Redelings Nachspielzeit

Nach Tod von Mino Raiola Ibrahimovic verlor "Freund, Bruder, Vater"

Zlatan Ibrahimovic und Mino Raiola waren mehr als ein Team.

Zlatan Ibrahimovic und Mino Raiola waren mehr als ein Team.

(Foto: imago images / VI Images)

Am Wochenende starb der Spielerberater vieler großer Fußballstars, Mino Raiola. Der schwedische Nationalspieler Zlatan Ibrahimovic hat bereits vor seinem Tod gesagt: "Mino ist viel mehr als ein Manager, er ist ein Freund, ein Bruder, ein Vater, alles." Eine ganz besondere Beziehung, mit tragischem Ende.

"Ich war der erste, der Zlatan sagte, dass er ein Arschloch ist." Mino Raiola war ein Mann der klaren Worte. Sein Credo: Spieler fanden ihn - nie umgekehrt. So war es auch damals in Amsterdam, als das junge schwedische Ausnahmetalent Zlatan Ibrahimovic bei Ajax spielte und die Fußballwelt aufhorchen ließ. Ibrahimovic hatte dem in Süditalien geborenen Raiola über einen Freund ausrichten lassen, dass der Berater ihn gerne kontaktieren könne. Doch der Sohn eines Pizzabäckers reagierte wie immer: Entweder der Schwede würde selbst zum Hörer greifen - oder er könne sich, so der damalige Wortlaut etwas feinsinniger übersetzt, "verpissen".

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Zlatan tat es, er rief Raiola an. Und daraus entwickelte sich das, was Ibra in seinem aktuellen Buch "Adrenalin" so beschreibt: "Er (Raiola) und meine Frau Helena zählen zu den wichtigsten Personen in meinem Leben und werden es immer bleiben." Man kann nur erahnen, wie groß dieser Verlust Ibrahimovic in diesen traurigen Tagen trifft: "Mino ist viel mehr als ein Manager, er ist ein Freund, ein Bruder, ein Vater, alles."

Mino Raiola war der Kompass im Leben des Zlatan Ibrahimovic. Seit ihrem ersten Treffen damals in den Niederlanden war der Italiener, der bereits im Alter von nur einem Jahr zusammen mit seinen Eltern in das niederländische Städtchen Haarlem auswanderte, nicht nur für die sportliche Laufbahn des Schweden verantwortlich. Denn wen Raiola per Handschlag-Vertrag unter seine Fittiche nahm, der wusste recht bald, dass er mehr als nur einen Spieleragenten an seiner Seite hatte.

"Hat Tausende von Problemen gelöst"

Zlatan Ibrahimovic, der vermutlich der größte aller großen Spieler von Mino Raiola war, konnte sich auf seinen Manager immer verlassen: "Er gab den Kurs meiner Karriere, meiner Triumphe vor, er hat mich aus den schwierigsten Momenten herausgezogen und für mich Tausende von Problemen gelöst."

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Raiola hatte stets eine brillante Idee, einen genauen Plan für seine Profis. Er wusste, wohin sie gehörten - und wie er sie dorthin bringen konnte. Dass das allerdings nicht ohne klare Ansagen ging, musste auch Zlatan Ibrahimovic gleich bei seiner ersten Station in den Niederlanden lernen. Der Schwede berichtete in seinem ersten Buch "Ich bin Zlatan", wie dies konkret aussah: "Raiola holte vier A4-Blätter aus der Tasche, die er aus dem Internet ausgedruckt hatte, und darauf standen eine Masse Namen und Zahlen, beispielsweise Christian Vieri, 27 Spiele, 24 Tore. Filippo Inzaghi, 25 Spiele, 20 Tore. David Trezeguet, 24 Spiele, 20 Tore, und am Schluss Zlatan Ibrahimovic, 25 Spiele, 5 Tore."

Raiola stellte Ibra eine Frage: "Willst du der Beste in der Welt werden oder der sein, der am meisten verdient?" Als Zlatan antwortete "Der Beste der Welt", erwiderte der Italiener knallhart: "Du sollst deine Autos verkaufen. Du sollst deine Uhren verkaufen und anfangen, dreimal so hart zu trainieren. Denn deine Statistik ist der letzte Dreck." Und Zlatan? Der gab Raiola seinen Porsche - und begann zu arbeiten. Es war der Start einer einzigartigen Reise, die die beiden zu großartigen Vereinen und fantastischen Triumphen führte.

"Wir trennen uns nie"

Doch nicht immer war alles zwischen den beiden eitel Sonnenschein. Als sich Ibrahimovic während seiner Zeit in Los Angeles zwischen "Palmen und Sandstränden" sehr wohl fühlte, fürchtete er die Verhandlungstaktik seines Managers: "Mino war zu stark für die Leute dort. Er hätte sie weggefegt, alles kaputt gemacht, und ich hätte nicht mehr in der MLS gespielt." Weil er keinen anderen Ausweg aus dem Dilemma sah, beging Ibra einen großen Fehler, den ihm Raiola nie verziehen hat. Er hielt seinen Berater aus den Verhandlungen raus. Als Raiola davon erfuhr, reagierte er äußerst verschnupft: "Du hättest das nicht tun dürfen, Zlatan. Das ist mein Job. Ich hätte mich darum kümmern müssen."

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Doch vermutlich war diese Geschichte sogar maßgeblich dafür verantwortlich, dass Ibrahimovic auch heute noch - mit über vierzig Jahren - spielt. Denn nach seiner Zeit in den USA forderte Raiola vom Schweden ein, dass er seine Karriere wegen dieser Sache fortsetzen müsse. Und Zlatan tat es, weil er wusste, dass er gegen den Willen und das Geschick seines Managers kaum eine Chance hatte: "Wenn Mino sich etwas in den Kopf setzt, hält ihn niemand auf, dann rollt er vorwärts wie ein Panzer. Außerdem ist er zu klug, er weiß immer, was er sagen muss."

Zlatan Ibrahimovic hat einmal über Mino Raiola gemeint: "Wir können streiten, uns beschimpfen, aber wir trennen uns nie." Nun hat der Tod die beiden auseinandergerissen. Zlatan Ibrahimovic hat nicht nur seinen Manager, sondern auch einen "Freund, Bruder und Vater" verloren.

Quelle: ntv.de

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