n-tv Experte Ziege "Sollten uns nicht in die Hose machen"
22.06.2014, 16:30 Uhr
Nicht verzweifeln, Jogi - Lebe geht weiter!
(Foto: picture alliance / dpa)
Nach dem deutlichen Sieg gegen Portugal folgt die Ernüchterung gegen Ghana. n-tv WM-Experte Christian Ziege erklärt im Interview die Gründe dafür - und worauf sich die DFB-Elf gegen die USA einstellen muss.
n-tv.de: Gestern Abend sind die Deutschen wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt worden. Warum hat sich die DFB-Elf gegen Ghana so schwer getan?
Christian Ziege: Dass es nicht einfach werden würde, war von vornherein klar, da es für Ghana bereits um alles ging und sie unter starkem Druck standen. Die Mannschaft hat sich als gleichwertiger Gegner auf Augenhöhe gezeigt. Dementsprechend war es für die Deutschen nicht leicht, überhaupt ins Spiel zu kommen.
Man hatte das Gefühl, dass zu wenig Tempo aus dem Mittelfeld kam. Woran lag das?
Man hat Ghana zu viel ins Spiel kommen lassen. Es wäre vielleicht besser gewesen, mehr auf eigenen Ballbesitz zu spielen, um Kraft zu sparen. Wir haben leider zu wenig Druck auf Ghana gemacht. Zudem konnte man sehen, dass doch einige Probleme in der Abwehr aufgetaucht sind.
Sprechen wir über die Einwechslungen von Schweinsteiger und Klose. Mit ihnen kam frischer Wind ins Spiel, Klose machte sein 15. WM-Tor. Wie wichtig sind sie für die Nationalmannschaft?
Natürlich hatte es die erste Elf verdient, wie beim Spiel gegen Portugal aufgestellt zu werden. Allerdings war es schön, dass es einen Impuls gab nach den Einwechslungen. Miroslav Klose hat mal wieder eindrucksvoll bewiesen, wie wichtig er für dieses Turnier und die Mannschaft ist. Es wäre toll gewesen, wenn er im Strafraum noch öfter zum Zug gekommen wäre. Er ist vor dem Tor einfach eine Klasse für sich. Schweinsteiger hat ebenfalls gezeigt, dass er Dreh- und Angelpunkt für die Nationalelf ist.
Müssen wir uns Sorgen um Thomas Müller machen? Er lag nach dem Spiel mit einer Platzwunde am Boden.
Normalerweise sollte das kein Problem sein. Die Blutung wurde auch sofort wieder gestillt. Ich denke, da braucht man sich keine Sorgen zu machen. Bei Mats Hummels hat man ja gesehen, was die Nationalmannschaft für eine tolle medizinische Abteilung hat, die das wieder hinkriegt.
Jetzt ist leider das eingetreten, was eigentlich nicht passieren sollte: Die Mannschaft steht beim nächsten Spiel wieder unter enormem Druck. Jetzt müssen sie kommenden Donnerstag gegen die USA ran. Auf was muss die deutsche Mannschaft dann achten?
Wir sollten uns jetzt nicht alle in die Hose machen! Klar ist es auf den ersten Blick schade, denn mit dem zweiten Spiel hätte man schon viel entscheiden können. Jetzt ist es aber so, wie es ist. Natürlich sind die USA ein ernstzunehmender Gegner, denn sie haben sich deutlich weiterentwickelt. Wir wollen allerdings ins Achtelfinale der WM. Dementsprechend müssen wir die USA einfach besiegen!
Liegt uns das Spiel gegen die USA besser als die körperbetonte Begegnung mit Ghana?
Spannend wird zu sehen sein, wie Löw gegen Jürgen Klinsmann, der seine Mannschaft extrem motivieren wird, das Team taktisch einstellt. Er kann gut einschätzen, was Jogi Löw planen wird. Schließlich haben die beiden lange zusammengearbeitet. Aus der Sichtweise kann es dadurch natürlich keine einfache Sache werden.
Quelle: ntv.de