Experten unter sich Kahn kritisiert Lehmann
15.12.2009, 12:49 UhrJens Lehmann, und das gerät in diesen Tage etwas in Vergessenheit, hat es auch nicht leicht. Der Fußballtorwart des VfB Stuttgart steht im Kreuzfeuer der Kritik. Das ist bestimmt nicht angenehm. Und nun meldet sich auch noch Oliver Kahn – und sagt, dass es besser sei, wenn Lehmann jetzt aufhöre.

Freunde fürs Leben: jens Lehmann und Oliver Kahn bei der WM 2006. Wer wer ist, steht drauf.
(Foto: picture alliance / dpa)
Das ist ungefähr so, als würde der ehemalige Radfahrer Jan Ullrich die mutmaßlich ehemalige Eisschnellläuferin Claudia Pechstein dafür kritisieren, dass sie gedopt hat. Das mit dem Doping sagen übrigens nicht wir, sondern der Internationale Sportgerichtshof und der Weltverband. Frau Pechstein sagt was anderes, aber das nur am Rande.
Zurück zu Jens Lehmann. Der arme Mann hat sich – nicht ganz unverschuldet – in eine Lage gebracht, in der ganz Fußball-Deutschland darüber räsoniert, ob er vielleicht – pardon – nicht ganz dicht ist. Wir tun das nicht, das steht uns nicht an. Wir wissen es auch nicht. Gut, er pinkelt während eines Spiels an die Bande, kritisiert seine Chefs, zahlt die daraufhin verhängte Geldstrafe nicht, tritt einem Gegenspieler auf den Fuß, fliegt vom Platz, bringt seine Mannschaft um den Sieg und klaut einem Fan die Brille. Aber dass jetzt ausgerechnet Oliver Kahn, der ehemalige Weltklassetorwart und Quartals-Irre, die Eskapaden in der Münchner "Abendzeitung" als "unfassbar" und "bizarr" bezeichnet – das hat Jens Lehmann nicht verdient.
Kleine verbale Revanche unter Sportsmännern
Nun kann Oliver Kahn sagen, was er will. Der Papst ruft ja auch regelmäßig zum Weltfrieden auf. Und was passiert? Nichts. Andererseits ist das Verhältnis zwischen Oliver Kahn und Jens Lehmann, sagen wir, nicht ganz unbelastet. Schließlich stand Jens Lehmann bei der Weltmeisterschaft 2006 im deutschen Tor, das hat Oliver Kahn mächtig gefuchst. Da muss so eine kleine verbale Revanche unter seelenverwandten Sportsmännern doch erlaubt sein.

Oliver Kahn und Heiko Herrlich im Zwiegespräch.
Oliver Kahn – das ist der, der einst beim FC Bayern München seinen Mitspieler Andreas Herzog schubste, nur weil der angeblich unaufmerksam war. Der Schalkes Sören Larsen mit einer Mischung aus rechtem Haken und Ringergriff zu Boden streckte. Der in Kung-Fu-Manier Dortmunds Stürmer Stephane Chapuisat entgegensprang. Der Heiko Herrlich mit einem angedeuteten Biss in den Hals klarmachte, wie sehr er Gegentore hasst. Der den Leverkusener Thomas Brdaric am Genick packte und durchschüttelte. Der den damals noch im Bremen spielenden Stürmer Miroslav Klose mit behandschuhtem Zeigefinger die Nase malträtierte. Der bei einer Dopingkontrolle mit einer Urinprobe um sich warf. Und, und, und ...
Kurz: Oliver Kahn weiß er, wovon er spricht. Aber dass er Jens Lehmann für seine Eskapaden kritisiert und sagt: "Vielleicht wäre es besser für ihn, wenn er jetzt aufhört." Bizarr.
Quelle: ntv.de