Uiguren der "Identität beraubt" Chinas Wintersport-Paradies inmitten des Grauens

Trügerische Idylle.

Trügerische Idylle.

(Foto: imago images/Xinhua)

Ski fahren dort, wo andere Menschen gefoltert werden. China baut die Region Xinjiang aufwändig um - zu einem riesigen Wintersportresort. Das ist die Region, in der die Minderheit der Uiguren beheimatet ist, in der sie unterdrückt und gefoltert werden. Das aber leugnet und verschweigt die Kommunistische Führung.

In der Region Xinjiang hat das neue Zeitalter des globalen Skitourismus bereits begonnen. Pistenraupen walzen in 72 Wintersportresorts durch die Landschaft, Skilifte befördern Tausende Freizeitsportler aus den Tälern auf die Berge, und sogar Schnee ist zuhauf vorhanden. Echter Schnee, nicht der aus den Kanonen in den Olympia-Dörfern Zhangjiakou oder Yanqing.

Eine moderne, heile Winterwelt - ganz nach dem Geschmack der Kommunistischen Führung und des Internationalen Olympischen Komitees. Beste Bedingungen für die 300 Millionen Wintersportler, von denen Chinas Staatschef Xi Jinping und IOC-Präsident Thomas Bach dieser Tage unentwegt sprechen, während sie eisern über die bestens belegten Verbrechen an der Minderheit der Uiguren schweigen.

Die ist in Xinjiang beheimatet und hat mit der von Bach so sehr geschätzten weltweiten Wintersport-Industrie so wenig zu tun wie Pekings Parteispitze mit einem angemessenen Verständnis von Menschenrechten. In Altay, einer Stadt im Grenzgebiet zu Kasachstan, befinden sich zwölf Inhaftierungslager, in denen laut Menschenrechtsorganisationen ein Völkermord geschieht.

"Die chinesische Regierung hat den Tourismus in Xinjiang gefördert und die Region in eine Art Disneyland verwandelt, in dem die Bewohner ihrer Identität und Meinung beraubt werden", sagt Maya Wang von Human Rights Watch. Besucher bekommen dafür ein "sorgfältig betreutes" Erlebnis geboten. Wintersport und "Folklore", so nannte es ein lokaler Beamter in der Zeitung "China Daily".

Langläuferin wird instrumentalisiert

Hinter die verschneiten Kulissen werden sie niemals blicken, dorthin, wo das Unrecht geschieht. "Frauen werden zwangssterilisiert, daher ist dort die Geburtenrate drastisch zurückgegangen, viel drastischer als die Geburtenrate der Han-Chinesen, die dort leben", berichtet Menschenrechtler Hanno Schedler von der Gesellschaft für bedrohte Völker.

Das chinesische Außenministerium bezeichnete Berichte über die Verbrechen in den Lagern während der Spiele als "größte Lüge des Jahrhunderts". Der Staat spricht von "Bildungszentren" und davon, dass "Mitglieder aller ethnischen Gruppen alle zu einer großen Familie gehören". Als Beweis schickte China die aus Altay stammende Dilnigar Ilhamjan mit der Fackel in der Hand voran.

Die Langläuferin, die bei der Eröffnungsfeier in Peking Weltruhm erlangte, ist die einzige Uigurin in der chinesischen Olympiamannschaft. Drei weitere Athleten aus Xinjiang gehören zur kasachischen Minderheit, während die Mehrheit der modernen Skiresorts in den ethnisch diversen Regionen gebaut wurde: in den Grenzgebieten zu Russland, Kasachstan und der Mongolei.

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Wintersport-Paradiese für zahlungskräftige Kundschaft aus dem Westen dürften die Bergzüge kaum werden, keine Imagekampagne, selbst wenn sich das IOC mit seinen Olympischen Spielen einspannen lässt, kann die Schatten der Verbrechen an der Menschlichkeit aus Xinjiang vertreiben. Russland bleibt als möglicher Markt - die chinesische Oberschicht ist längst in den Resorts angekommen.

Sie repräsentiert die "neue Ära des Wintersports", die Thomas Bach ausgerufen hat. Junge, wohlhabende Städter in ihrer teuren Ski-Ausrüstung knipsen Selfies auf den Pisten. Gleichzeitig vermittelt die Staatspropaganda, das Ganze sei komplett natürlich: In Xinjiang sei schon vor 10.000 Jahren Ski gefahren worden. Wissenschaftler hätten in Altay Höhlenzeichnungen davon gefunden.

Quelle: ntv.de, ara/sid

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