Stuttgart und die Ergebniskrise Eine Chance für Babbel
28.10.2009, 12:25 UhrWird der VfB Stuttgart seinen Trainer Markus Babbel entlassen? Es gibt einiges, was dafür spricht – dennoch wäre das ein Fehler. Aber wenn es im Fußball um die Frage geht, ob ein Trainer noch gut genug für eine Mannschaft ist, dann sprechen alle Beteiligten sehr schnell von den Mechanismen, die dieses Geschäft beherrschen. Und die arbeiten gegen Babbel.

Es gibt einiges, was dafür spricht, ihn zu entlassen: Markus Babbel. Dennoch wäre das ein Fehler.
(Foto: dpa)
Diese Mechanismen besagen, dass eine Mannschaft ab und zu gewinnen muss, sonst wird es eng für den Trainer. Wie oft die Mannschaft gewinnen muss, hängt von den Ansprüchen ab. Der FC Bayern muss zum Beispiel öfter gewinnen als der VfL Bochum. Aber selbst da ist der Trainer nicht vor dem Rauswurf gefeit. Marcel Koller weiß das. Gemessen an den eigenen Ansprüchen muss auch der VfB Stuttgart öfter gewinnen, als er es in dieser Saison bisher getan hat, nämlich nur zweimal in neun Bundesligaspielen. Hinzu kommen zwei Unentschieden und eine Niederlage in der Champions League. Und jetzt das Pokalaus beim Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth.
Für das Problem der Stuttgarter gibt es ein unschönes Wort: Ergebniskrise. Dieses Wort haben sich Journalisten ausgedacht und es soll besagen: Die Mannschaft spielt besser, als es die Ergebnisse vermuten lassen. Weder bei der jüngsten Bundesliganiederlage in Hannover noch beim Pokalspiel in Fürth waren die Stuttgarter schlechter als der Gegner. Sie haben gekämpft, sich Chancen herausgearbeitet – nur eben das Tor nicht getroffen. In jeder anderen Sportart hätte der VfB diese Spiele gewonnen – nur eben im Fußball nicht.
Was, wenn nicht das nackte Ergebnis, zählt?
Damit sind wir wieder bei den Mechanismen: Denn was, wenn nicht das nackte Ergebnis, zählt am Ende? Demnach lautet die Konsequenz: Markus Babbel muss gehen. Genau das ist die Chance für die Stuttgarter: Sie können sich diesen angeblich zwingenden Mechanismen widersetzen. Denn für die Krise gibt es viele Gründe. Und die liegen nicht beim Trainer. Zumindest nicht nur. Der beste Stürmer der Stuttgarter, Mario Gomez, wechselte zum FC Bayern München. Der eingekaufte Ersatz, Pawel Progebnijak, kann ihn nicht ersetzen. Auch der als Spielmacher verpflichtete Alexander Hleb hat die Erwartungen nicht erfüllt. Und Torwart Jens Lehmann entpuppt sich immer mehr als Sicherheitsrisiko. Das alles kann niemand dem jungen Teamchef ernsthaft vorwerfen.
Markus Babbel, 37 Jahre alt, hat die Mannschaft im November in einer sehr schwierigen Lage übernommen. Das war eine mutige Entscheidung der Vereinsführung, nicht einen der üblichen Verdächtigen als Feuerwehrmann zu holen, sondern einem Berufsanfänger die Chance zu geben. Markus Babbel hat es ihnen gedankt, hat Titelträume reifen lassen und die Mannschaft in die Champions League geführt. Markus Babbel hat auch Fehler gemacht – wie das bei Berufsanfängern eben so ist. Zu Beginn der Saison ließ er zu viel rotieren. Nun hat er das Problem, keine eingespielte Mannschaft zu haben.
Nun steckt er im Abstiegskampf. Er hat innerhalb weniger Monate im Schnelldurchlauf das absolviert, was ein Trainerleben ausmacht. Jetzt muss er die Chance bekommen, da auch wieder herauszukommen. Markus Babbel soll die Krise bewältigen und gestärkt aus ihr hervorgehen. Das wäre eine wirklich mutige Entscheidung. Und eine vernünftige allemal.
Quelle: ntv.de