
Frenzel brauchte eine Weile, um wieder auf die Beine zu kommen.
(Foto: dpa)
Die Bilder von Eric Frenzel sind besorgniserregend, der Nordische Kombinierer verpasst nach dem Team-Wettkampf den Jubel mit den Kollegen und sogar die Siegerehrung. Einige bange Minuten später gibt es Entwarnung von Frenzel und vom Teamarzt. Zudem liefern sei eine Erklärung für den Einbruch.
Eric Frenzel wusste nicht einmal, dass er die Silbermedaille gewonnen hatte. Erst als er mit seinen Teamkollegen Vinzenz Geiger, Manuel Faißt und Julian Schmid zum ARD-Interview bereitstand, erfuhr der 33-Jährige von seinem Glück. Und sorgte zugleich allein damit, dass er zum Gespräch am Mikrofon wieder in der Lage war, für spürbare Erleichterung. Denn der Nordische Kombinierer war in seinem ersten Wettkampf nach dem Ende der Corona-Infektion und -Isolation sichtbar nur an seine Grenzen gegangen, sondern darüber hinaus. Nach der Staffelübergabe auf Geiger sank Frenzel im Zielraum zu Boden und gestand hinterher, von dessen grandioser Aufholjagd bis auf den Silberrang überhaupt nichts mitbekommen zu haben.
Als Geiger sich im Schlussspurt durchsetzte, empfingen ihn zum Jubeln nur Faißt und Schmid. Frenzel bedurfte ärztlicher Betreuung, so sehr hatte er sich verausgabt. "Ich denke nicht, dass ich ein gesundheitliches Risiko eingegangen bin", sagte Frenzel anschließend und beantwortete damit zumindest aus seiner Sicht die Frage, die sich viele gestellt haben dürften. War die Rückkehr in die maximale Anstrengung so kurz nach Infektion und Isolation zu schnell? So war es dem Superstar Jarl Magnus Riiber ergangen, der im Einzel ähnlich wie Frenzel im Team auf dem letzten Kilometer durchgereicht worden war und in der norwegischen Staffel fehlte, die auch ohne ihn Gold gewann.
"Der Eric hat sich völlig verausgabt. Das mit Corona wird sein Übriges dazu beigetragen haben", sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch. Ein Fehler sei die Aufstellung des Routiniers aber nicht gewesen. Das sah auch Frenzel so, der außerdem energisch Spekulationen widersprach, er habe nach seinem Lauf Blut gespuckt. Stattdessen deutete er an, die Spiele in China könnten seine letzten sein. "Höchstwahrscheinlich" sei es sein letztes Rennen bei Olympia gewesen, so Frenzel. Bei einer Teilnahme 2026 in Mailand und Cortina d'Ampezzo wäre der gebürtige Sachse 37 Jahre alt.
"So ein Rennen hatte ich lange nicht mehr"
Teamarzt Stefan Pecher versuchte derweil ebenso, zu beruhigen. "Sicherlich war die Belastung aufgrund des hohen Anfangstempos nach der Quarantäne ein bisschen hoch", sagte Pecher am Rande der eiskalten Wettkampfstätte in Zhangjiakou, "aber gesundheitliche Schäden sind nicht zu erwarten". Zwar sei Frenzel unterkühlt gewesen und auch stark erschöpft, eine vollständige Erholung stehe aber außer Frage, dennoch wolle man auf Nummer sicher gehen: "Er wird sicherlich auch mal nächste Woche zu mir in die Praxis kommen, um Laborentnahmen und so weiterzumachen, und dann sehen wir weiter, wie er die nächsten Weltcups bestreiten wird."
Tatsächlich ließen die Bilder zunächst Schlimmes vermuten, nachdem Frenzel erst massiv viel Zeit auf die Führenden verloren hatte und im Schnee niedergesackt war. "Alle Checks vorher waren gut", betonte der 33-Jährige, der nach seiner Rückkehr für das Interview mit den Tränen kämpfte, weil er erst dort vom Gewinn der Silbermedaille erfahren habe. Die großartige Schlussrunde des Normalschanzen-Olympiasiegers Geiger habe er überhaupt nicht wahrgenommen, die müsse er sich in Ruhe am Bildschirm anschauen. Zu groß war die eigene Anstrengung, die ihm erst nach ärztlicher Betreuung erlaubte, zu seinen Teamkollegen zurückzukehren.
Immerhin zur richtigen Siegerehrung wird Frenzel es schaffen, die findet mit einer Nacht Abstand zum Wettkampf statt. Den Jubel im Ziel, der bei den drittplatzierten Japanern sogar noch eine Nummer größer ausfiel ob ihres unerwarteten Medaillengewinns, und die Blumenzeremonie, bei der die Top Drei einer jeden Entscheidung das Maskottchen dieser Winterspiele erhalten als Vorgeschmack aufs Edelmetall, die verpasste er jedoch. "Jetzt geht es mir wieder ganz gut", sagte Frenzel hinterher, "auf der Strecke ist es mir sehr schlecht ergangen. So ein Rennen hatte ich schon lange nicht mehr." Angesichts der Dramatik, die die ersten Bilder vermuten ließen, bleibt das hoffentlich auch künftig so.
Quelle: ntv.de