Olympia in London ohne Neun IAAF sperrt Dopingsünder

Die Kenianerin Rael Kiyara wurde positiv getestet.

Die Kenianerin Rael Kiyara wurde positiv getestet.

(Foto: dpa)

Der Anti-Dopingkampf nimmt vor den Olympischen Spielen in London Fahrt auf. Insgesamt neun Athleten sperrt der Leichtathletik-Weltverband IAAF. Drei weitere kommen aus der Läufernation Kenia. Der Ex-Chef der Anti-Dopingagentur Wada kritisiert indes die Dopingtests.

Kurz vor der Eröffnungsfeier hat das Thema Doping London erreicht - auch wenn es in bislang 400 Olympia-Proben noch keine positiven Fälle gab. Für diese sorgten andernorts die Kenianer mit vier positiven Tests, die binnen drei Tagen bekannt wurden. Zudem verkündete der Leichtathletik-Weltverband IAAF, insgesamt neun Athleten des Dopings überführt zu haben.

"Die Bekanntgabe unterstreicht den fortgesetzten Kampf der IAAF gegen Doping in der Leichtathletik," sagte IAAF-Präsident Lamine Diack: "Es demonstriert zudem, dass die IAAF fortschrittliche Methoden einsetzt, um Doping zu entdecken." Sechs Sportler wurden mithilfe des indirekten Nachweises überführt, nachdem die Daten auf ihrem biologischen Pass Auffälligkeiten gezeigt hatten. Drei weitere fielen durch Nachtests der WM 2011 im südkoreanischen Daegu.

Der Marokkaner Abderrahim Goumri, die Griechin Iríni Kokkinaríou, Meryem Erdogan aus der Türkei sowie die drei Russinnen Swetlana Kljuka, Nailija Julamanowa und Jewgenina Sinurowa standen seit 2009 unter Verdacht und sind regelmäßig kontrolliert worden.

Während sich Erdogan und die drei Russinnen schuldig bekannten und damit ihren Sperren automatisch von vier auf zwei Jahre reduzierten, war Goumri bereits vom marokkanischen für vier Jahre gesperrt worden. Im Nachgang zur WM in Daegu sind zudem die Bulgarin Inna Eftimowa (synthetische Wachtumshormone) sowie die beiden Ukrainerinnen Natalija Tobias und Antonina Jefremowa (synthetische Hormone) positiv gestest und für zwei Jahre gesperrt worden.

Läufer positiv getestet

Bei den Kenianern ist laut der Neuen Zürcher Zeitung nun auch Mathew Kisorio positiv getestet worden. Bei den kenianischen Meisterschaften über 10.000 m fand man beim drittschnellsten Halbmarathonläufer der Geschichte (58:46 Minuten) ein anaboles Steroid.

Beim Linz-Marathon wurde der frühere Junioren-Weltmeister Ronald Kipchumba mit Epo-Spuren im Blut erwischt. Erst am Sonntag waren Dopingfälle zweier kenianischer Marathonläuferinnen publik geworden. Rael Kiyara war bei ihrem Streckenrekord (2:23:47 Stunden) am 29. April beim Hamburg-Marathon ebenfalls mit einem anabolen Steroid gedopt, und als Zweite in Boston fiel offenbar Jemima Sumgong Jelagat (2:31:52 Stunden) auf - mit dem Kortison-Präparat Prednisolon.

Vize-WADA-Chef Arne Ljungqvist, einsichtig.

Vize-WADA-Chef Arne Ljungqvist, einsichtig.

(Foto: AP)

Der schwedische Sportwissenschaftler und Dopingfahnder Bengt Saltin hatte schon im Mai erklärt: "Wir haben von 2008 bis 2010 beobachtet, dass die Blutwerte der Kenianer bei Starts in Europa viel höher sind als in den Jahren davor. Es steht für mich daher außer Frage, dass es da irgendeine Form von Blutmanipulation gibt."

Von dieser Häufung hatte Saltins Landsmann Arne Ljungqvist noch nichts gehört und mochte als Vize-Chef der Anti-Doping-Agentur Wada keinen Kommentar geben. Wohl aber zur Kritik zu Wada-Ex-Oberhaupt Richard Pound. Der machte noch einmal deutlich, das IOC habe viel zu spät reagiert hinsichtlich der Nachtests der fast acht Jahre auf Eis gelegten und in wenigen Wochen vor dem Vernichtungsdatum stehenden 3667 Proben von Olympia 2004 in Athen.

Neue technische Möglichkeiten

"Das ist eine gute Lektion, wir werden Ihren Rat befolgen", sagte Ljungqvist an die Adresse von Pound. Er gab aber auch zu bedenken, bei früher eingeleiteten Nachtests sei die Chance auf positive Ergebnisse nicht so hoch gewesen, weil man erst jetzt die technischen Möglichkeiten zum Auffinden damals noch nicht bekannter Substanzen habe.

Auch John Fahey, Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), gab seinem Vorgänger grundsätzlich recht. "Man sollte nachkontrollieren, und ich bin froh, dass es bei den Athen-Proben endlich passiert ist", sagte der ehemalige australische Finanzminister. Fahey betonte, dass es "keine bessere Abschreckung" gebe als Nachtests.

Erst auf Druck der Medien hatte sich das IOC im Frühjahr zu Athen-Nachtests entschlossen. Inzwischen gibt es positive Resultate, doch die B-Proben lassen auf sich warten.

Quelle: ntv.de, sid

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