Fußball

Mehr Fußball, weniger Politik Wie Rudi Völler beim DFB dem Wandel trotzt

Mit Völler wird schon alles gut. So wohl die Idee des DFB.

Mit Völler wird schon alles gut. So wohl die Idee des DFB.

(Foto: picture alliance / firo Sportphoto)

Rudi Völler ist als neuer Sportdirektor eher Verwalter als Macher. Der frühere Bundestrainer erinnert an die alten, guten Zeiten. Damit ist er alles andere als ein Erneuerer - diesen Job müssen dann seine Nachfolger übernehmen. Beim DFB spricht man damit vor allem eine bestimmte Klientel an.

Die Rudivöllerhaftigkeit weniger TV-Sekunden reicht aus, um zu verstehen, warum der Deutsche Fußball-Bund (DFB) einen Altbekannten aus den eigenen Reihen zum Sportdirektor erwählt hat. Als Rudi Völler am 21. Mai am Münchner Flughafen die Szenerie der Sport1-Sendung "Doppelpass" betrat, klimperte die Band ein paar Töne an - und schon sangen alle das Lied über den Mann, den es nur einmal gibt. Ein kurzes Zwinkern: Alles wird gut.

Rudi Völler verwaltet beim DFB bis zur Heim-EM 2024 die Abteilung "Gute Laune und alte Zeit". Präsident Bernd Neuendorf spricht über Politik, Finanzen, Gesellschaftliches, er selbst moderiert die sportlichen Themen (ab). Antonio Rüdiger ist ein guter Junge, obwohl er einen nervigen Fan beleidigt hat, man hört beinahe das Tätscheln auf der Wange des Innenverteidigers. Der DFB ist nicht immer an allem schuld, und der Weltmeister Argentinien? Der ist "auch nicht besser als wir". So wie es halt 1990 war. Nur sind "wir" in Katar in der Vorrunde ausgeschieden.

Bei einer bestimmten Klientel, die eher männlich und eher älter als 45 ist, kommt das sehr gut an. Die sehen in Völler den Mann mit dem lockigen Haar, feucht von Schweiß oder Frank Rijkaards Spucke, den Weltmeister, aber auch den Teamchef, der sich so wunderbar aufregen konnte. Es gibt nur ein' Rudi Völler.

Nachfolger bekommt echte Aufgabe

Dem 63-Jährigen kommt zugute, dass von ihm keine entscheidenden strategisch-strukturellen Impulse erwartet werden: Das können seine Nachfolger regeln, derzeit sind Sami Khedira und Hannes Wolf im Gespräch. Völler verbreitet in seinem Verantwortungsbereich ein wohliges Gefühl von Vertrautheit, eben die gute, alte, durchaus auch einfachere Zeit.

Wenn er anlasslos über das Gendern spricht (nicht sein Ding), leitet er das über seine Heimat Hanau her. Von dort kamen schließlich die Gebrüder Grimm. Das ist alles nicht ganz schlüssig, wie seine Stichelei gegen Klima-Aktivisten - aber mit Politik muss es auch mal gut sein: "Jetzt geht es wieder um Fußball."

Rudi Völler hat der Nationalmannschaft die Rückkehr zur schwarz-rot-goldenen Kapitänsbinde verordnet. Damit trifft er den Nerv derer, die dem Team ohnehin nahegelegt haben, sich mehr um Fußball und weniger um gesellschaftliche Themen zu kümmern. Wandel? Hm. Die Themen lassen sich aus dem Erfolg heraus ohnehin besser setzen als rund um ein blamables Scheitern.

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Am heutigen Samstag kam Völler mit einem Kaffeebecher zum Training, er umarmte Hansi Flick. Völler redet viel mit und zu den Spielern, er ist Flick eine unterstützende Hand und Stimme. Er hat der Nationalmannschaft als Spieler und Teamchef gedient, jetzt tut er es eben als Sportdirektor. So wie Hans-Joachim Watzke von dieser Personalentscheidung berichtete, klang es, als hätte Völler nicht schnell genug nein gesagt.

Am Freitag wurde er rührselig. Das 1000. Länderspiel gegen die Ukraine wird in Bremen ausgetragen, wo 1982 Völlers Bundesliga-Karriere begann. Wenn der Bus vom Osterdeich zum Stadion runterfahre, sei das wie früher: "Alles ist ein bisschen schöner und moderner, sonst hat sich gar nicht so viel geändert." Es war ein Satz, der auf vieles gepasst hätte.

Quelle: ntv.de, ara/sid

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