Felix Magath scheitert in Gelsenkirchen Balsam auf die Schalker Seele
09.03.2011, 14:31 UhrFelix Magath in seiner Dreifaltigkeit als Trainer, Manager und Vorstand muss den Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 spätestens nach dem Ende dieser Saison verlassen. Es hat, so scheint es, einfach nicht mehr gepasst. Der letzte Alleinherrscher der Liga ist gescheitert.
Nun wollen die Schalker nicht mehr. So melden es die "WAZ"-Gruppe und die Deutsche Pressagentur. Trainer Felix Magath muss am Ende der Saison den Fußball-Bundesligisten verlassen. Ebenso der Manager Felix Magath. Und der Vorstand Felix Magath gleich mit. Wohl niemals zuvor hatten sie in Gelsenkirchen ihr sportliches Schicksal so sehr einem einzigen Mann anvertraut. Der hatte, als er am 1. Juli 2009 antrat, öffentlich versprochen, bis zum Jahr 2013 die Meisterschale nach Gelsenkirchen zu holen.
Sie haben ihm geglaubt. Wer den VfL Wolfsburg zum Titel führt, dachten sie, wird das auch mit dem FC Schalke 04 schaffen. Und gaben ihm freie Hand. Koste es, was es wolle. Nun ist der letzte Alleinherrscher der Bundesliga gescheitert. Und mit ihm der Verein.
Immerhin im Pokalfinale
Dabei, und das ist das Merkwürdige an der Sache, stehen die Schalker sportlich gar nicht so schlecht da. Gut, in der Liga haben sie sich verzockt und sind nach einer Vielzahl kraftloser Auftritte als Tabellenzehnter nur fünf Punkte von einem Abstiegsplatz entfernt. Aber sie haben das Finale des DFB-Pokals erreicht und können sich dort mit einem Sieg gegen den Zweitligisten MSV Duisburg immerhin für die Europaliga qualifizieren. Und sie haben heute Abend die große Chance, nach dem 1:1 im Hinspiel gegen den FC Valencia das Viertelfinale der Champions League zu erreichen.
Das wäre auch finanziell ein Segen. Bereits jetzt haben die Gelsenkirchener mehr als 30 Millionen Euro in der Königsklasse eingespielt. Sollten sie wie 2008 ins Viertelfinale einziehen, gäbe es weitere 3,3 Millionen Euro als Prämie. Das ist für eine Saison, die dem Umbruch gewidmet war, eine durchwachsene, aber keine nur schlechte Bilanz.
Es hat nicht mehr gepasst
Dennoch hat es nicht mehr gepasst. Ein traditionsbewusster Teil der Fans stand seit Längerem auf den Barrikaden, da half auch Felix Magaths Facebook-Offensive nicht. Er blieb für viele ein Fremder im eigenen Verein. Sei es wegen seiner bisweilen arg unnahbaren Art, die ihm viele als Arroganz und Selbstherrlichkeit auslegten. Sei es, weil er derart viele Spieler kaufte und verkaufte, dass selbst fleißige Beobachter des Klubs zuweilen den Überblick verloren, geschweige denn ein planvolles Handeln erkennen konnten. Wie auch bei 40 Verpflichtungen für 39 Millionen Euro in anderthalb Jahren?
Olivier Kruschinski, Redakteur des Fan-Magazins "Sprachrohr", spricht über die geschundene Schalker Seele und drückt das Unbehagen der Anhänger in der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" so aus: Magath ist nur ein Symptom unserer Probleme. Der Verein kauft seit Jahren nur noch Konzepte, hat aber keine eigene Philosophie. Die Vereinsfamilie muss sich jetzt fragen: Wo kommen wir her, wo stehen wir jetzt und wo wollen wir hin?"
"Es gibt solche Phasen, da muss ich jetzt durch"
Felix Magath verstand diese Reaktion nicht. "Ich kann kein Schalke-Fan sein. Mein Job darf nichts mit Fan-Sein zu tun haben." Er könne seine Arbeit nicht romantisch machen, sondern er müsse professionell arbeiten. Nur in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gab er nun zu, dass ihm die Kritik durchaus nahe geht. "Wenn man öffentlich derart in die Kritik gerät, wird es einsamer um einen. Es gibt solche Phasen, da muss ich jetzt durch."
Muss er nun wohl nicht mehr, viel deutet darauf hin, dass er schon vor dem Ende der Saison geht. Denn ein Alleinherrscher als "lame duck", wie es in der Politik heißt, als lahme Ente – das kann sich nun wirklich niemand vorstellen. Er ist gescheitert. Und mit ihm der Verein bei dem Versuch, den Erfolg zu erzwingen, ohne die Fans mit ins Boot zu holen.
Tragisch ist das allerdings nicht. Felix Magath wird schon einen neuen Job finden, bei seinem Lieblingsverein Hamburger SV wird ja – spätestens – im Sommer eine Stelle frei. Und den FC Schalke wird es auch weiter geben. Nun können sie in Gelsenkirchen die Chance zu einem Neuanfang nutzen. Allerdings träumen sie, so heißt es, schon wieder von einem Messias. Ein Typ wie Jürgen Klopp soll es sein - jung, emotional, begeisternd. Ein Anti-Magath sozusagen. Vielleicht denken sie sich mal was Eigenes aus.
Quelle: ntv.de