Fußball-WM 2018

Was zählt ist auf dem Platz Der Irrtum des Per Mertesacker

Per Mertesacker ist bedient.

Per Mertesacker ist bedient.

(Foto: imago/Ulmer/Teamfoto)

Donnerwetter. Da haut mal einer auf den Putz - zeigt klare Kante gegen lästige Reporterfragen. Statt der üblichen Phrasen motzt sich Fußballer Per Mertesacker den Frust von der Seele. Zu recht? Wohl kaum.

Ja, Reporter und Kommentatoren können gewaltig nerven. Vor allem dann, wenn sie den Eindruck vermitteln Gustav und Gasthof nicht auseinanderhalten zu können. Oder auch dann, wenn sie mit ihren Kommentaren oder Fragen den Finger in die Wunde legen. So geschehen nach dem gestrigen Zittersieg gegen Algerien. Da wagte es doch der ZDF-Mann Boris Büchler, Abwehrchef Per Mertesacker nach dem "schwerfälligen und anfälligen" Spiel der Deutschen zu fragen.

Für Mertesacker war das zu viel. Auch wenn er zwischenzeitlich versuchte sachlich zu werden, blaffte er den Fragenden vor allem an. Und Deutschland freute sich, dass hier einer mal richtig Klartext redet. Nur, die Fragen von Büchler haben derartige Patzigkeiten nicht verdient. Die DFB-Elf konnte gegen Algerien in weiten Strecken eben nicht überzeugen. Vor allem in der Abwehr. Zur Erinnerung: Dies ist der Arbeitsplatz von Per Mertesacker.

Dass jener Derartiges nicht gerne hören möchte, mag menschlich verständlich sein, ändert aber nichts an der Realität. Und zu dieser gehören eben auch durchwachsene Spiele und deren journalistische Aufarbeitung. Die unsäglichen Interviews direkt nach Spielschluss sind nun mal Teil des Geschäfts. Dass diese im Falle eines überzeugenden Sieges deutlich leichter fallen als nach weniger guten Spielen, ist nachvollziehbar aber leider nicht zu ändern. Auch Per Mertesacker verdient ob dieser medialen Ausschlachtung des populären Ballsports Millionen - darin sollte auch ein angemessenes Schmerzensgeld für dumme - oder wie in diesem Fall - angemessene Fragen enthalten sein.

Sicher, der Abwehrrecke war sichtlich geschafft nach 120 Minuten Kampf. Hätte also der Reporter etwas mehr Rücksicht auf die Befindlichkeiten Mertesackers nehmen müssen? Nein. Das muss ein Profifußballer dieses Formats aushalten. Zumal die Fragen lediglich die Eindrücke von Millionen Zuschauern transportiert haben. Wenn Mertesacker dem nicht gewachsen ist, sollte er kein Interview geben.

All jene, die sich nun darüber freuen, dass ein Spieler des DFB-Teams aus dem Korsett des perfekten und geschulten Musterprofis ausgebrochen ist, sollten darüber nachdenken, ob dies nicht besser während des Spiels stattgefunden hätte. Ein "Typ" wäre gestern auf dem Platz von Nöten gewesen. Nicht als Interviewpartner.   

Quelle: ntv.de

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