"Das ist nur Zeitverschwendung" Freistoß-Spray ist umstritten
13.06.2014, 17:34 Uhr
Bis hierhin und nicht weiter: Kroatiens Mauer, mit Spray markiert.
(Foto: imago/Xinhua)
Im Eröffnungsspiel benutzt Schiedsrichter Yuichi Nishimura ein Hilfsmittel, das zum ersten Mal bei einer WM eingesetzt wird: Bei Freistößen sprüht der Unparteiische eine weiße Linie auf den Rasen. Die Bundesliga kann darin keinen Sinn erkennen.
Immerhin: Wenigstens das neue Freistoß-Spray wusste der unglückliche Schiedsrichter Yuichi Nishimura beim Eröffnungsspiel der Fußball-WM richtig einzusetzen. Die Flüssiggas-Substanz mit dem Namen "915 Fair Play Limit" sieht zwar aus wie Haarspray oder Rasierschaum, gehört aber seit dieser WM auf den Rasen. Doch das Hilfsmittel ist mindestens so umstritten wie der japanische Unparteiische seit seiner Fehlentscheidung bei Brasiliens 3:1-Erfolg gegen Kroatien.
"Wir hätten gerne schnell gespielt, aber der Schiedsrichter musste ja Farbe aufs Feld malen", schimpfte Nationaltorhüter Manuel Neuer von Bayern München im vergangenen Dezember bei der Klub-WM in Marokko, wo die Fifa das Spray testen ließ. Neuers Fazit: "Damit macht man das Spiel ein bisschen langsam. Deswegen ist das eher schädlich."
Sammer: "Durchgefallen"
Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer meinte: "Ich stelle mir das vor bei einem Spiel, das kurz vor Schluss auf Messers Schneide steht ... 18, 20 Meter zentral vor dem Tor lasse ich mir das gefallen. Aber seitlich oder sonst wo ist das nur Zeitverschwendung." Sammers Urteil: "Durchgefallen."
Der Weltverband sah es anders. Nach Tests in argentinischen und mexikanischen Profiligen, bei Kontinentalmeisterschaften in Südamerika, der U17- und U20-WM sowie der Klub-Weltmeisterschaft entschloss sich die Fifa, die kleine Dose auf die WM-Bühne zu hieven.
Das Spray soll, wie der Name sagt, bei Freistößen dafür sorgen, dass die Mauer den vorgeschriebenen Abstand von 9,15 m zum Schützen einhält. Laut Hersteller ist der weiße Schaum "biologisch abbaubar und harmlos für den Rasen". Nach "45 bis 120 Sekunden" ist er wieder verschwunden. "Vanishing spray" heißt es deshalb in der Fachsprache.
Keine Dosen-Zukunft in der Bundesliga
Erfunden hat es der Argentinier Pablo Silva. Der Amateurkicker soll sich darüber geärgert haben, dass bei seinen Freistößen die Mauer immer bis auf wenige Meter an ihn herantrippelte. Jetzt hängt sein Spray in einer kleinen Dose mit einem Inhalt von 147 Millilitern am Hosenbund der WM-Referees. Laut deren Chef Massimo Busacca ist es ein "wichtiges Hilfsmittel".
In die Bundesliga wird es dennoch nicht kommen. "Ich kann den Sinn des Sprays nicht erkennen. Aus fachlicher Sicht sehe ich keine Notwendigkeit, es in Deutschland einzusetzen", sagte der Vorsitzende des DFB-Schiedsrichterausschusses Herbert Fandel vor wenigen Monaten. Manuel Neuer dürfte aufgeatmet haben.
Quelle: ntv.de, Marco Mader, sid