Tischtennis-Gala, aber keine Sensation Boll brilliert, China triumphiert
06.08.2012, 18:38 Uhr
Der Beste der Besten? Zumindest hat Timo Boll sein Einzel gegen den besten Tischtennisspieler der Welt, Zhang Jike, gewonnen.
(Foto: dpa)
Ein Timo Boll in Bestform lehrt Chinas Tischtennis-Asse im Team-Halbfinale das Fürchten. Der deutsche Top-Star bezwingt Weltmeister und Olympiasieger Zhang Jike und zeigt dabei ein Weltklassespiel. Für den ganz großen Coup reicht es trotzdem nicht. Am Ende schwitzen die Chinesen, aber sie gewinnen - wie schon in den 20 Duellen zuvor.
Die lautstarken Anfeuerungen für "Timo" und "Dima", die vielen "Deutschland, Deutschland"-Rufe in der Halle - alles das half am Ende nichts. Chinas imposante Tischtennis-Mauer bleibt für Timo Boll und seine Kollegen ein schier unüberwindbares Hindernis. Doch so knapp wie in London war es selten. In einem hochklassigen Olympia-Halbfinale lag sogar ein Sensationssieg der Europameister in der Luft. Der Top-Favorit zitterte sich mit einem 3:1-Sieg in das Endspiel, das die Chinesen vor vier Jahren in Peking noch glatt mit 3:0 gegen das DTTB-Team gewonnen hatten.
Bei der Neuauflage des Klassikers - noch im Mai hatte China das WM-Finale in Dortmund mit 3:0 gewonnen - leistet vor allem der WM-Dritte Timo Boll erbitterten Widerstand. Der 31 Jahre alte Linkshander wirkte nach seinem frühen Einzel-Aus wie ausgewechselt. In einer Weltklasse-Partie bezwang der Rekord-Europameister den frisch gekürten Olympiasieger und Weltmeister Zhang Jike in vier Sätzen und holte den Punkt zum zwischenzeitlichen 1:1.
Ovtcharov vergibt "Elfmeter"
Zuvor hatte der Olympia-Dritte Dimitrij Ovtcharov die große Chance zur Führung nicht genutzt. Im Auftakteinzel gegen Ma Long führte der 23 Jahre alte Weltrangliste-Zwölfte bei 1:1 im dritten Satz mit 9:7, ehe er vier Punkte in Serie abgab, darunter einen sogenannten "Elfmeter". Bis dahin hatte Ovtcharov die 6000 Zuschauer, unter ihnen der deutsche Verteidigungsminister Thomas de Maizière, mit starken Rückhandbällen ähnlich begeistert wie Boll.
"China ist ein anderes Kaliber. Mit diesem System war es für uns noch schwieriger", erklärte Bundestrainer Jörg Roßkopf zur 21. Niederlage im 21. Pflicht-Länderspiel, bei dem diesmal auch ein Doppel ausgetragen wurde. Die Asiaten waren zwar nach dem 1:1 kurz geschockt. Sie spielten aber im Doppel von Wang Hao/Zhang Jike gegen Timo Boll/Bastian Steger und im Einzel von Ma Long gegen den deutschen Meister Bastian Steger ihre Favoritenrolle konsequent aus und freuten sich über einen hart erkämpften Sieg, der ihnen alles abverlangte.
Trotz des letztlich erwarteten Ausgangs besitzt die Auswahl von Bundestrainer Jörg Roßkopf im kleinen Finale um Platz drei noch eine zweite Medaillenchance. Die Enttäuschung hielt sich deshalb in Grenzen. "Wir können unser Ziel noch erreichen", sagte Roßkopf. Er und die Spieler richteten den Fokus schnell auf das Bronze-Match am Mittwoch. Dann will die DTTB-Auswahl gegen den Verlierer der Partie Südkorea gegen Hongkong das Turnier mit dem zweiten Edelmetall nach Bronze für Ovtcharov positiv beenden.
Quelle: ntv.de, dpa