Wind, Kälte, Absurditäten Extremes Olympia-Wetter bereitet Sorgen
11.02.2018, 07:49 Uhr
Willkommen bei den Olympischen Windspielen.
(Foto: dpa)
Temperaturen weit unter dem Nullpunkt und Windböen satt: Das Wetter in Pyeongchang zeigt sich bislang noch nicht in Olympiaform, zwei Wettbewerbe müssen abgesagt werden. Athleten und Zuschauer leiden, und die Vorhersagen deuten an: Es wird noch schlimmer.
Der Wind fegte eiskalt über die Pisten des heiligen Berges, vor dem Athletenhotel in Jeongseon am Fuße des Gariwang riss er fast die Landesflaggen von den Masten. Nein, an olympischen Skirennlauf war am Sonntag nicht im Traum zu denken. Die Absage der Männer-Abfahrt um kurz nach acht Uhr morgens war die erste der Winterspiele - und wird nicht die letzte bleiben. Olympia in Pyeongchang hat ein Wetter-Problem.
"Der Wind war zu stark. Wir haben uns um die Athleten gesorgt", sagte Sung Baik You vom Organisationskomitee Pocog und blickte mit durchaus sorgenvoller Miene voraus. Der Wind soll bis Mittwoch anhalten, danach könnte es Neuschnee geben. Die Temperaturen sollen auf bis minus 18 Grad fallen, die sich wegen des Windchill-Effekts noch wesentlich kälter anfühlen. "Es ist schon richtig zapfig", sagte ARD-Experte Peter Schlickenrieder, der 2002 in Salt Lake City im Langlauf-Sprint Silber geholt hatte.
Weitere Verschiebungen drohen, kurz nach der Abfahrt erwischte es schon die Qualifikation im Snowboard-Slopestyle der Frauen. Dort könnten die Läufe (2 Uhr ) jetzt direkt vor dem Finale am Montag stattfinden. Auch der 10-Kilometer-Sprint der Biathleten am Sonntagabend stand auf der Kippe. "Es ist nicht immer einfach, weil wir es mit sieben unterschiedliche Sportarten zu tun haben", sagte IOC-Sprecher Mark Adams: "Wir reden darüber ständig mit den Verbänden." Probleme mit dem Wetter sehe man "immer wieder bei Winterspielen", meinte Adams beschwichtigend. Fast zeitgleich stöhnte selbst Snowboarder Redmond Gerard nach seinem Slopestyle-Olympiasieg: "Der Wind war wirklich übel."
"Wenn ich dort oben nicht sauer geworden wäre"
Am Samstagabend war auch das Skispringen von der Normalschanze vom Winde verweht gewesen, jeder Weltcup wäre bei diesen Bedingungen wohl abgebrochen worden. Vor dem Goldflug von Andreas Wellinger holten die Veranstalter aus Sicherheitsgründen immer wieder Springer vom Balken. Beim viermaligen Olympiasieger Simon Ammann wurde es absurd. Fünfmal schob der schmale Schweizer seinen zunehmend zerbrechlicher wirkenden Körper auf den Balken, wartete vor Kälte erstarrt, musste wieder herunterrutschen - und wurde immer missmutiger.
"Wenn ich dort oben nicht sauer geworden wäre, wäre ich wahrscheinlich auf dem Balken festgefroren. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass sich meine Beine beim Absprung nicht mehr bewegen", sagte Ammann. Er kam heile unten an. Um Mitternacht waren es allerdings nur noch ein paar Dutzend dick vermummte Fans, die ihm im Auslauf bibbernd applaudierten.
Einige Events beginnen so spät, damit die Sendezeiten in Europa nicht in die Nachtstunden fallen und das IOC auf dem großen TV-Markt ordentlich abkassieren kann. Nicht nur das Wetter, sondern mitunter auch die Zeitplanung wird zum Stimmungskiller. Laura Dahlmeier feierte ihre Goldmedaille am Samstagabend gegen 21.00 Uhr, und auch sie konnte nicht unbedingt ein Bad in jubelnden Massen nehmen. "Mir ist es lieber so, als wenn 50.000 Menschen schreien und Vollgas geben. Aber natürlich dürfte es schon etwas mehr sein", sagte die Biathlon-Königin nach ihrem Coup - vor frierenden Fans auf halbleeren Tribünen.
Quelle: ntv.de, cwo/sid