Fußball-WM 2018

"Tag des Kampfes gegen die WM" Tausende Brasilianer demonstrieren

Rund 2000 Demonstranten blockierten die Zufahrt zum Eröffnungsstation von Sao Paulo.

Rund 2000 Demonstranten blockierten die Zufahrt zum Eröffnungsstation von Sao Paulo.

(Foto: REUTERS)

Der Staat pumpt Milliarden in Stadien und Flughäfen, viele Brasilianer leben in Armut. Sie fordern "Fifa-Standards für alle". Da machen sogar Polizei und Feuerwehr mit und zeigen, was ohne sie in passiert.

Tausende Menschen haben in mehreren Städten Brasiliens gegen die Fußball-Weltmeisterschaft in ihrem Land protestiert. In der WM-Eröffnungsstadt São Paulo kam es dabei zu Tumulten. Maskierte Randalierer demolierten Geschäfte und Banken und zündeten Müll auf der Straße an. Die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse ein.

Zahlreiche soziale Organisationen nahmen an dem sogenannten "Internationalen Tag des Kampfes gegen die WM" teil und stellten Forderungen wie "Schulen und Hospitäler nach Fifa-Standard". Obdachlosenverbände forderten bezahlbare Wohnungen und streikende Lehrer mahnten in Rio und São Paulo bessere Arbeitsbedingungen an.

Plünderungen wegen Polizeistreik

Im Osten von São Paulo blockierten etwa 2000 Menschen zeitweise die Zufahrt zum Stadion Arena Corinthians, wo die WM am 12. Juni eröffnet wird. In dem Viertel besetzten obdachlose Familien schon Anfang des Monats unter dem Motto "Copa do Povo" (WM des Volkes) eine Fläche, die etwa vier Kilometer vom neuen Stadion entfernt liegt. "Wir wollen den Widerspruch aufzeigen, der darin liegt, dass Milliarden für dieses Ereignis ausgegeben werden, während das Volk selbst Wohnungen braucht", sagte Maria das Dores Cerqueira, eine der Organisatorinnen.

Im nordöstlichen Bundesstaat Pernambuco, in dessen Hauptstadt Recife die DFB-Elf am 26. Juni ihr Gruppenspiel gegen die USA bestreitet, streikten auch Polizisten und Feuerwehrleute, was zu ungehinderten Plünderungen in der Stadt führte. Der Ausstand wurde aber am Donnerstagabend beendet. Der Fußballverband CBF hatte zuvor wegen der angespannten Sicherheitslage eine am Wochenende im WM-Stadion Arena Pernambuco geplante Zweitliga-Partie verschoben.

"Legitime Forderungen"

Die an sich fußballbegeisterten Brasilianer sind wütend darüber, dass der Staat mehrere Milliarden Dollar in moderne Stadien und Infrastruktur für die WM steckt, während es den vielen Armen im Land an grundlegender Versorgung fehlt.

Aus Sicht der Regierung richteten sich die Proteste nicht gegen die Fußball-WM. Die Demonstranten nutzten lediglich die Gelegenheit, "um Forderungen zu präsentieren, die legitim sind, aber wenig mit der WM zu tun haben", sagte Präsidialamtsminister Gilberto Carvalho. Die Proteste schreckten die Regierung nicht. "Was uns besorgt ist, wenn antidemokratische Methoden, wenn Gewalt angewendet wird, sei es aufseiten der Polizei oder aufseiten der Demonstranten", sagte Carvalho.

Stadien, Nahverkehr, Flughäfen

Nach Regierungsangaben werden für die Weltmeisterschaft insgesamt 26,5 Milliarden Reas (8,7 Mrd. Euro) investiert. Davon stammen rund 84 Prozent aus öffentlichen Mitteln. Über ein Drittel des Geldes floss in Projekte für den öffentlichen Nahverkehr, rund 28 Prozent wurden für die WM-Stadien ausgegeben und 26,5 Prozent für Flughäfen.

Die WM wird vom 12. Juni bis 13. Juli in zwölf brasilianischen Städten ausgetragen. 2013 waren zum Confederations Cup bis zu eine Million Menschen aus Protest gegen Korruption, Misswirtschaft und die Milliarden-Ausgaben für die WM auf die Straße gegangen.

Quelle: ntv.de, nsc/dpa

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