Fußball-WM 2018

Blamable Heim-WM Scolari gibt auf

Luiz Felipe Scolari.

Luiz Felipe Scolari.

(Foto: AP)

Von Deutschland vorgeführt, von den Niederlanden auch: Nach zwei desolaten Spielen zum Ende der Weltmeisterschaft tritt Brasiliens Trainer Scolari nun doch ab. Der Verband gibt das Ende der Zusammenarbeit bekannt.

Luiz Felipe Scolari hat sein Amt als brasilianischer Fußball-Nationaltrainer niedergelegt und damit die Konsequenzen aus einer am Ende desaströsen Fußball-WM für die Mannschaft des Gastgebers gezogen. Der brasilianische Verband CBF gab wie erwartet das Ende der Zusammenarbeit mit dem 65-Jährigen bekannt. Scolari hatte tags zuvor seinen Rücktritt eingereicht, den der CBF akzeptierte. Damit endet die gescheiterte Mission Scolaris, der bei der WM 2002 noch mit der Seleção triumphiert hatte.

Scolaris Vertrag wäre nach der WM ohnehin ausgelaufen. Er hatte zunächst dennoch nicht von einem Rücktritt reden wollen und mehrfach betont: "Wir hatten vereinbart, dass wir nach Ende des Wettbewerbs einen Bericht einreichen werden. Unsere Position wird vakant sein, und der Präsident und der Vorstand werden die WM analysieren." Der Chefcoach und sein Mitstreiter Carlos Alberto Parreira, Technischer Direktor beim WM-Gastgeber und Weltmeistermacher von 1994, hatten sogar ihre Arbeit wortreich verteidigt und wollten keine Fehler einräumen. Daraufhin waren sie von den Medien noch vehementer kritisiert worden. Nach Informationen der Sportzeitung "Lance" hat der komplette Stab mit Parreira und Co-Trainer Flavio Murtosa seine Demission erklärt.

Tostão meldet sich zu Wort

Unterdessen forderte die brasilianische Fußball-Legende Tostão drastische Veränderungen. "Es müsste eine Revolution geben, alles müsste auf den Kopf gestellt werden, es bräuchte andere Persönlichkeiten mit einer anderen Vision, neue Trainer mit anderen Vorstellungen", sagte der Weltmeister von 1970 der "Welt". Bei den Verbandsfunktionären, denen er eine Mentalität der Korruption vorwirft, sieht Tostão jedoch "überhaupt keine Bereitschaft zur Veränderung".

Sportlich stellte der 67-Jährige dem Rekord-Weltmeister ein schlechtes Zeugnis aus. "Unser Fußball ist primitiv. Es ist nicht der Fußball, der in den großen Clubs der Welt gespielt wird", sagte er. Brasilien agiere mit "vielen Fernschüssen, vielen langen Bällen, viel Rennen, Zweikämpfen und Einzelaktionen." Das deutsche Team spiele hingegen "den modernen Fußball dieser Zeit. Mit vielen Pässen, mit Ballbesitz und Spielkontrolle, mit außergewöhnlichen Spielern im Mittelfeld".

Die Brasilianer hatten sich mit dem 1:7 im Halbfinale gegen Deutschland - der höchsten Länderspiel-Niederlage überhaupt in der 100-jährigen Geschichte der CBF - und mit dem 0:3 gegen die Niederlande im Spiel um Platz drei blamiert.

Hinter den Kulissen ging es beim CBF zuletzt offenbar ähnlich drunter und drüber wie auf dem Platz. Der designierte Präsident Marco Polo Del Nero hatte sich für einen Verbleib des einst so beliebten "Felipão" ausgesprochen, zumindest für die nächsten Testspiele. Nach der Blamage im kleinen Finale sagte hingegen Noch-Verbandschef José Maria Marin, die Situation mit Scolari sei "unhaltbar".

Als Nachfolgekandidaten gelten Adenor "Tite" Bacci (zuletzt Corinthians São Paulo) und U 20-Nationaltrainer Alexandre Gallo. Scolari hatte sein Amt Ende November 2012 angetreten als Nachfolger des entlassenen Mano Menezes. Seine Bilanz lautete am Ende 19 Siege in 29 Spielen, sechs Unentschieden und vier Niederlagen.

Quelle: ntv.de

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