"Immer wieder Überraschungen" Hoeneß kritisiert van Gaal
22.01.2011, 08:24 UhrBayern-Präsident Uli Hoeneß ist unzufrieden mit der bisherigen Bundesligasaison des Rekordmeisters und erwartet deshalb ab sofort Erfolgserlebnisse von Team und Trainer. Lob hat er nur für BVB-Trainer Jürgen Klopp parat. Louis van Gaal reagiert leicht pikiert auf die neuerliche Kritik an seiner Person.

Uli Hoeneß wollte 2008 Jürgen Klopp zum FC Bayern holen und bekam Jürgen Klinsmann. Nun ist Louis van Gaal da und Hoeneß trotzdem nicht zufrieden.
(Foto: picture alliance / dpa)
Bayern-Präsident Uli Hoeneß hat nach dem missratenen Rückrundenstart gegen Wolfsburg von Coach Louis van Gaal und der Mannschaft unmissverständlich Siege eingefordert. In der "Süddeutschen Zeitung" sagte er: "Jetzt haben wir fast unsere Top-Elf, und es gibt keine WM mehr als Ausrede. Eines muss allen klar sein: Am 1. Januar hat beim FC Bayern die Wahrheit dieser Saison begonnen." Vor dem Heimspiel gegen Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern gab Hoeneß die Qualifikation für die Champions League als offizielles Saisonziel aus. Derzeit liegen die Münchner als Tabellenfünfter vier Zähler hinter dem Zweiten Hannover 96.
Tabellenführer Borussia Dortmund liegt sogar 16 Punkte vor dem Rekordmeister. Warum eigentlich, könnten sich weder Hoeneß noch der Vereinsvorstand erklären, auch wenn der Bayern-Präsident dem BVB "auf allen Ebenen erstklassige Arbeit" attestiert: "Ich bin hundert Prozent sicher, dass wir die in ein paar Wochen in München schlagen. Im Eins-gegen-eins hat Dortmund doch nie die bessere Mannschaft. Die bessere haben wir, mit Abstand! Nur bringen‘s wir nicht auf den Platz. Das macht mich nachdenklich."
Klopp der bessere van Gaal?
Vielleicht denkt Hoeneß dann auch darüber nach, dass seine Bayern zwar die beste Mannschaft haben, aber womöglich nicht mehr den besten Trainer. Der Eindruck, dass Hoeneß mit seinen Aussagen erneut Kritik an Trainer van Gaal übt, diesmal allerdings subtiler als noch im Spätherbst 2010, verfestigt sich im SZ-Interview jedenfalls durch seine lobenden Aussagen über einen anderen Coach: "Was ich von Jürgen Klopp als Trainer halte, weiß jeder, weil ich ihn ja 2008 statt Jürgen Klinsmann zu uns holen wollte." Damals habe er sich dann überzeugen lassen, das "Abenteuer Klinsmann" anzugehen: "Dass das ein großer Fehler war, wissen wir nicht erst seit heute." Klopp wechselte damals zur Borussia und ist nun auf dem besten Weg zur Meisterschaft mit BVB.
Dass sich Schalkes Nationaltorwart Manuel Neuer nach van Gaals überraschendem Torwartwechsel zu Thomas Kraft nicht mehr auf dem Weg nach München befinden könnte, verneinte Hoeneß. An seiner befürwortenden Haltung habe sich trotz des herausragenden Bundesligadebüts des Bayern-Eigengewächses gegen Wolfsburg nichts geändert: "Denn ich bin immer für Nachhaltigkeit in der Meinungsbildung, so auch hier." Übergangen fühlte sich Hoeneß von van Gaals eigenmächtigem Wechsel nicht, dennoch fand er das Vorgehen grenzwertig: "So eine Entscheidung darf der Trainer total selbstständig treffen. Was allerdings Jörg Butt rein menschlich gesehen über diese Entscheidung denkt, sei mal dahingestellt."
Mit dem Kopf durch die Wand
Offene Kritik übte Hoeneß erneut am Auftreten seines Trainers. "Es ist die Frage, ob man immer mit dem Kopf durch die Wand muss", sagte er mit Blick auf den niederländischen Coach. Allerdings hätten die Bayern gewusst, wen sie nach München geholt haben: "Van Gaal ist van Gaal, das betont er selbst. Das muss man wissen und respektieren, wenn man ihn verpflichtet. Und dazu gehören eben immer wieder Überraschungen."
Van Gaal reagierte zurückhaltend, aber dennoch leicht pikiert auf die neuen Äußerungen seines Präsidenten. "Ich denke, dass ich damit leben muss", sagte er im TV-Bezahlsender Sky. "Er ist eine Ikone, er darf das sagen. Aber ob das die Wahrheit ist, ist etwas anderes."
Quelle: ntv.de, cwo/dpa