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Unheimliche SerieWie der SV Werder Bremen zur Job-Vernichtungs-Maschine wurde

10.11.2025, 12:17 Uhr Ben-RedelingsBen Redelings
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Horst Steffen (hinten) hat Paul Simonis im Auge. (Foto: IMAGO/RHR-Foto)

Drei Übungsleiter der gegnerischen Mannschaften mussten nach Spielen gegen den SV Werder Bremen in der laufenden Saison bereits gehen. Horst Steffen und sein Team sind nun also ganz offiziell als "Trainer-Killer" in der Liga gefürchtet.

"Es ist nie schön, wenn ein Trainer-Kollege gehen muss. Nie!" Florian Kohfeldt zeigte Mitgefühl, als wieder einmal ein Übungsleiter einer gegnerischen Mannschaft nach einem Spiel gegen seinen SV Werder Bremen gehen musste. Nach Peter Bosz, David Wagner und Alexander Nouri wurde im Frühjahr 2021 auch Bruno Labbadia nach einem Spiel gegen den "Job-Killer" (so die Boulevard-Presse) rausgeschmissen.

Kohfeldt selbst fand das Ganze damals eher "befremdlich" und wies jede direkte Schuld verständlicherweise von sich: "Es ist aber auch nie die Verantwortung des Gegenübers, sondern die des eigenen Klubs."

Nur wenige Monate nach dem Rauswurf von Bruno Labbadia bei der Hertha musste auch Florian Kohfeldt damals selbst in Bremen seine Koffer packen. In einem letzten Akt der Verzweiflung hatte Werder seinen Coach einen Spieltag vor Ende der Saison freigestellt. Die Worte des damaligen Geschäftsführer Sport, Frank Baumann, stammten aus dem Satzbaukasten der Bundesliga bei Entlassungen von Übungsleitern: "Wir sind weiterhin überzeugt, dass Florian Kohfeldt ein hervorragender Trainer ist, allerdings waren wir uns einig, jetzt noch einmal eine Veränderung vorzunehmen, um doch noch den Klassenerhalt zu erreichen." Das klappte am Ende, auch ohne Kohfeldt, dann aber doch nicht.

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"Das ist Zufall"

Der damalige Werder-Coach ist nun schon länger in Darmstadt aktiv - doch die Serie des SV Werder Bremen hat auch ohne Kohfeldt wieder an Fahrt aufgenommen. Unglaubliche 14 Trainer hat der frühere deutsche Meister seit dem Jahr 2000 nun schon, überspitzt gesagt, auf dem Gewissen. Drei davon alleine in dieser Saison. Nach Erik ten Hag und Gerardo Seoane wurde nach der Niederlage in Bremen auch Wolfsburgs Paul Simonis entlassen. Horst Steffen ist also auf dem besten Weg den Rekord seines Vorgängers zumindest einzustellen, wenn nicht sogar auszubauen. Die Angst bei den kommenden, leicht angeschlagenen Gegnern des SV Werder Bremen wird zukünftig sicherlich medial tüchtig ausgeschlachtet werden.

Verständlicherweise wollen die Hanseaten in dieser Situation jede Verantwortung schon vorausschauend zurückweisen. Wie damals bei Kohfeldt sind sich die Werderaner keiner direkten Schuld bewusst, wie der Chef der Profiabteilung, Peter Niemeyer, über das auffällige Phänomen sagt: "Das ist Zufall. Was bei unseren Gegnern passiert, ist für uns unerheblich." Und tatsächlich spielt der Faktor "Zufall" in diesem Fall sicherlich eine große Rolle, doch vermutlich spielt noch etwas anderes mit rein, was die Werder-Offiziellen naturgemäß nicht so gerne werden hören wollen.

Vereine, die gegen Bremen spielen, und bereits ordentlich in Schieflage geraten sind, hoffen natürlich gegen Werder eine Wende einleiten zu können. Anders als bei einem Spiel gegen den FC Bayern München rechnen sich die Gegner gegen Bremen noch etwas aus. Überspitzt gesagt: Klappt es am Ende selbst gegen Werder nicht, dann muss man als Klub endgültig die Reißleine ziehen. Unterschwellig spielt da vermutlich etwas mit, das erklären würde, warum auch der Hamburger SV und der FC Augsburg in der Tabelle der "Trainer-Killer" ganz oben stehen.

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Die Sache mit Funkel und Lienen

Horst Steffen fühlt sich aktuell in dieser Situation nicht wohl und zeigt, wie Florian Kohfeldt vor ein paar Jahren, Mitgefühl für seine entlassenen Kollegen. Doch mit dem neuen Stigma "Trainer-Killer" wird er in den kommenden Wochen und Monaten umgehen müssen, denn es ist absehbar, dass der Stuhl einiger Übungsleiter im Laufe der Saison noch ins Wackeln geraten wird. Und sollte Werder dann gegen diese Vereine spielen, wird die Karte des Bremer Job-Vernichters ausgespielt werden. Ob Werder und Horst Steffen das wollen oder nicht.

Übrigens: Es gab einmal in der Bundesliga ein umgekehrtes Job-Phänomen - damals zwischen Ewald Lienen und Friedhelm Funkel. Drei Mal folgte Funkel in wenigen Jahren direkt auf seinen entlassenen Kollegen Lienen bei einem Klub. Beim MSV Duisburg, Hansa Rostock und dem 1. FC Köln beerbte der langjährige Bundesliga-Coach damals seinen Kollegen.

In dieser Zeit witzelte man nach einem Rauswurf von Lienen bereits, dass Friedhelm Funkel seine Koffer schon packen könne. Doch dann riss die Serie eines Tages. Die beiden verdienten Übungsgleiter hatten da nichts dagegen. Und in Bremen wäre man vermutlich ebenfalls ganz froh, wenn das Stigma "Trainer-Killer" recht bald zu einem anderen Klub weiterwandern würde.

Quelle: ntv.de

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