Einer der letzten Helden von Bern "Windhund" Horst Eckel wird 80
08.02.2012, 07:30 Uhr
Jubilar: Horst Eckel, Weltmeister von 1954, feiert seinen 80. Geburtstag.
(Foto: dpa)
Horst Eckel gehört neben Ottmar Walter und Hans Schäfer zu den drei noch lebenden Fußball-Weltmeistern von 1954. Der Held von Bern feiert seinen 80. Geburtstag, wirkt aber fitter als mancher 50-Jährige. Mehr Angst als sein Alter macht ihm sein 1. FC Kaiserslautern und der Bundesliga-Abstiegskampf.
Der Stress in den Wochen vor dem runden Geburtstag hat fast den Frieden im Hause Eckel gefährdet. "Meine Frau hat wegen den vielen Terminen schon mit mir geschimpft", sagte Horst Eckel dem SID während eines kurzen Spaziergangs durch das Fritz-Walter-Stadion mit einem Schmunzeln im Gesicht. An Eckels Ehrentag wird bei seiner Ehefrau Hannelore aber die Freude wieder die Oberhand gewinnen. Dann wird bei einer großen Party mit viel Prominenz auf dem Betzenberg der 80. Geburtstag des Helden von Bern gefeiert, den Hannelore drei Jahre nach dem WM-Sieg 1954 geheiratet hat.
"Ich weiß nur, dass viele Leute kommen werden. Wer alles kommt, haben sie mir nicht verraten", sagte Eckel mit Blick auf die Feierlichkeiten, die von "seinem" 1. FC Kaiserslautern und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) ausgerichteten werden. Der Jubilar weiß nur, dass neben bekannten Gesichtern aus dem Fußball auch der rheinland-pfälzische Ministerpräsident und FCK-Edelfan Kurt Beck zur Party kommen wird: "Das ist klar, ich sitze auf meinem Ehrenplatz während der Spiele ja genau neben ihm."
Mitfiebern auf dem Betzenberg
Eben jene Spiele lässt sich Eckel, der zwischen 1949 und 1960 in 213 Partien 64 Tore für die Lauterer erzielte, auch im fortgeschrittenen Alter nicht entgehen. "Wenn ich zu Hause bin, komme ich immer auf den Betzenberg. Das ist doch selbstverständlich. Ich fiebere immer mit. Das ist doch klar", sagte der gebürtige Vogelbacher, der 1951 und 1953 mit den Pfälzern deutscher Meister wurde: "Das ist mein Verein. Ich bin hier groß geworden und durch den 1. FC Kaiserslautern groß geworden. Da steckt mein Herzblut drin. Das ist so und wird immer so bleiben."
Auch eine Knie-Operation, die Eckel vor wenigen Wochen über sich ergehen lassen musste, hält den 32-maligen Nationalspieler nicht vom Besuch der Heimspiele ab. Entsprechend gut ist Eckel, der trotz des Eingriffs körperlich fit wirkt, über die Lage des abstiegsbedrohten Bundesligisten informiert. "Wir haben zuviele Unentschieden. Mit vielen Unentschieden sind wir schon einmal abgestiegen, das macht mir ein bisschen Angst", sagte die FCK-Ikone, die 2004 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde: "Ich hoffe, dass sich die Mannschaft findet und wir in der Bundesliga bleiben - das ist das, was wir wollen."
Stolz auf das Wunder von Bern
Auf den Triumph im Wankdorfstadion wird Horst Eckel (v.l.) auch knapp 60 Jahre später noch überall angesprochen.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Ein sportliches Wunder wäre der Klassenerhalt der Pfälzer allerdings nicht, ganz im Gegenteil zum WM-Triumph von 1954. Das Wunder von Bern lässt den gelernten Werkzeugmacher und späteren Realschullehrer für Sport und Werken auch knapp 60 Jahre danach immer noch nicht los. "Ich kann hinkommen, wo ich will - in ganz Deutschland oder sogar im Ausland - ich werde immer wieder darauf angesprochen. Und da bin ich auch ein bisschen stolz drauf", erklärte der frühere Außenläufer mit dem Spitzennamen "Windhund". Die Erinnerung an den Triumph der Schützlinge von Trainer Sepp Herberger um Kapitän Fritz Walter ist für Eckel, der seine Karriere 1969 als letzter Weltmeister von 1954 beendete, allgegenwärtig: "Wenn meine Frau sagt, ich soll in den Keller gehen, um etwas zu holen, dann habe ich das im Keller oft schon wieder vergessen. Aber wenn ich über die WM rede oder über meine Fußballzeit sprechen muss oder soll, da weiß ich alles noch."
Leider ist ein Held von Bern dazu nicht mehr in der Lage. Ottmar Walter, der neben Eckel und Hans Schäfer zu den drei noch lebenden Weltmeistern gehört, leidet an Altersdemenz. Das belastet auch Eckel. "Ottmar Walter geht es nicht ganz so gut. Da fahre ich alle vier, fünf Wochen mal hin. Man kann leider nicht mehr so mit ihm sprechen, wie ich es gewohnt bin. Wir haben uns immer sehr gut verstanden", sagte der Vater zweier Töchter: "Aber wenn ich jetzt sehe, dass er mich manchmal gar nicht erkennt, dann tut mir das schon sehr weh."
Das Schicksal Walters macht Eckel, der in Bruchmühlbach-Miesau nahe Kaiserslautern wohnt, spürbar traurig. Dennoch will sich Eckel die Freude am Leben nicht nehmen lassen. Zu dieser Freude hat zuletzt auch das Nationalteam unter Bundestrainer Joachim Löw beigetragen. Eckel traut der Mannschaft bei der EM im Sommer den Titelgewinn zu: "Man hat in der letzten Zeit gesehen, wie gut die Mannschaft spielen kann. Ich hoffe nur, dass sie das bei der Europameisterschaft umsetzen können. Dann haben wir eine große Chance, vielleicht wieder einmal Europameister zu werden."
Quelle: ntv.de, Alexander Sarter, sid