Verflixtes Spiel gegen Ghana Löw fürchtet offenen Schlagabtausch
21.06.2014, 10:18 Uhr
Joachim Löw weiß: Es wird heiß und schwül in Fortaleza.
(Foto: REUTERS)
Der Auftakt war grandios, nun folgt für die deutsche Fußball-Nationalelf mit der Partie gegen Ghana eine Aufgabe, auf der ein Fluch lastet. Sami Khedira will die Sache im Kopf regeln, Bundestrainer Joachim Löw warnt: "Wer nachlässt, verliert."
Er weiß es doch auch nicht. "Keine Ahnung", sagte Sami Khedira. "Vielleicht ist es eine Kopfsache." Heute (ab 21 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) spielt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Brasilien gegen Ghana. Das mit dem Auftakt hat gut geklappt, am Montag gewann die DFB-Elf mit 4:0 gegen Portugal. Nun sollte Khedira erklären, was das mit dem verflixten zweiten Spiel bei einem großen Turnier auf sich hat. Damit haben Deutschlands Fußballer nämlich wenig gute Erfahrungen gemacht.
Bei der Weltmeisterschaft vor vier Jahren in Südafrika folgte einem 4:0 im ersten Spiel gegen Australien ein 0:1 gegen Serbien, weil Miroslav Klose acht Minuten vor der Pause die gelb-rote Karte gesehen und Lukas Podolski nach einer Stunde einen Elfmeter verschossen hatte. 2006 in Deutschland schrammte das deutsche Team nach einem 4:2 gegen Costa Rica dann gegen Polen knapp an einem 0:0 vorbei, weil Oliver Neuville in der ersten Minute Nachspielzeit den Ball nach einem Flankenlauf von David Odonkor den Ball doch noch ins Tor beförderte. 2002 in Japan und Südkorea war die DFB-Elf unter Rudi Völler mit einem 8:0 gegen Saudi-Arabien gestartet, gegen Irland gab es in der zweiten Partie nur ein 1:1. In Frankreich 1998 gab's nach dem 2:0-Auftaktsieg gegen die USA ein 2:2 gegen Jugoslawien. 1994 in den USA mühte sich die deutsche Elf nach dem 1:0 gegen Bolivien zu einem 1:1 gegen Spanien.
Nur nicht wieder ein Gruppen-Endspiel
Und nun? Soll heute gegen Ghana in Fortaleza im Estádio Governador Plácido Castelo mit seinen 64.846 Plätzen alles besser werden. Sagte zumindest Khedira und versprach: "Diesmal sind wir gewarnt." Die Mannschaft werde alles tun, um nicht wieder in eine ähnlich missliche Lage wie bei der WM vor vier Jahren zu kommen. Seinerzeit musste die DFB-Elf ihr drittes Gruppenspiel unbedingt gewinnen, um sicher ins Achtelfinale zu kommen. Übrigens gegen Ghana, was dann auch gelang, am Ende kamen beide weiter. Nun würden sie sich im deutschen Lager gerne schon nach dem zweiten Spiel in Sicherheit wähnen. Oder wie es Bundestrainer Joachim Löw formulierte: "Mit einem Sieg können wir in der Gruppe davonziehen." Damit das klappt, versuchte er die Bedeutung des Kantersieges gegen Portugal herunterzuspielen: "Nach einem guten Auftakt ist die Herausforderung genauso groß wie nach einer Auftaktniederlage."
Womit wir endgültig bei den Ghanaern sind. Die sind nämlich mit einer 1:2-Niederlage gegen die USA gestartet, was sie, wie Löw sagte, umso gefährlicher macht. Damit auch alle verstehen, was er damit meint, glitt er etwas ins Martialische ab: "Für sie ist es ein Finale. Sie werden kämpfen bis aufs Blut." Übrigens exakt die Formulierung, die auch Ghanas Kevin-Prince Boateng gebrauchte. Ansonsten machte Löw das, was jeder Trainer in seiner Situation machen würde - er lobte die Spieler des Gegners. Die seien "körperlich robust, schnell und ausdauernd". Und er warnte: "Wenn man hier einen offenen Schlagabtausch hat, dann wird es wahnsinnig schwierig unter diesen Bedingungen." Und nun zum Wetter.
Das ist in Fortaleza vor allem: extrem, heißer noch als beim ersten Spiel in Salvador da Bahia. Zur Anstoßzeit waren es gestern 32 Grad, die gefühlten 100 Prozent Luftfeuchtigkeit machen das Fußballspielen um 16 Uhr nicht einfacher. Löw sprach von "Hitzegegebenheiten". Für den gemeinen Journalisten jedenfalls sind schon die 500 Meter vom Parkplatz bis ins Medienzentrum eine Herausforderung. Von denen, die spielen, forderte der Bundestrainer: "Wir müssen als Mannschaft stark sein und als Einheit auf dem Platz auftreten, gemeinsam verteidigen und bei Ballgewinn blitzartig nach vorne spielen." Fazit: "Wir dürfen nicht nachlassen. Wer nachlässt, der verliert bei diesem Turnier."
Beherzigt die DFB-Elf diesen Rat mit der gebotenen Leidenschaft, könnte es was werden mit einem Sieg im zweiten Spiel. Auch wenn Khedira immer noch rätselt, warum das so schwer ist.
Quelle: ntv.de