"Wer sich das überlegt hat ..." Deutscher greift Olympia-Macher wegen Kopfsteinpflaster an

Linke ist nach dem Wettkampf in der Pariser Innenstadt gefrustet.

Linke ist nach dem Wettkampf in der Pariser Innenstadt gefrustet.

(Foto: IMAGO/Beautiful Sports)

Mitten in der Innenstadt von Paris findet der Wettbewerb der Geher statt. Viele Sehenswürdigkeiten und viele Zuschauer an der Strecke. Doch den Deutschen Christopher Linke freut das nur mäßig, denn das Kopfsteinpflaster lässt ihn verzweifeln.

Erschöpft und traurig rang Christopher Linke hinterher mit den Worten. "Es war ein sehr, sehr hartes Rennen. Und jetzt ist natürlich die Enttäuschung erstmal riesig", sagte der Geher, der sich über die 20 Kilometer so viel vorgenommen hatte, sich am Ende aber nur als 19. über die Ziellinie schleppte.

Linke kämpfte, biss, versuchte alles - doch dann wurden bei dem 35-Jährigen allmählich die Beine immer schwerer. Und Linke musste abreißen lassen, nach 15 Kilometern fehlten ihm bereits 14 Sekunden auf die Spitze. So war der Traum von einer weiteren Top-Platzierung nach all den vierten und fünften Plätzen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen schnell geplatzt, sein Rückstand auf den neuen Olympiasieger Brian Daniel Pintado aus Ecuador summierte sich im Ziel am Fuße des Eiffelturms auf 1:40 Minuten. "Ich habe mir deutlich mehr erhofft. Ich habe für deutlich mehr trainiert und hatte eigentlich auch für deutlich mehr eine Form", sagte Linke.

"Konnte nicht einmal zum Eiffelturm gucken"

Und so musste der Frust raus. Die Stimmung an dem Rundkurs sei zwar "gigantisch" gewesen, die "Kulisse" mit dem Eiffelturm, der Seine-Brücke D'Iena und dem Trocadero "sehr schön", aber die Straße? "Die geht gar nicht. Ich konnte nicht einmal zum Eiffelturm gucken, weil ich die ganze Zeit auf den Boden schauen musste, dass ich nicht in irgendein Loch oder eine Bodenwelle reintrete", sagte Linke: Und "wer sich überlegt hat, dass man im Gehen eine Wende im Kopfsteinpflaster macht, der ist, glaube ich, in seinem Leben noch nie gegangen." Mehrfach war er umgeknickt.

Hinzu kamen die schwierigen klimatischen Bedingungen. Das Rennen wurde erst mit einer halben Stunde Verspätung gestartet, nachdem zuvor ein Gewitterschauer über Paris niedergegangen war. Die Luftfeuchtigkeit war extrem hoch. Etwa zur Mitte des Rennens kam dann aber immer mehr die Sonne raus und die Temperaturen stiegen, auch Linke hatte damit seine Probleme. "Jetzt lege ich mich erstmal in die Eistonne und dann sehen wir weiter", sagte Linke und zitierte dabei den legendären Spruch des ehemaligen Fußball-Nationalspielers Per Mertesacker von der WM 2014.

"Extreme Ausgrenzung"

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Gehen fristet ein Dasein im Schatten der Stadion-Leichtathletik. "Was ich als Geher für eine Ausgrenzung erlebe, ist extrem", sagte der 35-Jährige dem "Tagesspiegel". "Es gibt keinen Tag, an dem du nicht angehupt oder ausgelacht wirst", erzählte Linke über sein Training, das er in der Öffentlichkeit, meist am Ufer des Templiner Sees in Brandenburg, absolviert.

Am kommenden Mittwoch wartet für Linke die nächste Chance, in der erstmals bei Olympia ausgetragenen Marathon-Mixed-Staffel geht er zusammen mit Saskia Feige an den Start. "Ich habe im Vorfeld gehofft, dass ich nicht unbedingt die Mixed-Staffel machen muss, wenn ich hier super erfolgreich bin. Dann hätte ich gerne meinen Ersatzmann rangelassen", sagte Linke: Aber "jetzt muss ich irgendwie doch was gut machen."

Quelle: ntv.de, ara/sid

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