Bestleistung im sechsten Versuch Gold-Coup von Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye
09.08.2024, 20:46 Uhr
Ogunleye stellt eine neue Bestleistung auf.
(Foto: dpa)
Mit 20,00 Metern zum Gold: Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye ist Olympiasiegerin. Die Deutsche verbessert im letzten Versuch nervenstark ihre persönliche Bestleistung und übertrumpft alle Konkurrentinnen.
Yemisi Ogunleye schluchzte, sie weinte vor Glück, immer wieder hielt sie die Hand ungläubig vor das Gesicht. Dann, als sie langsam realisierte, was sie da auf der ganz großen Olympia-Bühne geschafft hatte, hüpfte Ogunleye wie ein Flummi über die lila Bahn im Stade de France und schnappte sich eine Deutschland-Fahne zum Jubeln. Gold im Kugelstoßen, die Mannheimerin machte die Sensation nervenstark im sechsten Versuch perfekt. Auch dank Gottes Hilfe.
"Glaub daran, dass du Berge versetzen kannst", habe ihr ihre Trainerin vor dem letzten Versuch gesagt. Es sei noch nicht dabei, sie könne sich noch Gold holen, erzählte sie im ZDF. "Und jetzt sind wir Olympiasieger. Es ist so unglaublich."
Ogunleye wuchtete die Vier-Kilogramm-Kugel im letzten Durchgang auf genau 20,00 Meter und konterte damit Maddison-Lee Wesche aus Neuseeland noch aus. Die 25-Jährige krönte sich zur ersten und wohl einzigen deutschen Leichtathletik-Olympiasiegerin an der Seine, und das gleich bei ihrem Olympia-Debüt. 28 Jahre nach Astrid Kumbernuss holte damit wieder eine Kugelstoßerin Olympia-Gold für Deutschland, es war zudem die vierte Medaille für die deutschen Leichtathleten in Paris. Aus den Stadionlautsprechern tönte "Völlig losgelöst", die deutschen Fans tanzten auf der Tribüne zu "Major Tom" von Peter Schilling.
Schwere Knieverletzung beendet Karriere beinahe
Ogunleye krönte mit ihrem unerwarteten Triumph ihre bemerkenswerte Karriere, mehr als einmal stand sie schon vor dem Aufgeben. Doch nun belohnte sich die Hallen-Vizeweltmeisterin für ihren Durchhaltewillen mit Gold.
Als kleines Mädchen tanzte Ogunleye Ballett, sie turnte auch - wurde dafür aber bald zu groß. Als sie 13 Jahre alt war, begann sie mit der Leichtathletik. Schwere Knieverletzungen warfen "Yemi" aber immer wieder zurück. Nach zwei Kreuzbandrissen innerhalb kürzester Zeit, Meniskus- und Knorpelschäden im rechten Knie stand die Sport-Karriere schon auf der Kippe, bevor sie begonnen hatte.
Doch Ogunleye, deren Vater aus Nigeria stammt, kämpfte sich zurück. Auch unschöne Rassismus-Erfahrungen hielten sie nicht auf, ihr tiefer Glaube half Ogunleye durch die schwere Zeit. "In meinem Glauben finde ich ein Vorbild", sagte sie im ntv.de-Interview vor den Olympischen Spielen.
Und sie dachte auch an ihre Kindheit: "Ich denke daran zurück, wie das kleine Mädchen Yemi vor dem Fernseher sitzt und bei den Olympischen Spielen zuguckt. Am liebsten habe ich Turnen und Leichtathletik geguckt. Dass dieses Mädchen, das damals mit großen Augen vor dem Fernseher die Wettkämpfe verfolgt hat, heute das erste Mal selbst dort mitmachen darf, ist für mich unglaublich." Jetzt hat sie nicht nur mitgemacht - sondern auch gewonnen.
Quelle: ntv.de, ara/sid