Redelings Nachspielzeit

"Das ist Wahnsinn!" Als Toni Polster mit Peter Neururer zusammenziehen wollte

Toni Polster (links) wollte für Peter Neururer seine Frau wohl nur im Spaß verlassen.

Toni Polster (links) wollte für Peter Neururer seine Frau wohl nur im Spaß verlassen.

(Foto: imago images/Uwe Kraft)

Er war einer der ganz großen Sprücheklopfer der Bundesliga, der Toni "Doppelpack" Polster. Die Fans und die Medien liebten den Österreicher gleichermaßen. Doch mit zwei Trainerikonen verscherzte er es sich. Heute feiert der Wiener seinen 60. Geburtstag.

Eines Tages zeigte sich Toni Polster nach einer Bundesliga-Partie echt verwundert. Seine Mannschaft hatte gerade verloren und ihm war etwas Sonderbares bewusst geworden: "Das ist Wahnsinn! Da gibt's Spieler im Team, die laufen noch weniger als ich!" Das hört sich im ersten Moment nach Koketterie an, war aber in der Karriere des Österreichers durchaus die Realität. Als er später ins Management bei Borussia Mönchengladbach wechselte, wurde Polster gefragt, was er denn da so genau mache. Und auch hier hat der Wiener seinen Schmäh und einen gesunden Hang zur Wahrheit bewiesen: "Das, was ich schon die letzten 20 Jahre gemacht hab', mich wichtig machen und deppert reden!"

Damals beim FC in Köln gewann er schnell die Herzen der Fans für sich. Polster trat als echter Spaßvogel auf, der jederzeit für einen guten Spruch zu haben war. Nur mit seinem Trainer Peter Neururer lief es nicht ganz so gut. Der Österreicher wurde des Öfteren auf das schwierige Verhältnis zu seinem Coach angesprochen, doch Toni wusste gekonnt zu kontern: "Wir lassen uns beide von unseren Frauen scheiden und ziehen zusammen!" In Wahrheit hätte Polster seine Frau natürlich nie hergeben, schließlich hatte er sie sich hart erkämpft, wie er einmal in lauschiger Runde erzählte: "Elisabeth hat in der Wiener Disco 'Jack Daniels' an einer Miss-Wahl teilgenommen. Obwohl sie die Hübscheste war, wurde sie nur Dritte. Da habe ich mich als Reporter vom 'Rennbahn-Express' ausgegeben und um ein Interview gebeten. So kamen wir ins Gespräch, und nun sind wir schon seit fünf Jahren glücklich verheiratet."

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Als seine Zeit in Köln zu Ende zu gehen drohte, verlängerte er im letzten Moment doch noch einmal seinen Vertrag. Der Presse gegenüber begründete er seinen Schritt anschließend so: "Teamkollege Horst Heldt hat mich jeden Tag umarmt und gesagt: 'Lass uns jede Stunde genießen.' Diesem Treiben musste ich ein Ende setzen." Nachdem die Kölner in die 2. Liga abgestiegen waren, wechselte Polster nach Gladbach. Bei einem 6:1-Sieg seines ehemaligen FC saß er wenige Wochen nach seinem Transfer auf der Tribüne. Er konnte nicht recht glauben, was sein Ex-Verein da für eine beeindruckende Leistung bot: "Warum habt ihr bloß nicht so gespielt, als ich noch da war?" Seinen Wechsel vom 1. FC Köln zu Borussia Mönchengladbach kommentierte Toni Polster damals so: "Ich habe es mir sehr genau überlegt und dann spontan zugesagt."

"Habe ihm das Pfeiferl weggenommen"

Bei den Fohlen gefiel es dem Wiener Stürmer von Anfang an richtig gut: "Ich fühle mich fast wie in Österreich. Es gibt viele Berge: den Bökelberg, dann war der Effenberg hier. Unser Trainingsplatz heißt Alm, unser Trainer Rausch. Also Almrausch." Die Probleme traten erst auf, als es einen Wechsel auf dem Posten des Chefcoachs gab. Polster ahnte damals schon, was ihm da blühte: "Als Hans Meyer als Trainer zu Gladbach gekommen ist, wussten wir, dass er einen älteren Star aussortieren wird. Weil er das immer so gemacht hat. Und ich habe die Daumen gedrückt, dass es der Michael Frontzeck ist. Leider Gottes war ich es dann!" Hans Meyer zeigte sich übrigens auch im Nachhinein noch amüsiert über den damaligen Transfer vom FC nach Gladbach: "In Köln haben sie vier Tage lang die Geschäftsstelle abgeschlossen und jede halbe Stunde eine Flasche Sekt entkorkt, als sie den Toni Polster für 1,8 Millionen Mark nach Gladbach verkauft hatten."

Neben dem Fußball verstand es Toni Polster schon immer sein Unterhaltungstalent zu klingender Münze zu machen. Das führte zwar hier und da zu Stress mit seinem Arbeitgeber, lohnte sich aber auch finanziell für ihn. Nur einmal wurde die Sache richtig brenzlig, als sich Polster nach einer Niederlage über das Verbot des Vereins hinwegsetzte und mit seiner Band "Die fabulösen Thekenschlampen" den Hit "Toni, lass es polstern" auf einem Fest intonierte. Doch Polster sah die ganze Angelegenheit hinterher betont gelassen: "Ich habe den Auftritt vor dem Spiel zugesagt, und ich stehe zu meinem Wort. In jedem Fall war diese lächerliche Aufregung die beste Werbung für meine CD mit den Schlampen. Sie hat sich schon 80.000-mal verkauft - für ein Fußballerlied ist das sensationell."

Der Hang zum Quatschmacher war schon früh bei Polster ausgeprägt, wie er einmal in seinem Buch "Doppelpack. Fußball mit Herz und Schmäh" erzählte: "Da fällt mir eine Anekdote aus meiner Jugend ein. Ein Austria-Mitspieler, der schon mit Gelb belastet war, beging zum wiederholten Mal ein derbes Foul. Ich habe gesehen, wie der Schiri die Gelbe Karte zückt, die Rote wäre gefolgt. Also nix wie hin und schnell intervenieren: 'Schauen Sie', habe ich gesagt, 'das war Pech, das war nicht so arg.' Laut war ich halt, habe mich echauffiert. Da hat mich der Schiri angeschnauzt: 'Na, wollen Sie vielleicht pfeifen?' Ich weiß nicht warum, aber ich habe ihm das Pfeiferl weggenommen, bin hin zum 'Sündenbock' - und hab' ihn angebrüllt: 'Hör auf, so hinein zuhauen. Das war das letzte Mal, das nächste Mal fliegst!' Dann habe ich dem Schiri das Pfeiferl wiedergegeben, mich verbeugt und artig bedankt. Dem hat das gefallen. Er hat ein Auge zugedrückt, und wir haben bis zum Schluss zu elft gespielt. Mein Schmäh eben."

"Den guten alten Adam weggrätschen"

Während seiner Karriere scheute Polster auch nicht vor klaren Ansagen an seine Teamkollegen zurück: "Ich sag' oft zu meinen Mitspielern: Super, Junge, du hast einen Spitzenlaktat, aber du hast trotzdem ein Problem - dein größter Feind ist der Ball." Gegner hatten sich sogar vor ihm in Acht zu nehmen. Jörg Neun gab er mal über die Presse mit auf den Weg: "Ich habe ihn liquidiert. Wenn er etwas will, soll er sich vorher seinen Ausweis anhängen, damit seine Mutter ihn nicht nur an der Blutgruppe erkennt." Wie ernst man diese Drohung nehmen sollte, zeigt vielleicht der Anrufbeantworter-Spruch des Wieners: "Ich bin im Keller und putze meine Waffen."

Der Mann, der immer für eine Schlagzeile gut war ("Polster raucht Kette und beim FC ist Feuer unterm Dach"), wurde einmal gefragt, wohin er mit einer Zeitmaschine reisen würde. Er antwortete: "Ich würde zurück ins Paradies, den guten alten Adam weggrätschen, Eva den Apfel aus der Hand reißen und so allen Menschen das Paradies öffnen." Mit Journalisten hatte der österreichische Nationalspieler eh immer so seinen Spaß. Reporter: "Warum haben Sie Ihren Vertrag in Köln eigentlich noch immer nicht verlängert?" Polster: "Das Problem ist, dass mir der Verein mehr zahlen möchte, als ich verlange." Reporter: "Das war aber jetzt ein Scherz, oder?" Polster: "Na hallo, Sie sind ja, wie man bei uns in Wien sagt, ein richtiger Blitzgneißer."

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Ausgewiesene Schlaumeier waren auch beim FC damals aktiv. Als Polster wegen Nachtretens gegen Paulo Sergio mit Rot vom Platz flog, wollten die Kölner die sehr lange Sperre reduzieren. Sie hatten extra ein Video anfertigen lassen, das Polster vor dem Sportgericht entlasten sollte. Doch als man in Frankfurt gemeinsam die Kassette einsteckte, sahen alle zusammen ein Video der Kölner Mundart-Musikgruppe "Bläck Fööss". Die Band sang begeistert ihre Lieder und im Saal herrschte Totenstille. Nur Toni Polster soll sein berühmtes Schmäh-Lächeln im Gesicht gehabt haben.

Polsters Blutgruppe ist positiv

Der gebürtige Wiener hat einmal gesagt: "Für mich gibt es nur Entweder-oder. Also entweder voll oder ganz!" Doch Ende des vergangenen Jahres musste sich auch ein Toni Polster erst einmal zurücknehmen. Nachdem er bereits kurz zuvor eine neue Hüfte erhalten hatte, teilte sein Klub Wiener Viktoria, den Polster seit ein paar Jahren trainiert, Ende Dezember mit, dass er nach einem Magendurchbruch erfolgreich operiert worden sei. Nach einigen Wochen und Monaten der Rekonvaleszenz freut sich Toni Polster nun bereits wieder darauf, mit seinen langjährigen Tennisfreunden auf dem Platz stehen zu können. Diese Lebenseinstellung ist für Polster typisch - so hat er doch einst einmal gemeint: "Ich bin Optimist. Sogar meine Blutgruppe ist positiv."

Frohen Mutes feiert der berühmte Wiener und legendäre Sprücheklopfer der Bundesliga heute seinen 60. Geburtstag. Alles Gute und Glück auf, lieber Toni Polster!

Quelle: ntv.de

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