Das Duell der Jungstars Neymar gegen den kleinen Prinzen
04.07.2014, 17:04 Uhr
Treffen im WM-Viertelfinale zwischen Brasilien und Kolumbien aufeinander: Neymar (l.) und James Rodríguez.
(Foto: picture alliance / dpa)
Sie sind die wichtigsten Spieler ihrer Mannschaften. Am Abend kommt es im Viertelfinale zwischen Brasilien und Kolumbien zum Duell zwischen zwei Superstars der WM: Neymar und James Rodríguez.
Er trägt das gelbe Trikot mit der Nummer 10 und die ganze Last eines Millionen-Volkes auf den Schultern. Er ist erst 22 Jahre alt und trotzdem scheint ihm der Hype um seine Person so gar nichts auszumachen. Er ist der Star dieser WM. Er ist Ney... Moment! Er ist James Rodríguez! Er ist Kolumbianer. Er hat Brasiliens Superstar Neymar in den Schatten gestellt. Und er schickt sich an, Neymar aus dem Turnier zu befördern. "Wir sind schon weit gekommen", sagt er, "aber wir sind noch nicht am Ende unseres Weges angelangt."
Im WM-Viertelfinale zwischen Brasilien und Kolumbien am Freitag (ab 22 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) in Fortaleza dürfte über das Duell der "Zehner" entschieden werden. "James ragt heraus, wir müssen uns vor ihm ganz besonders in Acht nehmen", sagt Brasiliens Fernandinho. Der Respekt der Kolumbianer vor Neymar ist ähnlich groß. "Neymar ist ihr Bester, klar", sagt Verteidiger Pablo Armero, "aber wir dürfen trotzdem nicht nur an ihn denken."
Neymar ist einen Tick schneller
Die beiden Jungstars machen den Unterschied - Rodríguez bisher noch mehr als Neymar, obwohl der den riesigen Erwartungen nicht nur mit seinen vier Toren vollauf gerecht geworden ist. Über Neymar läuft, um Neymar dreht sich alles bei der Seleção. Er ist der Mann für die entscheidenden Tore. Wie beim Elfmeter-Drama im Achtelfinale gegen Chile, als er den letzten Schuss eiskalt versenkte. Und das, obwohl ihn eine (leichte) Muskelverletzung plagte.
Neymar ist einen Tick schneller als Rodríguez (Top-Tempo im Turnier: 31,8 km/h vs. 30,9) und im Dribbling stärker. Außerdem kommt dem Angreifer des FC Barcelona wegen seiner vorgezogenen Position beim Vereiteln von Gegenstößen eine taktisch andere Rolle zu. Wie gut der Brasilianer sie ausfüllt, zeigt der Wert von immerhin 15 Balleroberungen in vier Spielen. Rodríguez kommt nur auf sieben, spielt aber als klassischer "Zehner" auch etwas weiter hinten als Neymar.
"Er gibt uns das gewisse Extra"
Dennoch sucht der Profi von AS Monaco genau so entschlossen das Ziel wie sein Widerpart. Beide schossen bei der WM bereits 15-mal aufs Tor, Rodríguez war dabei mit seinen fünf Treffern etwas effektiver. "El Principito" (der kleine Prinz) bestimmt überdies den Rhythmus seiner Elf und glänzt mit klugen Pässen. 130 brachte er zu seinen Kollegen, deutlich mehr als Neymar (113). Zwei Zuspiele führten zu Toren, Neymar bereitete noch keinen Treffer vor. Das bisher einzige Länderspielduell der Jungstars endete unentschieden. Beim 1:1 in East Rutherford im US-Bundesstaat New Jersey im Herbst 2012 bereitete Rodríguez das Führungstor der Kolumbianer vor, Neymar glich später aus - und vergab in der Schlussphase einen Elfmeter.
"Wir sind auf allen Positionen gut besetzt, aber er gibt uns das gewisse Extra", sagt Kolumbiens Trainer José Pekerman über Rodríguez. Der Junge sei "erwachsen geworden und geht toll mit der Verantwortung um, er ist herausragend". Fast wortgleich hört es sich an, wenn Brasiliens Trainer Luiz Felipe Scolari über Neymar spricht. "Er ist erst 22, aber bereits ein sehr reifer Spieler, als wäre er schon 35", sagt er. Am Freitag wird sich zeigen, welcher von beiden Spielern die Reife fürs WM-Halbfinale hat.
Quelle: ntv.de, Marco Mader und Heiner Gerhardts, sid