WM-Viertelfinale gegen Holland Costa Rica fürchtet Robbens Flugkünste
05.07.2014, 17:30 Uhr
Arjen Robben fällt gerne theatralisch - vorzugsweise im Strafraum des Gegners.
(Foto: picture alliance / dpa)
Vor dem WM-Viertelfinale beäugen sich Costa Rica und die Niederlande mit Respekt. Während die Elftal sich einredet, das Spiel nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, reden die Costa Ricaner auf den Schiedsrichter ein. Sie fordern Gelbe Karten, für Arjen Robben.
Außenseiter Costa Rica hat Angst vor Arjen Robben. Nicht wegen seiner drei WM-Tore und seines Hochgeschwindigkeits-Fußballs - sondern wegen seiner Flugkünste. "Er ist einer der drei, vier besten Spieler der Welt, aber wir sind besorgt wegen seiner Schwalben", sagte Trainer Jorge Luis Pinto vor dem Viertelfinale der Ticos (22 Uhr/im Liveticker auf n-tv.de) gegen die Niederlande: "Ich bitte die Fifa und den Schiedsrichter, sehr vorsichtig zu sein und genau hinzuschauen."
Bayern-Star Robben hatte beim 2:1 im Achtelfinale gegen Mexiko mit einer spektakulären Flugeinlage den Elfmeter zum Siegtreffer von Klaas-Jan Huntelaar in der Nachspielzeit herausgeholt. Nachher entschuldigte er sich für eine andere "Schwalbe" während des Spiels. Pinto forderte von Referee Rawschan Irmatow (Usbekistan) ein klares Zeichen. "Vielleicht muss er das Feld verlassen, weil er zwei Gelbe Karten wegen Schwalben bekommt", sagte der Kolumbianer, "das kann passieren."
Die Diskussion um Robbens "Fallsucht" stellte seine bislang herausragenden Leistungen in den Schatten. Der 30-Jährige war nicht nur wegen seiner Treffer der überragende Oranje-Spieler und maßgeblich dafür verantwortlich, dass der Vizeweltmeister aller Kritik aus der Heimat zum Trotz mit vier Siegen ins Viertelfinale marschierte.
Der Münchner hat nach dem verlorenen WM-Finale von 2010 nur ein Ziel - das legendäre Maracana und den Goldpokal. Davon lässt er sich nicht ablenken, auch nicht vom Meer, das nur ein paar Schritte vom Mannschaftshotel entfernt ist. "Wir sind nicht hier, um das Wetter zu genießen und am Strand zu liegen", sagt er: "Wir sind auf einer Mission."
"Wir müssen uns gut vorbereiten"
Als die Niederländer ihr WM-Unternehmen planten, hatten sie eher Italien, England oder Uruguay als fünften Gegner erwartet. Doch auch vor den Ticos aus Mittelamerika, die mit ihrem WM-Märchen die Fußball-Welt überraschen, hat Robben großen Respekt: "Sie waren wirklich beeindruckend. Sie haben gezeigt, dass sie eine starke Mannschaft sind. Wir müssen uns sehr gut vorbereiten, um sie zu schlagen."
Die historische Erfolgsserie des Außenseiters soll jedoch weitergehen, wenn es nach Junior Diaz geht. "Wir träumen vom Halbfinale", sagt der Linksverteidiger von Mainz 05. Ihr Ziel haben die Mittelamerikaner allerdings schon längst erreicht. "Wir sind nach Brasilien gekommen, um für eine Überraschung zu sorgen", erklärt Diaz. Erstmals in der WM-Geschichte unter den besten Acht zu stehen, ist mehr als das.
Für Oranje indes ist das Viertelfinale noch zu wenig - auch wenn "die Erwartungen nicht so hoch waren", wie Robben betont. Wenn der Stürmer mit seinen Kollegen vor dem Spiel vom Catussaba Ressort Hotel im Mannschaftsbus zur Arena Fonte Nova fährt, kommen Erinnerungen hoch. Vor drei Wochen fegten sie hier Welt- und Europameister Spanien mit 5:1 aus dem Stadion. "Oranje wieder da, wo der Zauber begann", schrieb De Telegraaf, als die Niederländer am Donnerstag nach Salvador umzogen.
Nicht nur Robben, der eine Weltklasseleistung zeigte und zwei Tore erzielte, denkt gerne an die "neue Quelle" zurück. Auch sein Sturmpartner Robin van Persie: Sein sensationeller Flugkopfball war das erste WM-Tor für Oranje in Brasilien - und der Startschuss einer Mission, die im Finale am 13. Juli in Rio de Janeiro enden soll. Trotz aller Kritik an seinen "Schwalben" ist Robben in der Elftal unumstrittene Führungspersönlichkeit. "Er ist einer, der jeden scharf macht", sagte Mittelfeldspieler Georginio Wijnaldum: "Er ist ein echter Anführer, und er entscheidet Spiele. Er ist für die gegnerische Abwehr eine Plage."
Für Dirk Kuyt, vom Stürmer zum linken Verteidiger umgeschult, steht ohnehin fest: "Ich würde Arjen gegen keinen Spieler der Welt tauschen, er spielt eine fantastische WM." Der Bayern-Star selbst, mit offiziell gemessenen 37 km/h der Sprint-Weltmeister in Brasilien, fühlt sich "in der Form meines Lebens".
Quelle: ntv.de, Thomas Lipinski, sid