Die schönen Spiele (2) Klose, Kaschmir und Cacau
14.06.2010, 16:36 Uhr
(Foto: picture-alliance/ dpa)
8:0 für Deutschland - war das geil! Bei Ihnen nur 4:0? Auch nicht übel, aber bei uns eben doppelt so viel. Weil zwei Fernseher im Raum! Einer mit achtsekündiger Verzögerung. Klingt erstmal blöd, ist aber doppelter Spaß!
Ganz Berlin ist eine Public-Viewing-Zone. Ganz Berlin? Nein, nicht ganz Berlin, ein kleines Haus im Grunewald feiert sein ganz eigenes Fußball-Fest, total privat, aber doch zu groß für nur einen Fernseher. Und weil man bei einer WM ja nicht geizig sein will, gibt's Fleisch vom Grill, und zwar royal, Freibier für alle und - zwei Fernseher eben. Ein großer Flacher- und wenn ich groß schreibe, dann meine ich, dass sich auch ein Stadtteilkino über das Gerät freuen würde - und ein etwas kleineres Modell, das "nur so zur Ergänzung" aufgestellt wurde, weil immer mehr Leute, die eher Lust auf "privat" hatten, in das kleine Haus im Grunewald geschlendert kamen, Kind und Kegel selbstverständlich included.
Das kleine Gerät hatte allerdings einen entscheidenden Vorteil: Es sendete acht Sekunden früher als die Großbildleinwald wegen ach was weiß ich, anderes Empfangsgerät, Decoder, sky blabla. Fakt war jedenfalls, dass sich plötzlich alle gegen kurz vor halbneun vor dem fetten Teil die vermeintlich besten Plätze sicherten.
Sie können sich denken, was passierte: Die, die sich notgedrungen vor dem kleinen, aber "schnelleren" TV-Empfangsgerät befanden, jubelten um 20:38 Uhr, während die anderen, vermeintlich besser vor dem Deluxe-Teil sitzend, dumm aus der Wäsche guckten, die anderen für disziplinlose Schwachmaten hielten, die sich einfach nur kindisch verhielten und dann, um 20:38 Uhr und acht Sekunden Grunewalder Zeit ihren Augen nicht trauten: Toooor! Tooor! Durch Podolski! In der 26. Minute dann nochmal, jetzt von Klose, der seinen Patzer von kurz zuvor wieder gut machen konnte. Schön, wie alle Spieler dann auf ihn zu laufen und ihn herzen, küssen und loben! Die DeLuxe-Zuschauer hielt es nun nicht mehr auf den Sesseln, sie verkrümelten sich in Richtung billige Plätze.
Die Müller-Wohlfahrt'sche Föhnwelle sitzt
In der zweiten Halbzeit waren dann alle gleich, bis auf ein paar eitle Kurzsichtige, die ihre Brille vergessen hatten und trotzig vor dem Geschenk der Schwiegereltern verharrten. Egal ... was alle 40 Nationaltrainer bei uns sahen war ein tolles Spiel von einer jungen Mannschaft mit zwei weiteren tollen Toren von Cacau und Müller, mit einem Trainer, der - against all odds - seiner Linie treu blieb: Erstens zelebrierte er die deutsch-polnische Freundschaft - er hielt zu Poldi und Klosi - und zweitens sah er wieder einfach zu gut aus.
Knuddelig. Kuschelig. Das volle braune Haar ganz Müller-Wohlfahrt'sch locker geföhnt, der Blick konzentriert, die Hose maßgeschneidert und der Pulli: Azurblau! V-Ausschnitt. Baby-Kaschmir! Mit dezenter Stickflagge auf der Brust. Eins ist klar: Der Jogi ist dieses Jahr wieder - auch ohne tailliertes Oberhemd - eine Stil-Ikone. Wenn er jubelt, dann reißt er die Arme nach oben, und mit ihm das lässige Kaschmir-Teil für 299 Euro, und der Blick der Spielerfrau legt sich auf seine Bauchmu ... seine Bauchbehaarung. Wie gesagt, sehr kuschelig, der Jogi.
Und Achtung, Serben - zieht euch warm an! Am Freitag werden wir euch zeigen, dass unser Bundes-Jogi auch noch der Meister des Understatements ist, wenn er sagt: "Das war nicht das Maß aller Dinge!" Doch, das war es! Zwei Fernseher können nicht lügen!
Quelle: ntv.de