Fußball

Jagd auf die Bayern "Wer zu lieb ist, steigt ab"

Mir san Meister: Das Feierbiest und seine Jungs jubelten am Ende der vergangenen Saison. Nun starten Louis van Gaal und der FC Bayern München ins Unternehmen Titelverteidigung.

Mir san Meister: Das Feierbiest und seine Jungs jubelten am Ende der vergangenen Saison. Nun starten Louis van Gaal und der FC Bayern München ins Unternehmen Titelverteidigung.

(Foto: dpa)

Die Fußball-Bundesliga hat begonnen. Klar. Die Bayern sind Favorit. Auch klar. Aber warum steigt ab, wer zu nett ist? Und wer schoss das schönste Eigentor der Geschichte?

Noch 306 Spiele – spätestens dann wissen wir, wer deutscher Fußballmeister ist. Die Bundesliga startet heute mit der Partie des aktuellen Meisters FC Bayern München gegen den ehemaligen Meister VfL Wolfsburg in ihre 48. Saison. Und nach 34 Spieltagen steht dann am 14. Mai 2011 so gegen 17.20 Uhr endgültig fest, wie es gelaufen sein wird. Zum Beispiel, ob die Bayern ihren Titel erfolgreich verteidigt haben.

Damit Sie gut informiert in die neue Spielzeit gehen, haben wir einige interessante und kuriose Fakten über Deutschlands höchste Spielklasse gesammelt. Wusste Sie zum Beispiel, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass alle 18 Bundesligamannschaften gleich am ersten Spieltag ein Tor erzielen? Oder wie viele Tage Bremens Trainer Thomas Schaaf im Amt sein wird, wenn seine Werderaner am Samstag zum Auftakt bei der TSG Hoffenheim antreten? Na also. Die Bundesliga in Zahlen:

Vorfreude in Hamburg

Wieder da: Der FC St. Pauli ist zurück im Oberhaus.

Wieder da: Der FC St. Pauli ist zurück im Oberhaus.

(Foto: picture alliance / dpa)

Genau fünf Minuten hat es gedauert, dann waren die Karten des Hamburger SV für das Derby am vierten Spieltag beim FC St. Pauli verkauft. Zugegeben, es waren auch nur 2100 Tickets. Aber der HSV hätte auch 20.000 Karten für das Duell losschlagen können. In diesem Fall wäre das Millerntor-Stadion ganz in der Hand des Feindes gewesen, schließlich können die St. Paulianer momentan höchstens 19.900 Fans zu ihren Heimspielen empfangen.

"Kampf den Schuldenmachern" lautet nicht nur das Motto bei der Uefa, sondern auch bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Deshalb sollen alle verschuldeten Bundesligaklubs gezwungen werden, ihre Verbindlichkeiten in dieser Saison um zehn Prozent zu senken, andernfalls drohen Strafzahlungen.

Erfreulich ist deshalb, dass der Steuerzahler den mehr oder minder klammen Bundesligavereinen unter die Arme greift. Das Bundesfinanzministerium verzichtet bei internationalen Fußball-Transfers auf die Quellensteuer. Dadurch spart der deutsche Profifußball laut "Kicker" rund 25 Millionen Euro.

Andernorts lässt sich die DFL gerne für ihre Wirtschaftskraft loben. Laut einer von der DFL mitfinanzierten Studie der Unternehmensberatung McKinsey beträgt die Wertschöpfung der 36 deutschen Profivereine mehr als fünf Milliarden Euro im Jahr, konservativ gerechnet. Der Fiskus nimmt angeblich mehr als 1,5 Milliarden Euro an Fußball-Steuern ein.

Allerdings: Nach Angaben der Deutschen Polizeigewerkschaft muss die Polizei pro Jahr umgerechnet 1300 Stellen bereithalten, um die jeweils 306 Spiele der 1. und 2. Liga abzusichern. Für eine Planstelle werden 80.000 Euro veranschlagt, zur Kasse gebeten wird der Steuerzahler.

Nervtötende Instrumente

Leider verboten: Vuvuzela.

Leider verboten: Vuvuzela.

(Foto: picture alliance / dpa)

Es wäre eine Traumquote, wenn nach 29 Prozent aller Standardsituationen ein Tor fallen würde. Tatsächlich fallen aber lediglich 29 Prozent aller Tore in der Bundesliga nach Standardsituationen. Besonders selten sind mit drei von 100 Toren direkt verwandelte Freistöße.

Bei der WM waren sie der Nervtöter Nummer eins, manchen Fernsehzuschauer trieben sie angeblich gar zum Fußballverzicht: die Vuvuzelas. Rund 130 Dezibel laut sind die in China gefertigten Plastiktröten, die kein afrikanisches Fußballkulturgut sind. Damit sind sie, hat die "Zeit" recherchiert, das lauteste Faninstrument der Sportgeschichte. Noch lauter als die hierzulande besonders geschätzten Gashupen (121,4 Dezibel). Wie schade, dass Vuvuzelas in den meisten Bundesligastadien verboten sind.

Stolze 1061 Gelbe Karten gab es in der abgelaufenen Bundesliga-Saison, allein 14 sah Leverkusens Mittelfeldspieler Arturo Vidal. Zusätzlich zu den Verwarnungen wurden 21 Gelb-Rote Karten und 20 Rote Karten gezeigt. Und nein, Mark van Bommel ist in der vergangenen Saison nicht vom Platz geflogen.

Fünf Zentimeter groß soll das Loch in Arjen Robbens Oberschenkel sein, das sich der Niederländer vor der WM zugezogen hat. Mindestens zwei Monate fällt der beste Bundesligaspieler der vergangenen Saison jetzt aus. Es wird die zuletzt laut lamentierenden Bayern deshalb ärgern, dass sie Robben vor der medizinischen Untersuchung in München drei Wochen in den Urlaub fahren ließen.

Funkel und Bochum finden sich

Gemeinsam müsste es doch klappen: Friedhelm Funkel und der VfL Bochum.

Gemeinsam müsste es doch klappen: Friedhelm Funkel und der VfL Bochum.

(Foto: picture alliance / dpa)

Fünf Mal hat Friedhelm Funkel in der 2. Bundesliga bereits den Aufstieg geschafft, entweder direkt nach einem Abstieg oder im ersten Jahr bei einem Zweitligisten. Sechs Mal ist der VfL Bochum bisher aus der 1. Bundesliga abgestiegen, bislang klappte es stets umgehend mit dem Wiederaufstieg. Dass Funkel und Bochum den sechsten Bundesligaaufstieg gemeinsam angehen, finden nur notorische Nörgler bizarr.

16 Heimspiele in Folge blieb Hertha BSC in der Bundesligasaison 2009/10 ohne Sieg, schlechter war nicht einmal das schlechteste Bundesligateam aller Zeiten, Tasmania Berlin. Es war eine späte Rache für die Tasmanen. Die hatten 1965/66 mit ihren Hobbykickern schließlich nur deshalb in der Bundesliga antreten müssen, weil die korrupte Hertha zwangsabgestiegen wurde, Westberlin aber dringend einen Bundesligisten brauchte.

Herthas Abstieg lag nicht allein in der Heimschwäche begründet, sondern auch in mangelnder Aggressivität. Das behauptet Stephan Nopp von der Deutschen Sporthochschule in Köln, er will herausgefunden haben: "Statistisch zeigt es sich: Wer zu lieb ist, der steigt ab." Tatsächlich waren die auf Platz 18 abonnierten Herthaner mit nur 453 Fouls das netteste Team der Liga, während sich Schalke mit mittelmäßigem Kader aber unerreichten 686 Fouls auf Platz zwei trat. Meister FC Bayern beging die drittwenigsten Fouls. Wie das zur Statistik passt? Fragen Sie Herrn Nopp!

Kennen Sie Herbert Lutz? Falls nicht, ist Ihnen bislang die Bekanntschaft mit dem einzigen Bundesligaschiedsrichter versagt geblieben, der in einem Spiel gleich fünf Strafstöße verhängte. Zugetragen hat sich das Ganze am 11. September 1965 im Borussen-Duell zwischen Gladbach und Dortmund. Der BVB gewann 5:4, weil Gladbach zwar drei der fünf Elfmeter zugesprochen bekam, aber wie Dortmund nur zweimal vom Punkt traf. Nach seinem denkwürdigen Bundesligadebüt leitete Lutz noch vier Spiele, allesamt elfmeterfrei.

5,275 Sekunden brauchte Bremens Marko Marin am 16. August, um den Dribbelparcours "Speed 4" zu absolvieren. Das reichte, um Dariusz Wosz (5,288 Sekunden) als deutscher Rekordhalter abzulösen. Für den Weltrekord von Barcelonas Lionel Messi (5,125 Sekunden) oder einen Platz in Werders Startelf gegen Sampdoria Genua reichte das Kunststückchen nicht.

FC Bayern als Ostklub der Liga

Tief im Osten: Miroslav Klose und Mario Gomez.

Tief im Osten: Miroslav Klose und Mario Gomez.

(Foto: picture alliance / dpa)

48° 12' 59.4" N und 11° 37' 33.48" O – das sind die Koordinaten der Münchner Allianz Arena. Sie beweisen: Der FC Bayern München ist nach Herthas Abstieg ganz offiziell der neue Ostklub der Fußball-Bundesliga.

"Wer 1:0 führt, der stets verliert" ist eine Kickerweisheit, die auf keinen Fall in der Bundesliga geprägt worden sein kann. Hierzulande ist eine 1:0-Führung zumindest im eigenen Stadion praktisch ein Garant dafür, dass mindestens ein Punkt herausspringt. Von 8309 Bundesliga-Partien, in denen das Heimteam das erste Tor erzielte, gingen nur 544 Spiele (6,55 Prozent) noch verloren, 1460 (17,57 Prozent) endeten remis. Allerdings: Auswärts ist das Risiko, nach 1:0-Führung noch zu verlieren, mit 21,68 Prozent (1.099 Spiele) mehr als dreimal so hoch.

Einsame Spitze darin, ein 1:0 zu verteidigen, sind selbstverständlich die Bayern. In 45 Bundesliga-Spielzeiten erzielten sie in 925 Spielen den ersten Treffer und verloren anschließend nur 53 Mal. Auch andersrum macht dem Rekordmeister keiner etwas vor: Denn von den 526 Partien, in denen Bayern mit 0:1 in Rückstand geriet, lagen die Bayern nur in 253 Spielen (48,1 Prozent) auch beim Schlusspfiff noch zurück. Wenn es freilich darum geht, ein 0:2 noch in einen Sieg zu drehen, brillieren die Betze-Buben vom 1. FC Kaiserslautern mit stolzen 15 Comebacks.

Wenn eine 1:0-Führung in der Fußball-Bundesliga schon Gold wert ist, was ist dann eine 4:0-Führung wert? Einen Sieg, todsicher! Von den 835 Partien mit einer 4:0-Führung für eine Mannschaft gewann diese in 834 Fällen. Die traurige Ausnahme ist der VfL Bochum, der am 18. September 1976 nach 53 Minuten mit 4:0 gegen den FC Bayern vorn lag, beim Abpfiff aber mit 5:6 hinten. Kleiner Trost: Die einzige andere Mannschaft, der eine 4:1-Führung nicht zum Sieg reichte, war der FC Bayern selbst - am 20. Oktober 1973 beim 4:7 in Kaiserslautern.

Schaaf auf Finkes Spuren

4121 Tage im Amt: Bremens Trainer Thomas Schaaf.

4121 Tage im Amt: Bremens Trainer Thomas Schaaf.

(Foto: dpa)

Sechsmal hat Manfred Kaltz in seiner Bundesligakarriere ins eigene Netz getroffen, unerreicht oft. Das schönste Eigentor hat jedoch Helmut Winklhofer erzielt. Für den KFC Uerdingen traf der Bayern-Profi 1985 aus 30 Metern ins eigene Tor, nachdem sein Gegenspieler bei einem vermeintlichen Pressschlag kurz zuvor zurückgezogen hatte. Die Auszeichnung für das Tor des Monats durfte Winklhofer nicht annehmen. Der FC Bayern hatte es ihm verboten.

Die meisten Eigentore in einer Partie unterliefen Hannover 96 in der Vorsaison. Am 16. Spieltag erzielten die Hannoveraner gegen Mönchengladbach sechs Tore, verloren aber trotzdem 3:5.

4121 Tage wird Thomas Schaaf im Amt sein, wenn er mit Werder Bremen am Samstag gegen 1899 Hoffenheim in die neue Saison startet. Zum ewigen Bundesligarekord von Volker Finke fehlen Schaaf damit aber noch ein paar Jährchen. Finke hielt es im beschaulichen Breisgau einst 16 Jahre beim SC Freiburg aus.

Stolze 90 Bundesliga-Treffer hat der FC Bayern in der 90. Minute oder sogar noch später erzielt, nur wirklich effektiv waren die Münchner mit ihren Schlussoffensiven nicht. Nur 21 dieser Tore wirkten sich noch auf die Punkteverteilung aus und bescherten den Bayern 31 Zähler. Weil die Bayern im Gegenzug 17 Mal durch Tore in den Schlussminuten noch 28 Punkte liegen ließen, sind sie in dieser Wertung ausnahmsweise nur Mittelmaß. Klar vorn liegt der 1. FC Kaiserslautern mit +23 Punkten durch Tore/Gegentore ab der 90. Minute. König der Last-Minute-Knipser ist Ailton, der viermal ganz spät noch ein entscheidendes Tor erzielte.

Selten treffen alle sofort

Der Dortmunder Physiker Metin Tolan hat nachgerechnet: Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass an einem Bundesligaspieltag alle 18 Mannschaften mindestens ein Tor erzielen, beträgt 1 Prozent. Letztmals zu bestaunen war dieses seltene Ereignis in der Bundesliga am 25. Spieltag der Saison 2007/08. Letztmals ganz knapp davor stand die Liga am 22. Spieltag der Vorsaison. Damals trafen alle Vereine – nur der 1. FC Köln nicht.

Nicht nur der 25. Spieltag der Saison 2007/08 war für die Bundesliga ein besonderer, auch der 22. Spieltag der Saison 1993/94. Damals übernahm der MSV Duisburg nach einem 1:0-Sieg gegen Werder Bremen die Tabellenführung in der Bundesliga. Was allein schon eine Rarität ist wurde noch durch das Novum aufgewertet, dass die Duisburger mit einer negativen Tordifferenz (-1) Platz eins erobert hatten.

Die Fußball-Bundesliga hat einen zusätzlichen Champions-League-Startplatz dicht vor Augen. Nach dem Erfolg des VfB Stuttgart in der Europa-League-Qualifikation liegt Deutschland in der Fünfjahreswertung der Europäischen Fußball-Union mit 55,353 Punkten mehr als vier Zähler vor Italien (50,981).

Das liegt vor allem daran daran, dass den Italienern aus der Saison 2005/06 insgesamt 15,357 Punkte gestrichen worden sind, den damals relativ erfolglosen Deutschen aber nur 10,437. Damit könnte Deutschland in der Saison 2012/13 vier Champions-League-Teilnehmer (3 Direktstarter, 1 Qualifikant) stellen.

Quelle: ntv.de, gesammelt von Christoph Wolf

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