IOC streicht alle Olympia-Ergebnisse von Sotschi Biathletin Sachenbacher-Stehle hat gedopt
21.02.2014, 23:10 Uhr
(Foto: dpa)
Bei der in Sotschi positiv getesteten deutschen Olympia-Teilnehmerin handelt es sich um Evi Sachenbacher-Stehle. Die Biathletin und das Internationale Olympische Komitee bestätigen positive Tests auf ein Stimulans, vor dem Dopingexperten warnen.
Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle hat ihren positiven Dopingtest bei den Olympischen Winterspielen von Sotschi eingeräumt. Zuvor hatte die B-Probe das positive Ergebnis auf das Stimulans Methylhexanamin bestätigt. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) strich daraufhin alle Ergebnisse der deutschen Biathletin in Sotschi inklusive der Mannschaftswettbewerbe. Zudem wurde sie offiziell von den Winterspielen ausgeschlossen.
Sachenbacher-Stehle bestätigte zwar die positiven Tests. Sie betonte aber, dass sie sich keiner Schuld bewusst sei. "Ich erlebe gerade den schlimmsten Albtraum, den man sich vorstellen kann. Denn ich kann mir überhaupt nicht erklären, wie es zu dieser positiven Dopingprobe gekommen ist", teilte die 33-Jährige mit. Selbst entsprechende Nahrungsergänzungsmittel habe sie vorher im Labor prüfen, "beziehungsweise mir die Unbedenklichkeit von den Herstellern bestätigen lassen, um immer auf der sicheren Seite zu sein".
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) wies darauf hin, dass alle Athletinnen und Athleten von der Nationalen Anti-Doping Agentur mehrfach vor Nahrungszusätzen mit Methylhexanamin gewarnt worden seien. Laut Nada wird das Stimulans häufig in Nahrungsergänzungsmitteln gefunden, die für extremen Fettabbau oder auch Muskelaufbau werben. Erstmals habe die Nada nach eigenen Angaben 2010 vor der Verunreinigung mit Methylhexanamin gewarnt, zuletzt erneut im Oktober 2013.
"Jeder Dopingfall eine große Enttäuschung"
DOSB-Generaldirektor Michael Vesper, gleichzeitig Chef de Mission, erklärte: "Jeder Dopingfall ist zuerst einmal eine große Enttäuschung. Er ist aber auch ein Beleg dafür, dass das Kontrollsystem funktioniert." Entsprechend der mit Sachenbacher-Stehle getroffenen Athletenvereinbarung wurde die 33-Jährige sofort aus der deutschen Olympiamannschaft ausgeschlossen und ihre sofortige Rückreise veranlasst. Der offizielle Olympia-Ausschluss durch das IOC war nur noch ein formaler Akt.
Biathlon-Bundestrainer Uwe Müssiggang nannte den Dopingfall in seinem Team einen Schock: "Ich hätte sie so eingeschätzt, in dem Alter, wenn es denn so ist, dass es Nahrungsergänzungsmitteln waren, dass sie sie einen so Riesenfehler nicht begeht." Die frühere Langläuferin habe soviel getan, um im Biathlon voranzukommen und mache dann so einen Fehler: "Das tut mir Leid, das ist für mich unverständlich. Es ist einfach leichtfertig, wenn sie so eine ganze Sportart in Verruf bringt."
Die zweimalige Langlauf-Olympiasiegerin hatte mit Platz vier im Massenstart für das beste Ergebnis der enttäuschenden deutschen Biathletinnen in den Einzelrennen in Sotschi gesorgt. Für das Staffelrennen am Freitag, in dem die deutschen Frauen erneut ohne Medaille blieben, war sie dann überraschend nicht nominiert worden. Das hatte nach Bekanntwerden eines deutschen Dopingfalls für Spekulationen gesorgt, dass es sich bei der betroffenen Athletin um Sachenbacher-Stehle handeln könnte. Eine entsprechende Meldung der Deutschen Presse-Agentur wollten aber weder der DOSB noch der Deutsche Ski-Verband (DSV) bestätigen.
Sachenbacher-Stehle war bereits während der Winterspiele 2006 in Turin von einer fünftägigen Schutzsperre betroffen. Damals waren ihre Hämoglobinwerte zu hoch. Zu einer weiteren Sperre kam es aber nicht.
Auch italienischer Bobfahrer überführt
Für den ersten bestätigten Dopingfall der Winterspiele in Sotschi hatte zuvor der italienische Bobfahrer William Frullani gesorgt. Er sei bei einer Doping-Kontrolle am 18. Februar im olympischen Dorf überführt worden, teilte das Nationale Olympische Komitee Italiens (CONI) am Nachmittag mit. Bei der Proben-Analyse wurde das verbotene Mittel Dymetylpentylamin entdeckt. Frullani war Teammitglied im italienischen Viererbob.
Quelle: ntv.de, cwo/sid/dpa