"Gefängnisartige" Zustände Athleten-Vertretung kritisiert Quarantäne

Mit diesem Ausblick müssen Profisportler in Quarantäne gerade leben - sie dürfen ihre Fenster nicht öffnen.

Mit diesem Ausblick müssen Profisportler in Quarantäne gerade leben - sie dürfen ihre Fenster nicht öffnen.

(Foto: picture alliance/empics/Danny Lawson)

Mangelnde Bewegung, einseitige Ernährung und keine Frischluft. Die Sportler, die sich aktuell bei den Olympischen Spielen in Quarantäne befinden, beschweren sich über unwürdige Zustände in ihrer Unterkunft. Der Verein Athleten Deutschland fordert das IOC auf, diese zu beheben.

Der Verein Athleten Deutschland hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) aufgefordert, sich für substanzielle Verbesserungen der Quarantänebedingungen für die Athleten bei den Sommerspielen in Tokio einzusetzen. Maximilian Klein, Beauftragter für internationale Sportpolitik bei Athleten Deutschland, warf dem IOC vor, "von Beginn an auf einen Plan B verzichtet" zu haben. Der Ringeorden habe aber eine "besondere Verantwortung gegenüber allen Beteiligten".

Es mute "grotesk" an, dass die Aktiven "in gefängnisartigen Zuständen ihre Quarantäne absitzen müssen, während IOC-Mitglieder im teuren Luxushotel absteigen und mit hohen Tagespauschalen versorgt werden." Bei allem Verständnis für die strengen Regeln nach bestätigtem positivem Coronatest dürften die Sportler "erwarten, die verordnete Quarantäne unter angemessenen Bedingungen zu verbringen", erklärte die Aktiven Vertretung.

Sportler fühlen sich "alleingelassen"

Dies sei allerdings eindeutig nicht der Fall. Viele Sportler fühlten sich "alleingelassen, müssen sich viele Informationen selbst beschaffen. Ihnen ist unklar, wie der genaue Ablauf der Quarantäne ist und welche Schritte nach Beendigung unternommen werden müssen. Uns wurde von sprachlichen Barrieren in der Kommunikation mit dem medizinischen Personal berichtet", so Athleten Deutschland.

Radprofi Geschke lässt seine Follower an seinem Quarantäne-Alltag teilhaben.

Radprofi Geschke lässt seine Follower an seinem Quarantäne-Alltag teilhaben.

(Foto: instagram/simongeschke)

Weiter sei die Lebensmittelversorgung "weder reichhaltig noch ausgewogen" und entspreche nicht den teils spezifischen Ernährungsanforderungen von Spitzenathleten. Zusätzlich prangerte Athleten Deutschland eine unzureichende Luftzufuhr im Quarantäne-Hotel an. Wer seine Trainingsaktivitäten im Zimmer wieder aufgenommen habe, müsse verschwitzte Kleidung im Waschbecken auswaschen, die danach kaum trockne.

Diese Aussagen decken sich mit Statements von in Quarantäne befindlichen Sportlern. Der deutsche Radprofi Simon Geschke ließ seine Follower auf Instagram und Twitter jüngst an seinem Aufenthalt im Quarantäne-Hotel teilhaben. Er teilte Bilder seiner im Waschbecken mit der Hand gewaschenen Kleidung. Außerdem klagte der vegan lebende Profisportler über mangelnde Bewegungsmöglichkeiten und die einseitige Ernährung: In den ersten Tagen musste er sich von Reis und Sojasoße ernähren. Die Situation verbesserte sich erst als der Deutsche Olympische Sportbund ihm ein Rad und Essensrationen aufs Zimmer bringen ließ.

Auch die niederländischen Skateboarderin Candy Jacobs, machte ihrem Ärger zuletzt in den Sozialen Netzwerken Luft. "Das ist psychisch total anstrengend, ganz sicher mehr, als viele Menschen aushalten können", sagte sie in einer Video-Botschaft aus dem Quarantäne-Hotel, nachdem sie sich nach eigenen Angaben nach sieben Tagen erstmals eine Viertelstunde an einem offenen Fenster erstreikt hatte. "Unmenschlich" sei das. Den Athleten ist es nicht nur nicht erlaubt ihr Zimmer zu verlassen, sie dürfen auch ihre Fenster nicht öffnen.

Quelle: ntv.de, sso/sid/dpa

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