Redelings Nachspielzeit

Redelings fragt die Stars Freundinnen? "Immer mehrere auf einmal"

Fesch, der Stefan Reuter (r.) - hier mit seinem Bayern-Kollegen Roland Grahammer. Kein Wunder, dass er massenweise Fanpost erhielt - oder?

Fesch, der Stefan Reuter (r.) - hier mit seinem Bayern-Kollegen Roland Grahammer. Kein Wunder, dass er massenweise Fanpost erhielt - oder?

(Foto: imago/HJS)

Was waren das für selige Bundesliga-Zeiten, als noch niemand ernsthaft forderte, dass Maskottchen vor dem Sportgericht erscheinen sollen? Damals redeten die Fußballhelden frei Schnauze - und das hat Spaß gemacht.

Als Marty McFly "Zurück in die Zukunft flog", Ferris Bueller im Kino blau machte, der "Braune Bär" noch kein Retro-Eis war und die Bundesliga-Berichte per Motorrad-Kurier zur "Sportschau" gebracht wurden, redeten unsere Fußballhelden noch so, wie ihnen der Schnabel gewachsen war. In aufwändig bebilderten Homestorys präsentierten sie im Kinderzimmer auf dem Boden liegend ihre Plattensammlung und schmusten in weißen Tennissocken auf quietschbunten Sofas lümmelnd mit ihrer Liebsten. Von der Abschottung, den inszenierten PR-Geschichten und einer bewusst zelebrierten Unnahbarkeit war damals noch nicht einmal im Ansatz etwas zu spüren.

Olaf Thon - damals bei Schalke 04 - präsentiert seine Plattensammlung. Ach ja, die guten 80er.

Olaf Thon - damals bei Schalke 04 - präsentiert seine Plattensammlung. Ach ja, die guten 80er.

(Foto: imago/Frinke)

Und so verwundert es nicht, dass das früher sehr populäre "Fussball-Magazin" auf seinen Seiten eine Rubrik etablierte, die "Fragen Sie Ihren Star!" hieß. Aus der Rückschau betrachtet wirken die Fragen der Fans und die Antworten der Stars nicht selten naiv, man könnte auch sagen, skurril. Doch eins ist klar: Heutzutage wäre eine solche Rubrik nicht mehr im Ansatz möglich. Und das ist schade, denn es entlarvt des Pudels Kern: Die vielfach kritisierte fehlende "Menschlichkeit" im Milliardengeschäft Profifußball zeigt sich genau in diesem banalen Fragen-Antwort-Spiel. Jede einzelne Aussage würde heute medial bis ins Letzte ausgeschlachtet werden. Also sagen die Fußballhelden lieber nichts - als das eine berühmte Wort zu viel. Dabei können sie es ja eigentlich. In den achtziger und frühen neunziger Jahren hatten die Fußballidole auf alle noch so abenteuerlichen Fragen eine passende Antwort parat.

"Wenn's FKK nur für Frauen gäbe, wäre ich dafür ..."

Vom heutigen Augsburger Manager und damaligen Frauenschwarm des 1. FC Nürnberg, Stefan Reuter, wollte beispielsweise Michael S. aus 7519 Eppingen wissen: "Hast Du eine Freundin?" Und Reuter antwortete souverän: "Immer mehrere auf einmal." Auch Elke T. aus 8300 Landshut war vom smarten Bundesligastar ganz begeistert und fragte: "Wann warst du das erste Mal verliebt?" Auch hier zögerte der Nürnberger nicht lange eine Antwort hinaus: "Mit fünf, in meinen Teddybär." Monika M. aus 7312 Nabern zeigte ebenfalls Interesse an Stefan Reuter und wollte vorausschauend wissen: "Wie viele Kinder wollen Sie einmal?" Der Jung-Nationalspieler parierte pointiert: "Kommt auf die Anzahl meiner Frauen an."

Auch Reuters Mannschaftskollege Dieter Eckstein stellte sich den Fragen der Fans. Das gefiel Thomas G. aus 6630 Saarlouis so gut, dass er diese Möglichkeit zum privaten Austausch weidlich ausnutzte und investigativ fragte: "Was hältst du von Freikörperkultur?" Die Antwort Ecksteins trieb das Team des Klubs damals zu Lachtränen: "Wenn's FKK nur für Frauen gäbe, wäre ich dafür …" Ein wahrhaft köstliches  Zeitdokument ist unterdessen die Frage von Marleen D. aus 2860 Osterholz-Scharmbeck geworden.

"Ein Tor würde dem Spiel gut tun"

Ben Redelings ist "Chronist des Fußballwahnsinns" (Manni Breuckmann) und leidenschaftlicher Anhänger des VfL Bochum. Der Autor, Filmemacher und Komödiant lebt in Bochum und pflegt sein Schatzkästchen mit Anekdoten. Seine kulturellen Abende "Scudetto" sind legendär. Für n-tv.de schreibt er stets dienstags die spannendsten und lustigsten Geschichten auf. Sein Motto ist sein größter Bucherfolg: "Ein Tor würde dem Spiel gut tun".

Die junge Dame hatte sich in den aufstrebenden Fußballstar und Womanizer Lothar Matthäus verguckt. Ohne falsche Scheu wollte sie vom damaligen Gladbacher wissen: "Würdest du dich bitte scheiden lassen und mich heiraten?" Überraschend, mit dem Wissen von heute, beantwortete Matthäus die Frage eindeutig: "Nein, ich bin glücklich verheiratet."

Ebenfalls ein Mann der klaren Kante war der Kölner Toni Schumacher. Was würde seine Antwort auf die Frage von Nicole H. aus 4800 Bielefeld, "Wie kommst du mit Uli Stein aus?", heute für ein gewaltiges Medienecho erzeugen. Nicht wenige würden den Rücktritt aus der Nationalmannschaft fordern, andere ein mehrmonatiges Spielverbot. Dabei war Schumachers Antwort zwar hart, aber im Grunde einfach nur grundehrlich: "Ich möchte privat nichts mit ihm zu tun haben."

Wenig zimperlich ging der Nationalkeeper nach der Weltmeisterschaft 1986 auch mit der Frage von Christoph S. aus 8700 Würzburg um. S. klagte Schumacher unumwunden an: "Sind Sie sich im Klaren, dass Sie unsere Nationalmannschaft um den WM-Titel gebracht haben?" Und wieder nahm der FC-Spieler kein Blatt vor den Mund: "Ich bin untröstlich." Hätte es damals schon Facebook gegeben, der Tag, an dem das "Fussball-Magazin" mit dieser Antwort Schumachers erschienen wäre, wäre kein guter für den streitbaren Torwart gewesen.

"Meine Frau ist in erster Linie Hausfrau"

Von einem Shitstorm wären auch Jean-Marie Pfaff, der Torhüter des FC Bayern, und Trainer Jürgen Sundermann nicht verschont geblieben. Das Thema Frauenfußball war noch relativ neu - so fielen auch die Antworten der beiden aus. Sybille H. aus Schmitten wollte von Pfaff wissen: "Wie ist deine Einstellung zum Damenfußball, und was würdest du sagen, wenn deine Frau auch spielte?" Der Belgier antwortete ungeschönt: "Meine Frau hat sicher keine Zeit zum Fußballspielen, sie ist in erster Linie Hausfrau. Aber wenn sie wirklich den Wunsch äußern würde, hätte ich nichts dagegen. Obwohl sie beim Ballstoppen mit der Brust sicher ihre Schwierigkeiten hätte.

Anja Katrin W. aus 3160 Lehrte erhielt auf die einfache Frage, "Gefällt Ihnen Mädchenfußball?", von Sundermann eine Antwort im Stile eines Rainer Brüderle. "Wenn er von hübschen Mädchen gespielt wird, schon." Aber auch ganz private Sorgen und Probleme konnten die Fans mit ihren Stars besprechen. Richard N. aus 4020 Mettmann war verunsichert. Er fühlte sich in der Schule von seinem Lehrer nicht fair benotet und fragte Gerd Strack: "Wie findest Du meine Schrift, im Zeugnis hatte ich eine Fünf. Ist das gerechtfertigt?" Leider konnte ihm der Kölner wenig Positives sagen: "Eine Fünf ist wohl ein bisschen happig, aber eine Vier hätte ich Dir wohl auch gegeben."

Abschließend noch ein Kracher. Rückblickend muss man wohl sagen, die Worte Franz Beckenbauers hätten in der heutigen Medienlandschaft wohl seine Karriere abrupt beendet. Damals wollte Hans-Josef H. aus 4980 Bünde vom Teamchef wissen: "Kennen Sie den Text der deutschen Nationalhymne auswendig, und haben Sie früher mitgesungen?" Die Antwort hätte heute - ohne Übertreibung - Sondersendungen und Brennpunkte im TV an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen zur Folge: "Nein, leider nicht. Mitgesungen habe ich auch nicht - ich hätte sonst meine jeweiligen Nachbarn vor dem Spiel wohl zu Tode erschreckt, bei meinen Sangeskünsten."

Das Buch unseres Kolumnisten Ben Redelings: "Bundesliga-Album: Unvergessliche Sprüche, Fotos, Anektdoten" bei Amazon bestellen. Und er ist gerade mit seinen Programmen unterwegs: Infos und Tickets.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen