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Bundesliga-Kommentar Fair Play, please!

Eigentlich wäre es ein schöner Spannungsbogen gewesen. Die zwei Werksvereine gegeneinander. Der börsennotierte Klub gegen den Verein, dessen Ausrüster sich mit zehn Prozent am Branchenkrösus beteiligt hat. Die Traditionsvereine aus dem Norden und aus Schwaben, die mit konservativen Mitteln um die Spitze kämpfen. Wie gesagt: Eigentlich. Dann kommen ein Pfiff und ein Satz daher, und alles ist über den Haufen geworfen. Der Pfiff von Schiedsrichter Felix Brych, der Satz von Uli Hoeneß.

Glaubt man Wolfsburgs Coach Armin Veh, war Schiedsrichter Felix Brych gegen Leverkusen der spielentscheidende Mann.

Glaubt man Wolfsburgs Coach Armin Veh, war Schiedsrichter Felix Brych gegen Leverkusen der spielentscheidende Mann.

(Foto: dpa)

Wobei eigentlich auch bei Brych sein Satz nach dem Spiel empörender war als seine umstrittene Tatsachenentscheidung, Wolfsburgs Torhüter Diego Benaglio vom Platz zu stellen. Natürlich ging der mit gestrecktem Bein in seinen Nationalmannschaftskollegen Eren Derdiyok hinein, aber seine Augen waren auf den Ball fixiert, nicht auf das Bein des Gegners.

Jetzt aber erst wird's richtig spannend. Obgleich Derdiyok dem Schiedsrichter versicherte, er sei nicht gefoult worden, erklärte dieser, nur seine Wahrnehmung entscheide. Die FIFA forderte noch bei den Länderspielen am Samstag vor einer Woche zu Fair Play auf. Da ist ein Spieler, der bestimmt einen blauen Fleck davongetragen hat, der schmerzt, und erklärt dem Schiedsrichter, er sei trotzdem nicht gefoult worden. Der aber setzt sich darüber hinweg. Seine "Wahrnehmung" entscheidet.

Für diese Aktion gegen Eren Derdiyok flog Wölfe-Keeper Diego Benaglio in der 32. Minute vom Platz.

Für diese Aktion gegen Eren Derdiyok flog Wölfe-Keeper Diego Benaglio in der 32. Minute vom Platz.

(Foto: dpa)

Schwalben und das Provozieren einer Verwarnung oder Roten Karte sollen bestraft werden. Aber darf deshalb auch Ehrlichkeit nichts mehr zählen, sondern nur Wahrnehmung? Fair play, please!

Bajuwarische Verbalgrätsche

Fair Play, please! möchte man auch Uli Hoeneß zurufen. "Die Vereine haben den Dreck auszubaden", hat er vor Sky-Kameras gesagt - und mit dem "Dreck" meinte er eindeutig Länderspiele. Da ist mancher schon für harmlosere Beleidigungen vom Sportgericht verurteilt worden.

Für Uli Hoeneß sind Länderspiele "Dreck", die meisten jedenfalls.

Für Uli Hoeneß sind Länderspiele "Dreck", die meisten jedenfalls.

(Foto: REUTERS)

Zunächst einmal sei der frühere Bankdrücker, der heute nur noch Tribünengast sein will, daran erinnert, dass der Fußball-Weltverband FIFA auch auf seine Polemiken hin vor Jahren einen internationalen Spielkalender entwickelt hat mit geschützten Daten, damit nicht manchmal ein deutscher, dann europäischer, dann afrikanischer, dann südamerikanischer Nationalspieler dem FC Bayern fehle.

Danach wurde auf Betreiben der Vereine der Doppelspieltag Samstag/Mittwoch eingeführt, damit sich die Reisestrapazen halbieren. Inzwischen werden nach harten Kämpfen, auch von Karl-Heinz Rummenigge als Chef der Klubvereinigung ECA in der UEFA, Spieler gegen Verletzung versichert. Länderspiele gleich Dreck?

Hoeneß will keine "Freundschaftsspiele" gegen den kommenden WM-Ausrichter und kein Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan. Er will eine Wild Card für die deutsche WM-Teilnahme und zwei Jahre lang kein Länderspiel.

Demnächst wird er fordern, dass die Bayern in der Champions League nicht mehr gegen Haifa antreten müssen, ach was, dass ihnen gleich die Gruppenphase erspart bleibt. Fair play please, Mister Hoeneß!

Quelle: ntv.de, Ein Kommentar von Rainer Kalb, sid

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