WM-Experte Christian Ziege "Wir sind in Deutschland zu negativ"
28.06.2014, 12:50 Uhr
André Schürrle - eine von Joachim Löws ersten Wechseloptionen.
(Foto: dpa)
Bei der Fußball-WM beginnt die K.o.-Runde. Zum Auftakt gibt es zwei südamerikanische Duelle. n-tv.de WM-Experte Christian Ziege sieht alle Gegner auf Augenhöhe - fast. Über das Weiterkommen der DFB-Elf besteht für den Ex-Europameister indes kein Zweifel.
n-tv.de: Deutschlands Achtelfinalgegner Algerien scheint eine lösbare Aufgabe zu sein. Wie muss man gegen den Außenseiter aus Nordafrika spielen?
Christian Ziege: Es ist eine lösbare Aufgabe. Wir sollte n uns nicht auf die Algerier einstellen, sondern die Algerier müssen sich auf uns einstellen. Und ich bin sicher, das wird auch so passieren. Natürlich gibt es in der K.o.-Phase immer ein kleines Risiko. In einem Spiel kann man jeden schlagen. Aber ich gehe aber davon aus, dass wir souverän weiterkommen.
Sollte Löw etwas mehr Schwung in die Mannschaft bringen, wäre etwa André Schürrle ein passender Kandidat? Oder muss der Bundestrainer nicht viel ändern?
Ich finde, wir sind in Deutschland einfach zu negativ. Wir suchen immer das Haar in der Suppe. Wir haben drei Spiele gespielt und sind ohne Probleme ins Achtelfinale eingezogen. Ich weiß nicht, ob man da überhaupt etwas verändern muss. Sicherlich zeigt Mesut Özil zur Zeit nicht seine beste Leistung, da könnte man eventuell noch optimieren. Aber der Bundestrainer kennt seine Spieler am besten und er wird den richtigen Weg finden, um uns in die nächste Runde zu bringen.
Für die deutschen Spieler stand gestern Entspannung auf dem Programm. Die Familien und Angehörige durften im Campo Bahia übernachten. Wie ist das für die Spieler?
Das ist sehr unterschiedlich. Also, wenn ich jetzt mal an mich denke, steht die Familie über allem, selbst über dem Fußball. Dann ist es eine willkommene Abwechslung. Man ist in Kreisen, wo man sich wohl fühlt und sich austauschen kann. Es gibt aber auch andere Typen, die das nicht brauchen. Solche Spieler werden eher abgelenkt. Denen ist es dann lieber, wenn die Familie zu Hause bleibt.
Die nächsten Spielorte in Brasilien sind nicht mehr im subtropischen Klima. Ist das ein Vorteil für die europäischen Mannschaften?
Alle Spieler müssen mit den Bedingungen vor Ort umgehen. Der größte Vorteil für die Deutschen ist, dass sich in den ersten beiden K.o.-Spielen vier Länder aus Südamerika gegenüberstehen. Damit bleiben zwei dieser Teams auf der Strecke.
Diese beiden ersten Achtelfinals finden heute Abend statt. Wen sehen nach den Partien Brasilien gegen Chile und Kolumbien gegen Uruguay im Viertelfinale?
Für Brasilien wird es ein schweres Stück Arbeit. Chile hat die historische Möglichkeit, den WM-Gastgeber im Achtelfinale rauszuschmeißen. Das wäre für die Chilenen ein riesiger Triumph. Trotzdem sehe ich leichte Vorteile beim Gastgeber. Bei Kolumbien gegen Uruguay ist alles möglich. Uruguay wird zwar dem gesperrten Luis Suárez nachtrauern, aber im Spiel selbst wird sich das nicht weiter auswirken. Es treffen zwei Top-Mannschaften aufeinander, da entscheidet am Ende die Tagesform.
Quelle: ntv.de