Kolumnen

Der 26. Spieltag Diktator im Wolfspelz

Ausgerechnet im Festjahr der Demokratie weiß Felix Magath mal wieder alles besser. Während das Volk im Superwahljahr 2009 gleich 15 mal an die Urne tritt und seine Herrschaft über das Land feiert, will Magath beweisen, dass man auch mit diktatorischen Strukturen Erfolg haben kann.

Denn der VfL Wolfsburg, den er seit zwei Jahren als Trainer, Manager und Geschäftsführer im Alleingang beherrscht, hat sich endgültig in den Meisterkampf der Bundesliga eingeschaltet.
Auf welchem Tabellenplatz Wolfsburg genau steht, kann zwar niemand sagen, aber, dass es ein aussichtsreicher ist, da sind sich alle einig. Je nach Interpretation sind die Wölfe entweder Zweiter oder Dritter, da sie exakt so viele Punkte und Tore haben wie der FC Bayern.

Bayerns Aristokratie

Dieser FC Bayern will nun im direkten Duell der Verfolger der diktatorischen Wolfsburger Fußball-Einheit zwar nicht Demokratie aber zumindest mal Aristokratie entgegen setzen. In München gibt es statt einem, drei mächtige Entscheider und die Herrscher Hoeneß, Rummenigge und Klinsmann beobachten zufrieden, dass ihre Untergebenen seit drei Spieltagen plötzlich einen ruhigen und erfolgreichen Fußball spielen. Eine "Mitschuld" daran trägt Luca Toni, dessen hartnäckige Verletzung zwei schon abgeschriebenen Spielern zu Einsätzen verhalf. Sowohl Ernesto Sosa als auch Lukas Podolski bedankten sich mit starken Auftritten. Vor allem Sosa, der noch in der Winterpause auf der Verkaufsliste ganz oben stand, überraschte gegen Bochum und Karlsruhe mit feinen Pässen und einem Tor.

Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann muss also aufpassen, im Spitzenspiel gegen Wolfsburg mit dem inzwischen wieder genesenden Luca Toni nicht auch das alte, lethargische Spielsystem einzuwechseln. Ohnehin dürfte die in den vergangenen Spielen erprobte defensivere Taktik mit nur einem Stürmer gegen Wolfsburg die bessere Wahl sein, denn der VfL beschäftigt mit Grafite und Edin Dzeko das gefährlichste Sturmduo der Liga. 31 Treffer haben die beiden bisher zusammen erzielt.

Hamburg als lachender Dritter?

Ein anderes Sturmduo bereitet den Bayern ebenfalls Sorgen. Es hört auf den Namen Petric-Guerrero, spielt für den Hamburger SV und kommt auf 18 gemeinsame Tore. Der HSV hat in Folge dessen genauso viele Punkte wie Bayern und Wolfsburg und somit die Chance als lachender Dritter an den sich streitenden Münchenern und Wolfsburgern vorbei zu ziehen. Doch der Gegner des HSV ist gefährlich unberechenbar. Einerseits ist die TSG Hoffenheim seit sieben Spielen sieglos, andererseits mit fünf Punkten Rückstand auf die Tabellenspitze noch immer Mitglied im Kreise der Titelanwärter. Und Hoffenheims Cheftrainer Ralf Rangnick scheint mit Bankdrücker Wellington plötzlich eine Lösung für das latente Sturmproblem gefunden zu haben. Wellingtons Tor zum 2:2 Ausgleich gegen Hannover war auf jeden Fall mehr als der etatmäßige Stürmer Boubacar Sanogo vorher in sieben Spielen zustande brachte.

Sorgenfalten im Berlin

Tabellenführer Berlin bekommt derweil einige Sorgenfalten. Die unerwartete Niederlage gegen Stuttgart am vergangenen Spieltag lag zwar eher am starken VfB als an schwachen Berlinern, aber da sich dabei Abwehrchef Arne Friedrich verletzte und Sturmchef Andrej Woronin später mit einem Nasenbeinbruch vom Länderspieleinsatz zurück kam, wächst in Berlin neun Spieltage vor Saisonschluss die Angst vor'm Stolpern auf den letzten Metern.

Friedrich und Woronin sind die tragenden Säulen des Berliner Erfolgs, ein Ausfall wäre dementsprechend gravierend. Friedrichs Einsatz steht nach frisch verheiltem Muskelfaserriss stark auf der Kippe, Woronin kann zwar spielen, wird sich aber mit gebrochener Nase nicht wie gewohnt in die Zweikämpfe werfen. Noch dazu kommt mit Borussia Dortmund ein unbequemer Gegner ins Olympiastadion. Kein Team hat so selten verloren wie der BVB. Die letzten Meter drohen für Berlin lang zu werden.

Malte Buhse, Sportjournalist und begeisterter Hobbykicker, wirft für n-tv.de jeden Freitag einen Blick auf das kommende Bundesligawochenende.

Quelle: ntv.de

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