Fußball-WM 2018

Die Tücken der Vorhersage Darum wird Deutschland Weltmeister

Bastian Schweinsteiger, Schalthebel im Mittelfeld

Bastian Schweinsteiger, Schalthebel im Mittelfeld

(Foto: imago/Ulmer/Teamfoto)

Es ist zum Verrücktwerden: Einer wird gewinnen, eine Wahrheit zur Geschichte, einer verlieren. So ist der Sport, so ist Fußball, so ist die Weltmeisterschaft. Und Deutschland tritt im Finale gegen Argentinien an. Der Ausgang ist trotzdem klar: Die DFB-Elf holt den Titel.

Es gibt zwei Möglichkeiten. Erstens: Deutschland verliert zwölf Jahre nach der Niederlage von Yokohama sein zweites WM-Finale in Folge, erneut gegen eine südamerikanische Mannschaft. Oder: Die DFB-Elf gewinnt, wie schon 1990, das Endspiel um den wichtigsten Pokal im Weltfußball gegen Argentinien. Diese simplen Tatsachen sind der beste Ausgangspunkt für den Versuch einer Vorhersage, denn wo König Fußball vermeintlich regiert, gibt es immer auch Kaiser Zufall.

Die Vorhersage lautet: Deutschland wird Weltmeister, zu verfolgen ab 21 Uhr im n-tv.de Liveticker. Und das hat Gründe.

Die Albiceleste ist nicht nur Lionel Messi. Sie spielt kompakt und liegt den Deutschen damit eher als die Niederlande.

Die Albiceleste ist nicht nur Lionel Messi. Sie spielt kompakt und liegt den Deutschen damit eher als die Niederlande.

(Foto: imago/Ulmer/Teamfoto)

Zunächst einmal stehen die Niederlande nicht im Fin ale von Rio. Das Risiko, dass Holland sich in einem Finale gegen Deutschland durchgesetzt hätte, wäre groß gewesen. Die Organisation der Elftal war ähnlich wie die der Deutschen bei der WM 2010 vor allem auf Konter ausgelegt. Die DFB-Elf spielt inzwischen mehr auf Ballbesitz als früher und versucht, Ball und Gegner zu kontrollieren. Doch welcher als Außen- spielende Innenverteidiger hätte Arjen Robben in vollem Tempo und in der Form seines Lebens stoppen sollen? Benedikt Höwedes vielleicht?

Eben.

Argentinien zermürbt ähnlich wie italienische Mannschaften früher mit kontrolliertem Spiel. Das bekamen zuletzt die Niederländer zu spüren. So hat die Albiceleste das Halbfinale zwar nicht überzeugend, aber doch verdient gewonnen. Nicht ohne Grund jubelten argentinische Fans, Mannschaft und Trainer Alejandro Sabella, als der Schiedsrichter die Verlängerung abpfiff und das kommende Elfmeterschießen zur Gewissheit machte. Die Südamerikaner gingen lieber das Risiko der Elferlotterie ein - und damit 120 Minuten lang dem offenen Kontermesser der Niederländer aus dem Weg.

Deutschland und der Elfmeterkiller

Der argentinische Elfmeterkiller Sergio Goycochea brachte sein Team 1990 ins Finale - konnte aber dort gegen Andy Brehmes Strafstoß nichts ausrichten.

Der argentinische Elfmeterkiller Sergio Goycochea brachte sein Team 1990 ins Finale - konnte aber dort gegen Andy Brehmes Strafstoß nichts ausrichten.

(Foto: AP)

Mit Elfmeterschießen haben die Argentinier gute Erfahrungen. Die bislang letzte Finalteilnahme 1990 in Rom hatte der damalige, inzwischen legendäre Torhüter Sergio Goycochea mit jeweils zwei gehaltenen Elfmetern gegen Jugoslawien im Viertel- und Italien im Halbfinale möglich gemacht. Ein gutes Omen ist für Bundestrainer Joachim Löw und seine Elf jedoch, dass es ein Strafstoß war, der Deutschland gegen Argentinien - und eben jenen Goycochea - den letzten Titel brachte.

Deutschland hat neben Spanien und Brasilien in der Summe die besten Spieler samt internationaler Erfahrung en masse, so viel war vor diesem Turnier klar. Die Frage war nur: Sind alle dabei? Und sind sie fit genug?

Alle Macht dem Mittelfeld

Das Herz dieser Elf, das Mittelfeld, hat sich in die WM hineingebissen. Sami Khedira wollte anfangs just Kraft seines Willens die Folgen seiner Verletzung überspielen. Das hat überraschenderweise geklappt, wohl auch, weil Bundestrainer Joachim Löw ihm in den richtigen Momenten Pausen verschaffte.

Bastian Schweinsteigers Form etwa war vor der Reise nach Südamerika schwer einzuschätzen. Nun spielt er mit der Ruhe seiner Erfahrung - 29 Jahre, mehr als 100 Einsätze im deutschen Dress und als Vereinsspieler mit einer internationalen Titelgalerie ausgestattet. Bezeichnend, dass Löw nach den Toren im Halbfinale von Belo Horizonte immer den Münchner zu sich holte, damit dieser als Schalthebel die Anweisungen des Bundestrainers auf den Platz tragen sollte - und nicht Kapitän Philipp Lahm.

Wenn beim historischen Sieg gegen Brasilien Schweinsteiger der Schalthebel und Khedira der Mittelfeldmotor war, mimte der vielseitige Toni Kroos das Getriebe, das im richtigen Moment in den angesagten Gang schaltete - bis auf die zerfahrenen Anfangsphasen beider Halbzeiten, als das deutsche Mittelfeld einen Teil seiner Kontrolle an die körperlich dominant auftretenden Hausherren verlor.

Titelreife Besetzung

Die DFB-Elf ist jedoch nicht nur im Mittelfeld, sondern mit ihrem Spielsystem in fast allen Mannschaftsteilen titelreif besetzt. Und wenn die scheitern, gibt es ja noch Manuel Neuer. Exemplarisch für dessen Ausstrahlung auf den Gegner ist die Szene, als ein algerischer Spieler im Achtelfinale trotz Aussicht auf eine Torchance vorsichtshalber abdrehte, als der deutsche Aushilfslibero auf ihn zugestürmt kam.

Eine Tatsache spricht allerdings gegen die deutsche Elf: Nie zuvor hat eine europäische Mannschaft auf amerikanischem Boden eine WM gewonnen. Auf der anderen Seite hat Deutschland seit dem verlorenen WM-Finale 1986 in Mexiko kein Pflichtspiel mehr gegen Argentinien verloren. Wie das historische Halbfinale gegen Brasilien wird eine dieser Wahrheiten nach dem Finale in Rio de Janeiro Geschichte sein.

Aber Weltmeister wird Deutschland. Das ist sicher.

Quelle: ntv.de

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