DFB-Boss drängt ins Rampenlicht Zwanziger kündigt Rücktritt an
02.12.2011, 21:18 Uhr
DFB-Präsident Theo Zwanziger: Jemand hat die Absicht zurückzutreten.
(Foto: dpa)
Am Tag, als Fußball-Deutschland über die EM-Auslosung für 2012 diskutiert, drängt sich DFB-Präsident Theo Zwanziger mit Macht in den Mittelpunkt: mit seiner Ankündigung, im Oktober 2012 vorzeitig von seinem DFB-Amt zurücktreten zu wollen. Nur die Posten in UEFA und FIFA will er behalten, um dort weiter Gutes zu tun.
DFB-Präsident Theo Zwanziger ist erneut amtsmüde, will aber diesmal auch Konsequenzen daraus ziehen. Für Oktober 2012 hat Zwanziger seinen Rücktritt angekündigt, obwohl seine Amtszeit eigentlich noch bis 2013 läuft. Damit sorgte er am Tag der EM-Auslosung für das Turnier 2012, die Deutschland eine schwierige Vorrundengruppe bescherte, für einen überraschenden Paukenschlag, zumindest für die Öffentlichkeit.

Mit seiner Rücktrittsankündigung ließ Zwanziger die EM-Auslosung etwas in den Hintergrund rücken. Zufall?
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Tatsächlich sei "diese Entscheidung (...) seit langem vorbereitet", sagte der 66-Jährige auf der Homepage des Deutschen Fußball-Bundes. Um einen reibungslosen Übergang an der Verbandsspitze zu gewährleisten, wolle er sein Amt nicht erst 2013 abgeben: "Wenn es nach mir persönlich geht, dann im Oktober 2012." Obwohl Zwanziger die Jahresabschlussfeier des Verbandes für die Bekanntgabe seiner Entscheidung nutzte, darf der Zeitpunkt der Verkündung als unglücklich gewählt betrachtet werden.
Zwanziger ist seit 2006 alleiniger Präsident. Zuvor hatte er zwei Jahre an der Seite von Gerhard Mayer-Vorfelder den größten Sportfachverband der Welt geführt. "Seit einigen Monaten" sei er "mit einer Persönlichkeit im Gespräch" über seine Nachfolge. Zwanziger will noch vor Weihnachten mit Generalsekretär Wolfgang Niersbach und Schatzmeister Horst R. Schmidt und den Präsidenten der Mitgliedsverbände ein Personalkonzept entwerfen.
Seine Aufgabe als Exekutivmitglied im Weltverband FIFA will Zwanziger noch bis 2015 erfüllen. Im Mai 2013 läuft sein Mandat im UEFA-Exekutivkomitee aus.
Amtszeit voller Affären
Zwanziger hat den DFB geprägt und geformt und war zunächst unumstritten. Als Förderer und erklärter Fan des Frauen-Fußballs verschaffte er sich viele Sympathien, mit einer bewegenden Rede nach dem Suizid von Robert Enke erntete er Respekt und Anerkennung.
Seine Amtszeit als DFB-Präsident wurde aber auch von einigen Affären überschattet. Mehrmals dachte er öffentlich an Rücktritt oder zeigte sich amtsmüde. Auch seine Krisenkommunikation wurde oft kritisiert. So spannte Zwanziger im Herbst 2008 den DFB für eine Kampagne gegen den Sportjournalisten Jens Weinreich ein, weil er sich von diesem in seiner persönlichen Ehre gekränkt fühlte. Weinreich hatte Zwanziger als "unglaublichen Demagogen" kritisiert, der DFB-Boss zog vor Gericht und drohte für den Fall einer juristischen Niederlage mit seinem Rücktritt. Nachdem Zwanziger sechs Mal vor Gericht unterlegen war, schloss er schließlich einen Vergleich mit Weinreich - und blieb im Amt.
Auch in der DFB-Schiedsrichteraffäre um Michael Kempter und Manfred Amerell im Jahr 2010 machte Zwanziger keine gute Figur, als er vorschnell Position für Kempter bezog. Anfang 2010 scheiterten die Vertragsverhandlungen mit Bundestrainer Joachim Löw mit großem Getöse, obwohl Zwanziger schon im Dezember 2009 eine Einigung verkündet hatte. Von autoritärer Amtsführung, Machtmissbrauch und kommunikativer Krise war anschließend zu lesen. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" nannte ihn "Zickzack-Zwanziger". Nach der WM 2010 kokettierte er dann öffentlich mit einer "tiefen Sehnsucht nach dem Privaten", um sich doch wiederwählen zu lassen. Zuletzt musste Zwanziger Kritik dafür einstecken, dass er die Steueraffäre im deutschen Schiedsrichterwesen zunächst kleinreden wollte. Zudem lieferte er sich eine öffentliche Schlammschlacht mit DFB-Vizepräsident Rainer Koch, die in der Degradierung Kochs endete.
Keine Aufklärung in der FIFA
Nicht zu vergessen: Von Zwanzigers Ankündigungen, im Fußball-Weltverband FIFA als Exekutivmitglied für mehr Transparenz sorgen zu wollen, ist wenig übrig geblieben. Der vor der Frauen-WM 2011 öffentlichkeitswirksam angekündigte Runde Tisch zum Thema Korruption in der FIFA hat nie stattgefunden. Herausgekommen ist nur ein dickes Arbeitspapier von Zwanziger, das dieser an FIFA-Präsident Joseph Blatter übergeben hat.
Wirkliche Schritte hin zu Transparenz sind im Fußball-Weltverband aber auch ein Jahr nach den skandalösen WM-Vergaben an Russland und Katar nicht zu erkennen. Erst am Donnerstag lehnte Transparency International die FIFA-Einladung ab, sich an der neugegründeten Lösungskommission zu beteiligen. Grund ist unter anderem die Weigerung der FIFA, Korruptionsfälle in der Vergangenheit ernsthaft aufzuarbeiten - ein Umstand, der Theo Zwanziger nicht anficht. Er verkündete nun: "Ich denke, dass ich in der FIFA noch einiges bewegen kann."
Quelle: ntv.de, cwo/sid/dpa