Olympia-Zoff trotz guter Bilanz Levy attackiert Radverband

"Ich glaube, da kommt per Post in den nächsten Tagen eine Urkunde": Maximilian Levy.

"Ich glaube, da kommt per Post in den nächsten Tagen eine Urkunde": Maximilian Levy.

(Foto: AP)

Der Bund deutscher Radgahrer kann nach den olympischen Bahnwettbewerben eine positive Bilanz ziehen, schließlich gibt es drei Medaillen. Dennoch gibt es Zoff. Medaillengewinner Maximilian Levy vermisst Anerkennung. Der Verband kontert: Alles nur Missverständnisse.

Ein versöhnlicher Abschluss sieht anders aus. Bundestrainer Detlef Uibel und der zweifache Medaillengewinner Maximilian Levy zogen eine positive sportliche Bilanz der Bahn-Wettbewerbe bei den Olympischen Spielen - aber auch vom Leder gegen die Funktionäre und Verbandspräsident Rudolf Scharping. "Glückwünsche von der Verbandspitze sind bisher ausgeblieben. Ich glaube, da kommt per Post in den nächsten Tagen eine Urkunde mit 'Herzlichen Glückwunsch und so weiter'. Ist ja klar, wo die dann landet", sagte Levy im Deutschen Haus in den Londoner Docklands.

Der Verband konterte prompt: Alles irgendwie nur ein Missverständnis, der "großen Hektik" geschuldet. Der Ex-Verteidigungsminister Scharping hätte nach dem Wettkampf am Dienstag mit Sportdirektor Patrick Moster telefoniert und selbstverständlich Glückwünsche an die Athleten ausgerichtet. Danach hätte der ehemalige Verteidigungsminister eine SMS an Bundestrainer Detlef Uibel geschickt, hieß es in einer Pressemitteilung des Verbandes. "In der ganzen Hektik nach der Siegerehrung ist das nicht bei Maximilian Levy angekommen", versicherte Moster. "Die jahrelangen Erfolge unserer Athletinnen und Athleten auf der Bahn sind eine wichtige Säule unserer Verbandsarbeit", ließ Scharping ausrichten. "Wir sind stolz auf das, was unsere Athletinnen und Athleten in London geleistet haben."

Scharping nicht "einmal gesehen oder gesprochen"

Am Vorabend hatte auch Bundestrainer Detlef Uibel Kritik geäußert und vor dem Hintergrund der erfolgreichen Briten in Deutschland zentrale Strukturen in der Leistungssteuerung gefordert. Levy rechnete vor, die Briten hätten in den letzten vier Jahren, um sich für ihr Heimspiel fit zu machen, "rund 34 Millionen Euro zur Verfügung" gehabt. Der BDR musste dagegen mit einem kleinen Bruchteil davon auskommen. "Von der Förderung sind wir hoffnungslos unterlegen. Wir schaffen es nur über unsere deutsche Disziplin dranzubleiben", sagte Levy.

Den BDR-Präsidenten Scharping, am Anfang der Spiele kurz in London, hätte Levy nicht "einmal gesehen oder gesprochen", sagte der Bronzemedaillengewinner im Teamsprint und Olympia-Zweite im Keirin. Der 25-jährige Betriebswirt aus Cottbus hatte die sehenswerte Bilanz der deutschen Bahnfahrer, die mit Gold im Teamsprint durch Miriam Welte und Kristina Vogel einen Traumstart erwischt hatten, quasi gerettet.

Levys großer Kampf im abschließenden Keirin-Wettbewerb gegen den britischen Überflieger und jetzt sechsfachen Olympisieger Sir Chris Hoy wird in Erinnerung bleiben. "Hoy ist jetzt weg - die Zukunft gehört dir", flüsterte Stefan Nimke seinem Teamkollegen vor der Siegerehrung ins Ohr. Hoy, den die Queen vor drei Jahren zum Ritter geschlagen hatte, bestritt sein letztes Olympiarennen und überlegt, ob er noch maximal bis zu den Commonwealth-Games in Glasgow 2014 durchhält. Von der Prominenz der Radsport-Ikone Hoy, die in London von vielen Plakatwänden in Überlebensgröße lächelt, ist Levy ("Ich muss jetzt nach Hause meinen Rasen mähen") weit entfernt. "Wir sind es gewohnt, dass wir Bahnradsportler vielleicht mal bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen kurz im Fokus stehen. Danach kennt uns keiner mehr. Erfolge werden nicht entsprechend gewürdigt."

Quelle: ntv.de, Andreas Zellmer, dpa

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