Weißrussin Domratschewa siegt mit deutschem Trainer Biathletinnen kassieren nächste Klatsche
14.02.2014, 17:35 Uhr
Noch die beste deutsche Biathletin: Laura Dahlmeier.
(Foto: AP)
Die deutschen Biathletinnen sind bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi völlig außer Form. Beim zweiten Sieg der Weißrussin Darja Domratschewa ist Laura Dahlmeier als 13. Noch die Beste ihres Teams. Franziska Preuß durfte das Rennen nicht beenden.
Nach der nächsten Olympia-Pleite gab es bittere Tränen bei den deutschen Biathletinnen. Beim zweiten Olympiasieg der Weißrussin Darja Domratschewa war das ohne die erkrankte Andrea Henkel laufende Quartett im Einzel-Wettbewerb über die 15 Kilometer völlig chancenlos. "Jetzt haben wir viel Aufbauarbeit zu leisten", sagte Bundestrainer Gerald Hönig. Der Schub für sein Quartett durch die Silbermedaille von Erik Lesser tags zuvor blieb aus.
Einziger kleiner Lichtblick war die erst 20 Jahre alte Laura Dahlmeier. Mit einer Strafminute landete die dreimalige Junioren-Weltmeisterin auf dem 13. Platz. Evi Sachenbacher-Stehle lag nach drei Schießfehlern im ersten Anschlag früh aussichtslos zurück. Zwar traf die zweimalige Langlauf-Olympiasiegerin die nächsten 15 Scheiben, doch zu mehr als dem 20. Rang mit 4:10,8 Minuten Rückstand reichte es nicht. "Die Mädchen wollten unbedingt den schlechten Eindruck vom Verfolger wegwischen. Als der Druck weg war, ging es auf einmal", sagte Hönig.
Franziska Hildebrand traf 18 der 20 Scheiben, hatte in ihrem ersten Olympia-Wettkampf in den Bergen über Sotschi als 38. aber indiskutable 5:46,8 Minuten Rückstand. Sie hielt trotz Krämpfen aber wenigstens durch. "So schlecht ging es mir noch nie", sagte sie. Franziska Preuß dagegen wurde von den Bundestrainern nach dem zweiten Schießen mit insgesamt fünf Fehlern aus dem Rennen genommen. "Unser Teamküken ist für den Massenstart qualifiziert und wir brauchen sie auch noch für die Staffel", begründete Hönig die Maßnahme. Die 19-Jährige war danach in Tränen aufgelöst und musste von Mannschafsarzt Klaus Marquardt getröstet werden. "Dabei wäre es heute leicht gewesen. Es wurden brutal viele Fehler geschossen. Und wir mit unseren eigentlich guten Schützinnen geben noch einen drauf. Für uns war das Rennen schon früh gelaufen", klagte der Bundestrainer.
"Ich habe ihm so viel zu verdanken"
Sein in Diensten der Weißrussen stehender Altenberger Kollege Klaus Siebert durfte sich dagegen erneut freuen. Darja Domratschewa holte sich drei Tage nach Verfolgungs-Gold auch den Olympiasieg im Biathlon-Klassiker. "Ein Kindheitstraum ist wahr geworden", rief sie in der ARD und lobte ihren Trainer: "Ich habe ihm so viel zu verdanken." Doch damit nicht genug: Hinter Selina Gasparin, die die erste Biathlon-Medaille bei Olympia für die Schweiz gewann, ging Bronze auch noch an Domratschewas Landsfrau Nadeschda Skardino. "Kneif mich mal", sagte Siebert. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es ist optimal für uns gelaufen. Wir hatten absolute Granaten unter den Füßen."
Die deutschen Skijägerinnen dagegen konnten erneut die Erwartungen nicht erfüllen. Dem mit 25 Olympia-Medaillen erfolgsverwöhnten Damen-Team droht nun das, was die Männer vor vier Jahren in Vancouver erlebten: Olympische Winterspiele ohne Edelmetall. Danach gab es bei den Männern einen Neuaufbau, das könnte nun auch den Frauen bevorstehen. Zwar sei sie zu weit weg vom Team, sagte Rekordweltmeisterin und Doppel-Olympiasiegerin Magdalena Neuner in der ARD. "Aber es schadet nie, wenn ein frischer Wind weht. Da müssen auch mal alte Strukturen verändert werden." Biathlon-Geschichte hätte neben Tora Berger, der Einzel-Olympiasiegerin von 2010 aus Norwegen, auch Andrea Henkel schreiben und als erste Skijägerin zweimal Olympia-Gold im Einzel gewinnen können. Doch eine Erkältung machte der Thüringerin einen Strich durch die Rechnung. Zwölf Jahre nach ihrem Überraschungssieg in Salt Lake City wurde die 36-Jährige wegen ihres Hustens geschont.
"Es ist die einzige Möglichkeit wieder gesund zu werden, um dann hoffentlich die drei noch ausstehenden Rennen mit besseren Chancen antreten zu können", teilte die WM-Zweite des Vorjahres über die 15 Kilometer mit. Schon vor dem Rennen hatte sie sich gegrämt: "Es wird nicht einfach für mich." "Ich denke, den Einzel wegzulassen ist die beste Entscheidung. Dann hat sie noch den Massenstart und die beiden Staffeln. Es gibt also noch einige Chancen", machte Magdalena Neuner ihrer früheren Kollegin Mut. "Ich weiß, wie sie sich jetzt fühlt, zumal Andrea in ihrer langen Karriere noch nie bei großen Titelkämpfen krank war."
Quelle: ntv.de, Volker Gundrum und Uwe Jentzsch, dpa