Redelings über kuriose Verletzungen Als Effenberg beim Rodeln verunglückte
10.11.2015, 12:52 Uhr
Beim Rodeln verletzt, ja und? Stefan Effenberg lässt sich nichts verbieten.
Igor Belanow hat eine prima Idee: Der Russe feiert den Klassenerhalt mit Gladbach auf dem Lampenschirm. Doch so schmerzhaft wie Bryan Robsons Bettaktion ist Belanows Abgang nicht. Richtig doof läuft's auch für Hand-Torjäger Leon Andreasen.
Was für ein Pech! Die Krankenakte von Hannovers Leon Andreasen hat sich um einen kuriosen Fall erweitert. Am Wochenende schnitt er sich beim Versuch, ein größeres Paket zu öffnen, mit der scharfen Klinge in die Hand. Die Folge: Eine Notoperation und der Ausfall fürs kommende Länderspiel! Schwacher Trost für Andreasen: Vor kuriosen Verletzungen ist niemand gefeit. Es passiert auch den Allergrößten. In der Saison 1989/90 wurde der junge Stefan Effenberg der "Wuttke vom Bökelberg" genannt – und genauso rebellisch verhielt er sich auch. Während des Urlaubs im Schnee brach er sich das Steißbein – ausgerechnet beim Rodeln. Zwar war vertraglich fixiert, dass alle Winteraktivitäten verboten sind, aber Effenberg meinte cool: "Ich lasse mir nicht vorschreiben, was ich alles machen darf und was nicht!"
Das muss sich auch sein Mannschaftskollege Igor Belanow gedacht haben. Der russische Nationalspieler feierte im Mai 1991 den Klassenerhalt mit Borussia Mönchengladbach so ausgiebig, dass er sich zu später Stunde an eine Lampe hing und unter der Decke ausgelassen durch das Restaurant schaukelte. Die versammelte Mannschaft applaudierte kräftig, bis Belanow unter dem Gejohle auf dem Hosenboden landete. In der Hand hielt er die aus der Decke gerissene Lampe. Am nächsten Tag ging es zum Arzt. Belanow hatte sich ebenso wie Effenberg eine äußerst schmerzhafte Verletzung am Steißbein zugezogen.
Kurve einer mitteleuropäischen Wendeltreppe unterschätzt
Als sich der VfB-Spieler Andreas Buck mit einer Leistenverletzung abmelden musste, meinte sein Trainer Jürgen Sundermann mit einem verschmitzten Lächeln nur: "Er hat auf einer mitteleuropäischen Wendeltreppe die Kurve unterschätzt." Über die Jahre haben sich wahre Anekdoten-Schätzchen in den Geschichtsbüchern des Fußballs angesammelt. Zu den kuriosen Verletzungs-Höhepunkten zählt ganz sicher der Muskelfaserriss, den sich der unter Flugangst leidende Paolo Guerrero ausgerechnet bei einem Sprint auf dem Flughafen zuzog - weil er unbedingt noch seinen Flieger erreichen wollte.
Ben Redelings ist "Chronist des Fußballwahnsinns" (Manni Breuckmann) und leidenschaftlicher Anhänger des VfL Bochum. Der Autor, Filmemacher und Komödiant lebt in Bochum und pflegt sein Schatzkästchen mit Anekdoten. Seine kulturellen Abende "Scudetto" sind legendär. Für n-tv.de schreibt er stets dienstags die spannendsten und lustigsten Geschichten auf. Sein Motto ist sein größter Bucherfolg: "Ein Tor würde dem Spiel gut tun".
Im Jahre 1964 berichtete der "kicker" von einer anderen sehr skurrilen Verletzungsgeschichte: "Nach dem Platzverweis von Stopper Stracke vom FSV Frankfurt suchte das Spielausschussmitglied Otto den vorgesehenen Ersatzmann Grutsch zu Hause auf. Grutsch hatte vor dem Fernsehschirm gesessen und wohl nicht bemerkt, dass ihm ein Bein eingeschlafen war. Als er beim Ertönen der Hausklingel aufsprang, gab es einen Knacks im Fußgelenk, so dass Grutsch und Otto zusehen konnten, wie eine starke Fußschwellung eintrat. Es dürfte wohl der erste Fall sein, dass ein Fußballspieler sich vor dem Bildschirm verletzt hat."
Erst Mittags-, dann Operationstisch
Ein Riesenpechvogel war auch der Schalker Keeper Norbert Nigbur, der in den Siebzigern beim 1. FC Köln bereits einen fix und fertig ausgehandelten Vertrag vorliegen hatte. Doch kurz vor der finalen Unterschrift saß er gemütlich am Mittagstisch, als ihn eine schwere Verletzung heimsuchte. Was damals genau geschah, weiß der Torhüter bis heute nicht. Verzweifelt versuchte er an diesem Tage aufzustehen, doch das Knie war unbeweglich. Nigbur hatte sich beim gemütlichen Essen zur Mittagsstunde den Meniskus eingeklemmt und musste operiert werden.

Blöd gelaufen: "Iron Maik" fügte sich im Nahkampf mit einem Pappkameraden eine tiefe Risswunde zu.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der selbsternannte "Iron Maik" Franz fügte sich in der Saison 2009/10 im Nahkampf mit einem Pappkameraden, die gerne für Freistoßübungen verwendet werden, eine tiefe Risswunde zu. Franz reagierte übrigens äußerst sympathisch auf seinen Fauxpas. Er meinte trocken: "Dummer Dummy." Der größte Pechvogel der Saison 1996/97 war ohne Zweifel Dirk Dammann. Der Abwehrrecke des FC St. Pauli rutschte im Mannschaftshotel aus und knallte mit dem Kopf gegen die Badewanne. Die Folge: eine schmerzhafte Jochbeinprellung. Das war zwar schlimm, wäre aber noch kein Grund gewesen, nicht zu spielen. Doch dann putzte sich Dammann die Nase, brach sich dabei das Siebbein und das Blut lief in die Nasennebenhöhlen. An einen Einsatz war so nicht mehr zu denken.
Dumm lief es in der Spielzeit 1983/84 auch für den Braunschweiger Reinhold Kindermann. Er brach sich den Fuß. Der Grund: Beim Heimwerken war ihm eine Tür auf ebendiesen Fuß gefallen! Ebenso unglücklich verletzte sich Bielefelds Verteidiger Karl-Heinz Geils. Kurz zuvor erst hatte er zusammen mit einem Freund ein Fitness-Center aufgemacht. Als er eines Morgens durch seinen Laden streifte, blieb er an einem Hantelständer hängen. Heraus plumpste ein Fünf-Kilo-Gewicht – genau auf Geils großen Zeh. Glück im Unglück: Das anschließende Muskel-Aufbautraining konnte der Armine kostenschonend im eigenen Center absolvieren!
"Halt die Klappe, du Landei"
Aber natürlich leiden nicht nur die Bundesliga-Spieler unter kuriosen Verletzungen. Einer der berühmtesten Fälle ist der von Englands Bryan Robson. Bei der Weltmeisterschaft 1990 in Italien zog er sich wie Geils einen Zehenbruch zu. Damals erzählte man der Presse allerdings etwas von Achillessehnenproblemen. Und das lag an der Geschichte, wie es passiert war. Die Wahrheit erzählte erst viele Jahre später Paul Gascoigne: "Trainer Bobby Robson hatte unser Fehlen bemerkt und ließ uns mit der Polizei suchen. Wir rannten wie die Teufel, um ins Hotel zu kommen, bevor er uns erwischte. Ich warf mich aufs Bett und alberte weiter rum. 'Halt die Klappe, du Landei', fluchte Bryan. 'Du verträgst ja wirklich gar nichts.' Bryan stemmte das Bett hoch und versuchte mich runterzukippen, dabei rutschte er aus – und das Bett knallte auf seine Zehe. Überall war Blut." Eine unglaubliche Story. Doch natürlich erzählten sie die ihrem Trainer nicht. Paul Gascoigne erfand lieber eine fast noch grandiosere Ausrede: "Ich sagte, Bryan habe seine Füße im Bidet gewaschen und sei dabei ausgerutscht." Genial!
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Quelle: ntv.de