König auf Kufen Lange gewinnt viertes Gold
22.02.2010, 03:28 Uhr
Vier Olympiasiege hat Lange nun, ein fünfter könnte noch dazukommen.
(Foto: dpa)
Bob-Pilot André Lange beschert dem deutschen Team bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver die sechste Goldmedaille. Mit Anschieber Kevin Kuske wiederholt er im Zweierbob seinen Olympiasieg von Turin und krönt sich selbst zum erfolgreichsten Bobpiloten der Olympia-Geschichte.
Mit seinem vierten Olympiasieg ist André Lange zum erfolgreichsten Bobpiloten in der Geschichte seines Sports aufgestiegen. Nach seinem neuerlichen Erfolg im Zweierbob peilt er nun auch den Sieg im großen Schlitten und damit wie 2006 in Turin das olympische Double an. Zusammen mit Anschieber Kevin Kuske ließ sich der 36-Jährige im Zweier auch im entscheidenden vierten Durchgang auf dem Hochgeschwindigkeitskurs von Whistler nicht mehr aus der Erfolgsspur bringen.
Hinter Lange jubelten Thomas Florschütz und sein Anschieber Richard Adjei über Silber, es war der erste deutsche Doppelsieg im Bob seit 1984. Dritter wurde der Russe Alexander Subkow. Karl Angerer verpasste dagegen als Neunter die Medaillenränge klar. Lange bescherte der deutschen Mannschaft die sechste Goldmedaille bei den XXI. Olympischen Winterspielen in Vancouver, insgesamt hat die deutsche Mannschaft in bislang 50 Entscheidungen 18 Medaillen gewonnen - allein neun davon wurden im Eiskanal von Whistler eingefahren, was angesichts der massiven Aufwendungen für die technische Entwicklung und des vergleichsweise kleinen Kreises an ernsthaften ausländischen Konkurrenten aber nicht sonderlich überrascht.
Massiver technischer Vorteil
Lange und Florschütz fuhren mit nagelneuen Kufen vom Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) in Berlin so schnell wie kein anderes Gefährt durch die umstrittene Eisrinne. Nur dieses Duo durchbrach im Zweierbob-Rennen die Schallmauer von 150 Stundenkilometern. Lange kam sogar auf 151 km/h - im Vierer soll es noch schneller zur Sache gehen. Allerdings gab es vor dem Rennen etwas Aufregung, weil die Materialkommission des Weltverbandes FIBT die neu zugelassenen Kufen bei der Abnahme zunächst falsch vermessen hatte. "Wir mussten noch eine Kufe abnehmen und hatten noch etwas Stress", sagte Kuske.

In die Entwicklung der schnellen deutschen Bobs fließen Millionen an Steuergeldern. Der Kampf im Eiskanal ist längst eine Materialschlacht.
(Foto: REUTERS)
Unbeeindruckt von der Sturzserie der vergangenen Tage im Crash-Kanal übernahm der deutsche Fahnenträger Lange zur Halbzeit die Führung, nachdem Florschütz im ersten Lauf Bahnrekord gefahren war. Im dritten Durchgang egalisierte Lange diesen und setzte sich weiter von Florschütz ab. "Das war der schlimmste Lauf", meinte Kuske erleichtert. Der Anschieber von Florschütz, Richard Adjei, gab zu: "Wir haben den dritten Start etwas verkackt."
"Fifty-Fifty"-Kurve entschärft
Auf Drängen von Thomas Schwab, Sportdirektor des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland (BSD), wurde das Eis in der berüchtigten "Fifty-Fifty"-Kurve abermals nachgebessert. Am zweiten Wettkampftag gab es daher keine Stürze. Am ersten Tag hatte unter anderem Mitfavorit Lyndon Rush (Kanada) seine Medaillen-Hoffnungen nach einem Sturz im zweiten Durchgang begraben vorzeitig begraben müssen.

Der Schweizer Beat Hefti (r.), vorab als Medaillenkandidat gehandelt, kapitulierte nach einem Trainingssturz vor der Bahn in Whistler.
(Foto: dpa)
Das Teilnehmerfeld war bereits vor dem Start dezimiert worden: Denn selbst Piloten wie der Schweizer Europameister und Mitfavorit Beat Hefti hatten den Kampf gegen die schwierige Passage zwischen Kurve 11 und 14 schon zum Trainingsauftakt verloren. Wegen einer Gehirnerschütterung sagten Hefti und auch sein ebenfalls schwer gestürzter Landsmann Daniel Schmid ihren Start auf der 1450 Meter langen Piste mit teilweise 20 Prozent Gefälle ab.
Quelle: ntv.de, cwo/dpa