Fußball

Bayern gastieren bei CfR Cluj Wie lange hält der Burgfrieden?

Den Graben, den Bayerns Pröäsident Uli Hoeneß mit seiner überraschend fundamentalen Kritik aufgerissen hat, will Trainer Louis van Gaal keineswegs mit Nettigkeiten zuschütten. Da gerät fast in den Hintergrund, dass die Münchner heute in der Champions League bei CfR Cluj spielen.

"Erstaunt und sehr, sehr enttäuscht": Louis van Gaal.

"Erstaunt und sehr, sehr enttäuscht": Louis van Gaal.

(Foto: dpa)

Wem nicht ganz klar war, was Uli Hoeneß mit seinem Vorwurf der Beratungsresistenz und Besserwisserei gegen Bayern-Trainer Louis van Gaal gemeint haben könnte, der wurde in der Pressekonferenz vor dem Champions-League-Spiel bei CfR Cluj aufgeklärt. Dort antwortete van Gaal auf die Frage eines Journalisten, ob es wichtig sei, den Streit mit Hoeneß vor dem Spiel zu klären: "Ich weiß, dass sie immer eine Frage zu viel stellen."

In Erinnerung bleiben wird die Pressekonferenz im Crystal Room des Opera Plaza Hotels im rumänischen Cluj-Napoca aber nicht wegen van Gaals Rüpelei gegen die Presse, die hat der Niederländer in seiner Bayern-Zeit inzwischen kultiviert. In Erinnerung bleiben wird sie wegen der offenen Widerworte, die van Gaal zuvor für seinen Chefkritiker Hoeneß gefunden hatte. Die Bayern-Folklore ist zwar reich an denkwürdigen Auftritten, man denke an Giovanni Trapattonis Wutrede ("Struuunz!") oder die Verbal-Attacke von Hoeneß gegen kritische Fans ("Was glaubt Ihr, wer Ihr seid?!"). Doch dass sich wie Louis van Gaal ein Trainer öffentlich und in aller Deutlichkeit gegen den personifizierten FC Bayern Uli Hoeneß stellt, ist auch beim FC Hollywood ein Novum.

Kein Platz für Nettigkeiten

Den Graben, den Hoeneß mit seiner überraschenden wie fundamentalen Kritik aufgerissen hatte, wollte van Gaal keineswegs mit Nettigkeiten zuschütten. Er wollte die Vorwürfe energisch zurückweisen und nahm dabei mit vor Empörung bebender Stimme in Kauf, dass er den Vorwurf der Beratungsresistenz mit seinen Richtigstellungen nur bestätigte und die Kluft zwischen sich und Hoeneß weiter vergrößerte.  "Erstaunt und sehr, sehr enttäuscht" habe ihn die Präsidenten-Schelte, erklärte van Gaal. Hoeneß, nicht er selbst, habe Spieler wie Demichelis, Timoschtschuk oder Gomez als "Zweite-Reihe-Spieler" bezeichnet, sagte er. Und dass er sich von seinem Präsidenten mangelhafte Kommunikation vorwerfen lassen musste, empfand er als Frechheit. Der Umgang mit den Spielern sei doch "eine meiner besten Qualitäten".

Dass Hoeneß und van Gaal nur Minuten nach diesem Ausbruch "in einer offenen Diskussion" zusammenfanden, wie es der Verein später kommunizierte, scheint schon allein zeitlich fraglich zu sein. Für das laut FC Bayern "ausführliche" Gespräch hatten van Gaal, Hoeneß, Mediator Karl-Heinz Rummenigge und die anderen Beteiligten nämlich kaum eine Stunde Zeit. Dann nämlich musste van Gaal zum Training, schließlich steht in Cluj das vierte Vorrundenspiel in der Gruppenphase der Champions League an und schließlich steht van Gaal dafür nur ein Mini-Kader zur Verfügung.

Acht Spieler sind verletzt

Die Reise zu CFR Cluj (ab 20.45 Uhr im n-tv.de Liveticker) trat der Rekordmeister ohne den verletzten Holger Badstuber an. Der Innenverteidiger fällt aufgrund einer Schambeinentzündung aus, die er sich beim Aufwärmen vor dem Spiel gegen den SC Freiburg in der Fußball-Bundesliga zugezogen hatte. Dafür steht David Alaba nach seinem Bänderriss erstmals wieder im Kader, der trotzdem nur 15 Spieler umfasst.

Van Gaal muss in Cluj auf acht verletzte Spieler verzichten. Neben Badstuber meldete sich auch  Ivica Olic für sechs Monate ab. Der Kroate wird wegen eines Außenmeniskus- und Knorpelschadens am Knie in den USA operiert. Neben den beiden Superstars Arjen Robben und Franck Ribery fehlen weiterhin Kapitän Mark van Bommel und Miroslav Klose. Auch Breno und Diego Contento stehen noch nicht zur Verfügung.

Ein Sieg - und die Bayern sind im Achtelfinale

Wie den Bayern (4:2 gegen den SC Freiburg) gelang auch Cluj die Generalprobe für das Duell in der Königsklasse. Gegen Tabellenführer Otelul Galati erkämpfte der rumänische Meister einen unerwarteten Punkt. Das ändert aber nichts daran, dass der Verein nach wie vor im Mittelfeld der Tabelle feststeckt. In der Champions League führen die Bayern ihre Vorrundengruppe mit neun Zählern aus drei Spielern vor dem FC Basel, dem AS Rom und den Rumänen (je 3 Punkte) an, die beim 2:3 in München zweieinhalb Eigentore erzielt hatten.

Mit dem vierten Sieg im vierten Spiel können die Bayern in Rumänien also nicht nur einen Vereinsrekord aufstellen, sondern bereits den Einzug ins Achtelfinale der Champions League perfekt machen. Für Louis van Gaal wäre es ganz sicher eine persönliche Genugtuung.

CfR Cluj - FC Bayern München, 20.45 Uhr

Cluj: Stancioiu - Tony, Cadu, Alcantara, Rada - Bastos, Dica, Costa, Culio - Traore, Bjelanovic. - Trainer: Catu
'München: Butt - Lahm, van Buyten, Demichelis, Pranjic - Ottl, Timoschtschuk - Schweinsteiger - Müller, Kroos - Gomez. - Trainer: van Gaal
Schiedsrichter: Serge Gumienny (Belgien)

Quelle: ntv.de, cwo/sid

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