Neururer zum Thema Doping Idioten gibt es überall
27.02.2009, 10:16 UhrEine Polemik von Christoph Wolf
Wer einen Fußballverein nicht mag, ihm aber nicht direkt etwas Böses wünscht – zumindest keine schweren Spielerverletzungen zum Beispiel oder reihenweise fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen, die direkt zum Abstieg führen – der sollte diesem Verein Peter Neururer als neuen Trainer wünschen. Das funktioniert immer.
Denn die Chance ist groß, dass Peter Neururer gerade freie Kapazitäten hat, wie man so schön sagt. Schließlich hält er es nie lange bei einem Verein aus - oder der Verein mit ihm. Charakteristisch für seine lange Trainerkarriere sind kurze Amtszeiten. Bei Rot-Weiß Essen war er von September bis November 1987 segensreich tätig, bei Hertha BSC von März bis Mai 1991. In zwölf Spielen führte er die Berliner zu zwei Unentschieden und zehn Niederlagen.
Peter Neururers Trainervita umfasst dreizehn Stationen in 22 Jahren. Die Klubnamen sind ein "Who is who" der fußballerischen Bedeutungslosigkeit. Neben Essen und Hertha sind auch illustre Namen wie Kickers Offenbach und LR Ahlen darunter.
Der wichtigste Grund aber ist zweifellos Peter Neururer selbst.
Die Gründe für Peter Neururers oft ebenso rasches wie klägliches Scheitern sind vielschichtig und von Reinfall zu Reinfall verschieden. Der wichtigste Grund aber ist zweifellos Peter Neururer selbst. Peter Neururer ist 53 Jahre alt, Golfspieler und Harley-Fahrer, Mitglied beim FC Schalke 04 und BAP-Fan. Und Peter Neururer ist ein Mann, der einst hier bei n-tv für einen Garagentorhersteller geworben hat, dessen Firmenname nicht wenige Leute an ein Schmerzmittel denken lässt.
Vielleicht ist dies der Grund dafür, dass Peter Neururer immer wieder Dinge sagt, die den Zuhörern regelrecht Schmerzen bereiten. Beleg dafür ist unter anderem seine zwischenzeitliche Tätigkeit als Fußball-Experte beim DSF. Und natürlich, um zum Anlass dieses Pamphlets zu kommen, hat ein Peter Neururer auch zum vermeintlichen Doping-Fall in Hoffenheim etwas zu sagen. Zwar muss man ihm zugute halten, dass er sich diesmal ausnahmsweise nicht ungefragt geäußert hat, sondern auf Anfrage des Berliner "Tagesspiegels". Dennoch bleibt das Ergebnis inhaltlich gewohnt dünn.
Diskussion um Dopingsperren? "Lächerlich und grob unsportlich."
Peter Neururer hält die Diskussion um mögliche Sperren für die Hoffenheimer Profis Ibertsberger und Janker, die aus dem Reglement zwangsläufig folgen müssen, "für lächerlich und grob unsportlich". Ja, sie haben richtig gelesen: "Lächerlich und grob unsportlich." Denn: "Es wurde den Spielern ja nichts nachgewiesen, das heißt, sie waren erwiesenermaßen sauber. Trotzdem unterstellt man ihnen, dass sie gedopt hätten."
Eine Sperre, echauffiert sich Peter Neururer, würde an Wettbewerbsverzerrung grenzen, weil sie ja die unangenehme Nebenwirkung hätte, dass die Spieler nicht mehr eingesetzt werden könnten - und Hoffenheim damit in den kommenden Wochen geschwächt wäre. Neururers Vorschlag zur Güte, ein bisschen Strafe soll es dann doch sein, ist eine Geldbuße - was gerade Hoffenheim besonders schwer treffen würde.
Kurzum: Neururers Aussagen zeugen wieder einmal von einer bemerkenswerten Naivität, sind grob fahrlässig und darüber hinaus zumindest teilweise schlicht falsch. Nicht nur, dass Peter Neururer die Dopingproblematik verharmlost und Hoffenheims Trainer Ralf Rangnick als knallharten Dopingaufklärer erscheinen lässt. Auch die Aussage, die Spieler seien erwiesenermaßen sauber gewesen, ist nicht nur angesichts der zehnminütigen Verspätung schlicht blauäugig.
Auch Peter Neururer sollte wissen, dass ein gedopter Sportler auch in zehn Minuten eine Menge manipulieren kann. Oder, um es mit dem Dopingaufklärer Werner Franke zu sagen: "Nichts zu finden beweist gar nichts." Den Hoffenheimer Profis soll dabei hier keineswegs eine Manipulation unterstellt werden. Das hat auch der DFB nicht getan. Dennoch empfehlen wir dem Diplom-Sportlehrer Peter Neururer dringend einen Blick über den Fußball-Tellerrand hinaus, zum Radsport zum Beispiel, in die Leichtathletik, zum Gewichtheben, Biathlon, Skilanglauf, Schwimmen.
"Irgendein journalistischer Idiot hat mir das in den Mund gelegt."
Oder Peter Neururer liest einfach noch einmal in seinem Tagebuch nach. Dort hat er sicher vermerkt, was er im Juni 2007, als er gerade neun Monate ohne Job war, der deutschen Öffentlichkeit mitzuteilen hatte: Nämlich, dass in den 1980er Jahren im deutschen Fußballligen flächendeckend mit dem Aufputschmittel Captagon gedopt worden sei.
Vom "Tagesspiegel" auf seine - von einigen ehemaligen Spielern bestätigten - Aussagen aus dem fernen Jahr 2007 angesprochen antwortete Neururer nun übrigens: "Moment mal, das habe ich so nie gesagt. Irgendein journalistischer Idiot hat mir das in den Mund gelegt."
Idioten, will er uns damit wohl sagen, gibt es überall.
Quelle: ntv.de