"Ganze Saison auf die Fresse bekommen" Historisches Debakel für Skeletonis
15.02.2014, 18:10 Uhr
Nicht zufrieden mit Platz elf: Frank Rommel.
(Foto: REUTERS)
Die deutschen Skeleton-Piloten verpassen eine Medaille bei Olympia deutlich. Während der Russe Alexander Tretjakow zum Sieg rast, landen Alexander Kröckel und Frank Rommel auf den Plätzen neun und elf. Die weiteren Medaillen gehen nach Lettland und in die USA.
Das historische Debakel der deutschen Skeletonis ist perfekt: Einen Tag nach dem enttäuschenden Abschneiden der Frauen haben auch die Männer eine Medaille bei den Winterspielen von Sotschi klar verpasst. Der zur Halbzeit noch auf Platz sieben liegende Frank Rommel verlor in seinem vermutlich letzten Olympiarennen noch einmal kräftig an Boden und hatte nach vier Läufen als Elfter einen Rückstand von 1,21 Sekunden auf Bronze.
Selbst Olympia-Debütant Alexander Kröckel (Oberhof) lag auf Rang neun am Ende noch vor dem Routinier. Damit ist der achte Rang von Anja Huber (Berchtesgaden) im Frauen-Wettbewerb die beste Platzierung des Teams - so schlecht waren deutsche Skeleton-Fahrer noch nie bei Olympischen Winterspielen. Auch angesichts der Zielvereinbarung mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) von ein bis zwei Medaillen, davon möglichst einmal Gold, ist die Bilanz verheerend und ein Spiegelbild der schwachen Weltcupsaison.
"Wir haben die ganze Saison auf die Fresse bekommen, warum soll das hier anders sein", hatte ein frustrierter Kröckel schon zur Halbzeit gesagt. Der ehemalige Junioren-Weltmeister schob sich nach guten Fahrten in den zwei abschließenden Durchgängen vom 14. Platz immerhin noch nach vorne, von einer Medaille trennten ihn aber auch 1,03 Sekunden.
Bundestrainer Jens Müller nicht mehr unumstritten
Wie weit die internationale Spitze den Athleten des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland (BSD) mittlerweile enteilt ist, zeigt Kröckels (+4,00 Sekunden) und Rommels (+4,18) riesiger Rückstand auf den russischen Olympiasieger Alexander Tretjakow. Der Weltmeister gewann auf seiner Heimbahn das erste russische Skeleton-Gold bei Winterspielen sowie das mit Spannung erwartete Duell gegen seinen lettischen Rivalen Martins Dukurs (+0,81) deutlich. Bronze ging an den Amerikaner Matthew Antoine (+2,97).
Der nicht mehr unumstrittene Bundestrainer Jens Müller hatte bereits während des Frauen-Wettbewerbs mit den Plätzen acht, zehn und 13 einen Neuanfang nach Olympia angekündigt und sich dabei ausgerechnet die Gold-Rodler zum Vorbild genommen: "Wir haben den Anspruch, in die Region vorzustoßen, in der die Rodler sind." Dafür soll ab der kommenden Saison das Augenmerk verstärkt auf einen explosiveren Start gelegt werden, da die internationale Konkurrenz auf den ersten Metern teilweise mehrere Zehntelsekunden schneller ist. Zudem müssten die Sportler in Zukunft auch mehr Muskelmasse auf den Schlitten bringen, forderte Müller.
Das Olympia-Debakel hatte sich angedeutet. Die im Olympiawinter sieglosen Skeletonis mussten lange um ihr Olympiaticket zittern. Einzig Marion Thees hatte die harten internen Normkriterien erfüllt, bei der Vancouver-Dritten Huber, Sophia Griebel, Rommel und Kröckel ließ der DOSB aufgrund der guten Perspektiven eine Ausnahmeregelung gelten. Herausgesprungen ist jedoch das schlechteste Olympiaergebnis der Geschichte.
Quelle: ntv.de, Jörg Soldwisch, sid