er sein Team formen kann, für den Bundestrainer nicht. Sichtlich unwillig hat er nur zur Kenntnis genommen, dass ausgerechnet sein Kapitän die Vorbereitung auf das Spiel gegen Österreich gestört hat und alle Welt nur über dessen spröde Biographie "Der feine Unterschied" sprach, in der Lahm die ehemaligen Nationaltrainer Rudi Völler und Jürgen Klinsmann kritisiert hatte. Joachim Löw fand es wenig glücklich, "wenn man als aktueller Spieler in der Öffentlichkeit über Trainer urteilt". Und der nur mild Gerügte gab pflichtschuldig zu Protokoll, dass er das künftig nicht mehr tun werde, "wenn der Bundestrainer das so will". Das Thema ist also durch. Viel Lahm um nichts.
Das Wunderkind sitzt erst einmal auf der Bank
Der Bundestrainer kümmert sich wieder ums Sportliche, und da geht es nicht nur um einen Sieg gegen Österreich, sondern darum, bei der Europameisterschaft den ersten Titel seit 1996 zu gewinnen. "Es hat die größte Priorität, dass wir uns auf diesem Weg weiterentwickeln und bei der EM auch." Wie selbstbewusst er die Sache angeht, dafür spricht auch, dass er um die Aufstellung für heute Abend kein Geheimnis macht. Mario Götze, das 19 Jahre alte Wunderkind des deutschen Fußballs, sitzt zunächst einmal nur auf der Bank. Dass Löw sich das leisten kann, spricht für die gestiegene Qualität des Kaders. Bastian Schweinsteiger auf der Sechserposition vor der Abwehr, Toni Kroos als Vermittler zwischen Defensive und Offensive und Mesut Özil als zentraler Mittelfeldakteur sollen in möglichst harmonischem Zusammenwirken das Spiel gestalten.
Und Götze? Der soll perspektivisch im Zentrum spielen, ob statt oder neben Özil kann der Bundestrainer sich aussuchen. "Ich weiß, in Dortmund spielt er bevorzugt auf der rechten Seite und könnte auch auf links eingesetzt werden. Aber in der Nationalmannschaft sehe ich auf den Außenpositionen Spieler, die ständig tief gehen." Gegen Österreich dürfte das auf der rechten Seite Thomas Müller sein, um den Platz im linken Mittelfeld kämpfen der angezählte Lukas Podolski ("Seine schwankenden Leistungen gefallen mir auch nicht"), und der gegen Brasilien glänzend aufgelegte André Schürrle. Und auf der Bank warten Kevin Großkreutz und Marko Reus.
Zudem hat Löw angekündigt, dass der Schalker Lokalmatador Benedikt Höwedes auf der rechten Seite verteidigen darf, links ist Philipp Lahm gesetzt, im Tor steht Manuel Neuer. In der Innenverteidigung stehen der nun für Arsenal London spielende Per Mertesacker oder Mats Hummels und zudem Holger Badstuber, vorne stürmt Miroslav Klose - eine der wenigen alternativlosen Entscheidungen, da Mario Gomez verletzt fehlt. Aber auch das sieht der Bundestrainer nicht als Problem. "Ich glaube, dass wir nichts anbrennen lassen."
Deutschland - Österreich, 20.45 Uhr
Deutschland: Neuer - Höwedes, Mertesacker/Hummels, Lahm - Schweinsteiger, Kroos - Müller, Özil, Podolski – Klose. Trainer: Löw
Österreich: Gratzei - Klein, Schiemer, Pogatetz, Fuchs - Baumgartlinger, Alaba - Harnik, Arnautovic, Royer – Hoffer. Trainer: Constantini
Quelle: ntv.de