Fußball-WM 2018

Wirbel um Video Holland wurde kein Tor geklaut

Argentiniens Torwart wehrt gegen die Niederlande zwei Elfmeter ab. Doch ein Amateurvideo wirft Fragen auf. Fand Ron Vlaars Schuss nach erfolgreicher Parade doch noch den Weg ins Tor - und wurde Oranje damit im Halbfinale geprellt?

Die Niederlande scheiden gegen Argentinien im Halbfinale mit 2:4 im Elfmeterschießen aus. Eigentlich eine klare Sache, sollte man meinen. Doch ein Video von Stadionbesuchern, das jetzt bei Youtube aufgetaucht ist, sorgt bei Anhängern von Oranje nachträglich für Aufruhr.

Der Mitschnitt zeigt das, was sich nach der Verlängerung abgespielt hat: Als erster Schütze der Niederlande tritt Ron Vlaar an den Elfmeterpunkt. Seinen flach ins rechte Eck gesetzten Schuss pariert Argentiniens Torwart Sergio Romero mit Bravour. Beide Spieler wenden sich ab; Vlaar enttäuscht, Romero jubelnd. Doch der Ball hat seine Reise noch nicht beendet. Nachdem Argentiniens Keeper ihn vom Tor wegfaustet, landet das Leder offenbar mit Effet kurz vor dem Fünf-Meter-Raum - und rollt langsam aber bestimmt wieder in Richtung Torlinie.

Die offizielle Kameraeinstellung hatte da schon längst gewechselt. Doch auf den Amateurvideos ist deutlich zu sehen, dass der Ball zumindest ziemlich genau auf der Linie landet. Wenn nicht sogar leicht dahinter. Auch Vlaar schaut Augenblicke nach seinem Schuss noch einmal verwundert zur Torlinie. Anschließend scheint er Schiedsrichter Cüneyt Çakır auf die Rückkehr des Balls in Richtung Torinnenraum aufmerksam machen zu wollen, doch der Unparteiische aus der Türkei lehnt Vlaars Einspruch ab.

Schiri, Assistent und Technik schweigen

Aus der Perspektive eines ersten Videos ist schwer auszumachen, ob der Ball die Linie am Ende tatsächlich doch überquert hat. Ein anderes Video zeigt jedoch eindeutig: Der Ball hat die Linie nicht in vollem Umfang überquert. Zudem zeigt ein drittes Video bei entsprechend langsamer Abspielgeschwindigkeit, dass Vlaar nach dem Aufprall das Rund noch einmal mit der Schulter berührt. Wenn dies auch keine Absicht gewesen sein mag, so gibt der Holländer dem Ball damit doch noch einmal den entscheidenden Drall, um ihn zurück in Richtung Linie zu schicken. Und eine zweite Berührung durch den Schützen ist verboten.

Doch was wäre, wenn der Ball tatsächlich ohne weiteres Zutun des Niederländers am Ende seines Weges im Tor Argentiniens gelandet sein sollte? Die Regeln besagen, dass ein Elfmeter auch dann als verwandelt gilt, wenn er "einen oder beide Pfosten und/oder die Querlatte und/oder den Torwart berührt", bevor er die Torlinie überschreitet. Zur Feststellung, ob das der Fall ist, steht zusätzlich der Schiedsrichterassistent am Seitenrand des Fünf-Meter-Raums. Aber nach Vlaars Schuss war auch vom zweiten Unparteiischen nichts zu hören. Ebenso meldet die Torlinientechnik Goal Control keinen Treffer.

Auch wenn Argentinien durch eine weitere Parade Romeros gegen Wesley Sneijder am Ende mit zwei Toren Unterschied gewann, hätte ein gültiger Treffer dem Spiel, ähnlich wie beim berüchtigten Wembley-Tor bei der WM 1966, als Deutschland gegen England im Finale mit 2:4 verlor, durchaus einen anderen Verlauf geben können. Doch die Niederländer werden kein São-Paulo-Tor bekommen, über das sie sich noch Jahre später echauffieren können. Sie sind gegen Argentinien regelkonform rausgeflogen.

Quelle: ntv.de, bwe

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