Fußball-WM 2018

Kaum Tränen um Ribéry-Aus Frankreich nimmt DFB-Team als WM-Vorbild

Mit Ach und Krach überstand die Equipe Tricolore die Playoffs.

Mit Ach und Krach überstand die Equipe Tricolore die Playoffs.

(Foto: imago/Ulmer)

Nach dem WM-Aus für Franck Ribéry wollen die Franzosen es den Deutschen gleichtun: In der Grande Nation erinnert man sich, dass bei der WM 2010 viele junge Profis der DFB-Auswahl ohne Capitano Michael Ballack groß auftrumpfen konnten.

Der Schock wurde schnell verdaut. Schon wenige Stunden nach der Nachricht, dass Frankreichs Nationalteam am Montag ohne ihren "Chef" Franck Ribéry zur Fußball-WM nach Brasilien fliegen muss, herrschte eine "Jetzt-erst-Recht"-Stimmung. Das Aus für den Profi von Bayern München wegen seiner chronischen Rückenschmerzen wurde weniger als Verlust, sondern vielmehr als Chance für die Equipe Tricolore begriffen.

Mut macht den Franzosen vor allem ein Blick zum Nachbarn nach Deutschland: "Vor vier Jahren hat der Ausfall von Michael Ballack bei der WM in Südafrika ja einige deutsche Spieler sowohl auf als auch neben dem Platz befreit. Diesem Beispiel müssen die Blauen nun folgen", erinnerte am Samstag "L'Équipe". Die französische Sportzeitung titelte daher auf Seite eins ohne viel Mitleid für Ribéry: "Ende des Romans".

An elf der 18 Tore beteiligt

Es gab zwar auch tröstende Worte für "Europas Fußball des Jahres". So twitterte sein brasilianischer Clubkollege Dante: "Es tut mir leid". Der niederländische Nationaltrainer Louis van Gaal, der es in seiner Zeit in München nicht immer leicht hatte mit Ribéry, sagte in Rio de Janeiro: "Ich weiß, wie ehrgeizig er ist, deshalb finde ich es auch sehr schlimm für ihn." Uefa-Chef Michel Platini stellte fest: "Das ist ein großer Verlust für die französische Nationalmannschaft, ein schwerer Schlag. Franck ist ein sehr wichtiger Spieler." In der Tat: In der WM-Qualifikation war Ribéry an elf der 18 Treffer beteiligt. Seine Erfahrung aus 81 Länderspielen wäre in einem jungen Team sehr wichtig gewesen.

Der Mann aus Boulogne-sur-Mer, der Freitagabend nach eigenen Worten mit "gebrochenem Herzen" das Trainingslager in Clairefontaine bei Paris verließ, hat mit zehn Einsätzen mehr WM-Erfahrung als alle anderen 22 Spieler aus dem französischen Kader, die nur auf neun WM-Spiele kommen. Dennoch: Vertreter der Fußball-Szene und der Medien sowie auch Fans sind der Meinung, dass es ohne Ribéry besser klappen kann. In einer Onlineumfrage von "L'Équipe" meinten nur 41 Prozent von rund 35.000 Lesern, der Ausfall werde das Team schwächen.

Ohne Ribéry "zu neuer Stärke"

Der frühere Nationaltrainer Raymond Domenech glaubt, dass die Équipe ohne den großen Star "zu neuer Stärke finden" kann. "Die Abwesenheit von Ribéry macht den Weg frei für neue Ideen, für andere Richtungen und Möglichkeiten", sagte der Mann, der Ribéry debütieren ließ und mit ihm in Deutschland Vizeweltmeister wurde. 2010 erlebte er mit Ribéry das Fiasko bei der WM in Südafrika samt Trainingsstreik.

Laut "L'Équipe" hat Frankreich Mittel, Ribéry zu ersetzen. Auf links könne Newcastle-Profi Loïc Rémy mit 27 den Durchbruch schaffen. Auch Antoine Griezmann könne auf seine große Stunde hoffen. Der 23-Jährige hat bei Real Sociedad eine tolle Saison gespielt und war mit 16 Treffern sechstbester Torschütze der Primera División. In Frage käme auch eine Doppelspitze mit Real-Madrid-Stürmer Karim Benzema und Arsenal-Golagetter Olivier Giroud in Frage. Letzterer, eigentlich Ersatz, zeigte in den Tests gegen Norwegen (4:0) und Paraguay (1:1) mit zwei Toren sehr gute Leistungen.

Ein Blick auf die Statistik könnte Nationaltrainer Didier Deschamps Hoffnung machen: Seit 2006 schossen "Les Bleus" in 41 Spielen ohne Ribéry im Schnitt mehr Tore als in den 68 Begegnungen mit dem Bayern-Profi (1,56 zu 1,37). Auch die Siegesquote war mit 61 zu 50 Prozent ohne König Franck höher.

Quelle: ntv.de, Emilio Rappold, dpa

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