Redelings Nachspielzeit

"Ich platze. Das ist Wahnsinn!"Skandalspiel von Rostock eskaliert die Schiedsrichter-Diskussion

08.12.2025, 20:03 Uhr Ben-RedelingsVon Ben Redelings
Rostock-Deutschland-07-Dezember-2025-3-Liga-2025-2026-FC-Hansa-Rostock-vs-TSV-Alemannia-Aachen-Im-Bild-5-v-li-Schiedsrichter-Daniel-Bartnitzki-zeigt-Rot-rot-Karte-Platzverweis-an-4-v-li-Danilo-Wiebe-Alemannia-Aachen-DFB-regulations-prohibit-any-use-of-photographs-as-image-sequences-and-or-quasi-video
Schiedsrichter Daniel Bartnitzki zeigt dem Aachener Danilo Wiebe die Rote Karte. Der ist maximal fassungslos. (Foto: IMAGO/Fotostand)

Zwei eindeutige, "krasse Fehlentscheidungen" unterliefen bei der Sonntagspartie in Rostock dem Schiedsrichter. Und auch wenn Aachens Kapitän hinterher "Hilfsmittel" wie ein iPad für den Schiri forderte, ist nun endgültig klar: Es geht nicht mit und nicht ohne VAR. Aber was kann dann die Lösung sein?

"Dieser Schiri sollte nie wieder pfeifen dürfen", war noch eine der harmloseren Äußerungen im Netz im Anschluss an die Sonntagspartie der 3. Liga zwischen Hansa Rostock und Alemannia Aachen. Und auch der Kommentator des Spiels reagierte auf eine der beiden unglaublichen Fehlentscheidungen des Schiedsrichters Daniel Bartnitzki nur mit einem erstaunten: "Hä?" Allein Aachens Trainer Mersad Selimbegović zeigte sich nach dem Ausgleich seiner Mannschaft (2:2) in allerletzter Sekunde überraschend milde, als er über den Schiri meinte: "Er hat heute keinen guten Tag erwischt."

Doch dass das als Entschuldigung nach dieser denkwürdigen Begegnung, die die meisten Beobachter vor Ort und an den TV-Geräten als Skandalspiel bezeichneten, nicht reichen wird, machte im Anschluss an die Partie Aachens ziemlich aufgeräumt und klar wirkender Kapitän Bentley Baxter Bahn deutlich: "Bei aller Liebe, da müssen wir uns alle in dieser Liga mal hinterfragen. Hier sind 25.000 Zuschauer im Stadion. Da muss man auch mal zusehen, dass hier was reinkommt."

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VAR light mit iPad?

Was der Kapitän der Alemannia damit meinte, stellte sich als eine spannende, allerdings auch ziemlich realitätsferne Idee heraus: "Dass man zumindest ein iPad da stehen hat oder irgendwas. Das Spiel war komplett kaputtgemacht. Das ist kein Fußball. Von daher: iPad draußen, der vierte Offizielle hat sowieso nicht allzu viel zu tun, iPad angucken und noch einmal drüberschauen. Die Zeit müssen wir uns nehmen. Ganz einfach."

Der Frust auf Seiten der Aachener war verständlich, denn Schiri Daniel Bartnitzki hatte nicht nur fälschlicherweise bereits nach zehn Minuten Alemannias Danilo Wiebe vom Platz gestellt, sondern kurz vor der Pause irrtümlich auch noch einen Elfmeter gegen Aachen verhängt. Dabei stand Alemannias Spieler Joel da Silva Kiala nicht nur nicht im Strafraum, sondern bekam den Ball auch noch an den Kopf und nicht an die Hand, wie es Bartnitzki gesehen haben wollte.

Zwei solch extreme, völlig eindeutige und spielentscheidende Fehlurteile werfen natürlich Fragen auf, die weit über die Partie des Sonntags hinausgehen, auch wenn die Lösung bei weitem nicht so simpel sein wird, wie Bentley Baxter Bahn nach dem Spiel meinte: "Der macht das mit Sicherheit nicht mit Absicht, aber dann gebt ihm doch Hilfsmittel. Lasst uns den Schiri in Ruhe lassen, der ist selbst sauer, wenn er das sieht. Der weiß, das waren zwei krasse Fehlentscheidungen."

Wie sieht die Zukunft des Fußballs aus?

Doch wie man mittlerweile aufgrund der zahlreichen und in ihrer Schärfe zunehmenden Diskussionen in den ersten beiden Ligen über den Einsatz technischer "Hilfsmittel" (VAR) weiß: Eine effektive und gut funktionierende Lösung ist das leider auch nicht. Selbst wenn Statistiken vermeintlich das Gegenteil beweisen sollen - gefühlt ist der Fußball seit der Einführung des Videoschiedsrichters nicht gerechter geworden. Der starke Gegenwind in den vergangenen Wochen, Monaten und eigentlich Jahren zeigt dies deutlich. Doch nun stellt sich immer dringender die Frage: Wie kann die Zukunft des (Profi-)Fußballs aussehen?

Zuallererst muss man sich wohl kurzfristig damit abfinden, dass nicht nur gefühlt die Qualität der Schiedsrichter in den vergangenen Jahren - vermutlich seit dem Start des VAR - abgenommen hat. Im Grunde ist dies offensichtlich sogar eine direkte Folge der Einführung des Videoschiedsrichters. Es scheint so, dass den Schiedsrichtern die Schärfe bei Entscheidungsfindungen etwas abhandengekommen ist. Das erklärt im Einzelfall zwar dennoch nicht solch krassen Fehlurteile wie gestern in Rostock, ist aber Woche für Woche die Realität in den Stadien des Profifußballs.

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Der Fußball lebt auch von diesen Diskussionen

Doch das aktuelle Dilemma - es geht nicht ohne, aber auch nicht mit dem VAR - wird in Zukunft wohl der Einsatz von KI und am Ende (auch wenn das noch wie eine sehr ferne Zukunft klingt) auch der Einsatz von Robotertechnik auflösen. Diese Entwicklung wird man aller Voraussicht nach nicht aufhalten können. Sie wird dem Lauf der Dinge geschuldet sein.

Ob der Fußball damit dann am Ende allerdings wirklich gerecht und unfehlbar sein wird, muss man abwarten. Man kann es sich (noch) kaum vorstellen. Doch auch eine Sache sollte man, egal wie frustrierend solche unglaublichen Fehlurteile wie beim Sonntagsspiel in Rostock auch sein mögen, nie vergessen: Die hitzigen Diskussionen gehören zum Fußball seit Anbeginn dazu. Vermutlich würden sie uns eines Tages sogar fehlen - wenn das Spiel einmal klinisch rein und ohne strittige Situationen ablaufen würde.

Quelle: ntv.de

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