Skandal-Springen der Kombinierer "Athleten wurden vorgeführt"

Nach dem Skispringen der Kombinierer beim olympischen Einzelwettkampf auf der Großchance kritisieren die Athleten die Jury. Und zwar scharf. "Das war eine Schande - und das bei Olympia."

"Das war eine reine Lotterie, in der nicht der Beste, sondern der Glücklichste gewinnt."

"Das war eine reine Lotterie, in der nicht der Beste, sondern der Glücklichste gewinnt."

(Foto: dpa)

Nach einem skandalösen Skispringen der Kombinierer beim olympischen Einzelwettkampf von der Großschanze sind schwere Vorwürfe gegen die Jury erhoben worden. Obwohl die Besten im Gesamtweltcup bei wechselnden Winden und einsetzendem Schneeregen keine Chance mehr hatten, peitschten die Verantwortlichen um Renndirektor Ulrich Wehling den Wettkampf durch.

Zu den Leidtragenden gehörten die deutschen Medaillenkandidaten Tino Edelmann und Eric Frenzel ebenso wie Olympiasieger Jason Lamy Chappuis (Frankreich), die bei Halbzeit bereits chancenlos zurücklagen. "Man hätte unter diesen Bedingungen niemals springen dürfen. Das war eine reine Lotterie, in der nicht der Beste, sondern der Glücklichste gewinnt. Das hat mit Olympischen Spielen nichts zu tun", schimpfte Bundestrainer Hermann Weinbuch.

"Das war eine Schande - und das bei Olympia"

Der dreimalige Olympiasieger Felix Gottwald (Österreich) wurde noch deutlicher: "Der Unterschied zwischen Athleten und Jury ist der, dass sich die Athleten vier Jahre auf Olympia vorbereiten und die Jury im Warmen sitzt. Die besten Athleten sind heute vorgeführt worden. Das war eine Schande - und das bei Olympia." Der dreimalige Olympiasieger Wehling wies die Kritik jedoch zurück. "Es waren komplizierte Bedingungen, die Jury hat ihr Bestes getan. Natürlich ist jeder enttäuscht, wenn er nicht das erreicht, was er wollte. Es war einfach nicht möglich, faire Bedingungen für alle zu schaffen"

Gottwald sprang nur 105,5 Meter - 28,5 Meter weniger als Sprunglaufsieger Bernhard Gruber (Österreich). Tino Edelmann schaffte nur 109,5 Meter: "Ich hatte einen guten Sprung, aber einfach keine Chance. Und das Schlimme ist, dass in einem Jahr kein Mensch mehr fragt, wie dieses Resultat hier entstanden ist."

"Man hätte lieber einen Tag warten sollen"

Björn Kircheisen (Johanngeorgenstadt) war noch der einzige halbwegs vom Glück begünstigte Deutsche, doch auch er ging im 10-km-Langlauf mit 1:13 Minuten Rückstand auf den führenden Gruber von Platz zwölf auf eine fast schon aussichtslose Jagd auf die Medaillen. "Man hätte lieber einen Tag warten und bei fairen Bedingungen springen sollen. So finde ich es schlimm, und das bei Olympischen Spielen. Der Zug ist abgefahren, da geht nichts mehr", sagte Kircheisen. Das Skispringen war zunächst nach 31 Springern abgebrochen und eine Stunde später neu gestartet worden.

"Wenn die besten Kombinierer ausgerechnet bei Olympia nur 100 m weit springen, macht es keinen Sinn", hatte Wehling die Abbruch-Entscheidung begründet: "Der Wind, die Anlaufspur - es passt einfach nicht." Es passte aber auch eine Stunde später nicht. Bei wechselnden Winden war ein fairer Wettkampf unmöglich, zumal bei den letzten fünf Springern die Bedingungen immer schlechter wurden.

Georg Hettich (Schonach), Olympiasieger 2006 in Turin, sammelte im Springen 1:23 Minuten Rückstand an, Tino Edelmann hatte überhaupt keine Aussichten mehr auf eine Medaille. Eric Frenzel lag nach einem Sprung auf 104,5 Meter, 29,5 Meter kürzer als der von Gruber, mit 3:31 Minuten Rückstand aussichtslos zurück. Er sagte: "Das hat mit Sport nichts mehr zu tun."

Quelle: ntv.de, sid

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen