Tischtennisspieler feiert Bronzemedaille Ovtcharov erfüllt sich Bolls Traum

Bronze für Deutschland: Dimitrij Ovtcharov.

Bronze für Deutschland: Dimitrij Ovtcharov.

(Foto: dpa)

Dimitrij Ovtcharov gewinnt im olympischen Turnier die Bronzemedaille - als erst zweiter deutscher Tischtennisspieler in der Geschichte der Spiele. Der 23-Jährige triumhpiert im kleinen Finale und schafft damit das, was Deutschlands Topspieler Timo Boll verwehrt bleibt. Was für Ovtcharov zum Traum wird, bleibt für Boll ein Trauma.

Damit schaffte Ovtcharov, was Deutschlands Topspieler Timo Boll erneut verwehrt geblieben war. Der freute sich dennoch auf der Tribüne (z.v.r.).

Damit schaffte Ovtcharov, was Deutschlands Topspieler Timo Boll erneut verwehrt geblieben war. Der freute sich dennoch auf der Tribüne (z.v.r.).

(Foto: dapd)

Im Moment des Sieges drehte sich Dimitrij Ovtcharov um, breitete seine Arme aus und zuckte mit den Achseln. Erst als er seinen Trainer Jörg Roßkopf jubeln sah, begriff der Tischtennis-Youngster: Das war der Schlag zur olympischen Bronzemedaille, die Deutschland eigentlich von Timo Boll erwartet hatte. Der traumatisch gescheiterte Rekord-Europameister gratulierte seinem Kumpel Ovtcharov sofort. "Das ist natürlich großartig für Dima und unseren Sport. Er hat sich das verdient, er ist ein harter Arbeiter", sagte Boll.

Mit 4:2 gewann Ovtcharov das Bronze-Match gegen Chuang Chih-Yuan aus Taiwan und feierte den zweiten deutschen Einzel-Triumph bei olympischen Spielen seit 16 Jahren, als Roßkopf in Atlanta ebenfalls Dritter geworden war. Gegen den Weltranglistenachten bewies die Nummer zwölf der Welt erneut die nötige Coolness und Klasse, um in die asiatische Phalanx an der Weltspitze einzubrechen. "Ich kann es wirklich nicht glauben. Ich habe so oft zurückgelegen und hatte so viele Chancen. Und dann war es vorbei", sagte Ovtcharov: "Bronze fühlt sich für mich auf jeden Fall an wie Gold."

Zeit zu feiern bleibt kaum, denn die beiden Freunde Boll und Ovtcharov mit dem deutschen Meister Bastian Steger (Saarbrücken) gehen bereits am Freitag ab 20 Uhr wieder auf Medaillenjagd, wenn der Team-Wettbewerb mit dem Achtelfinale gegen Schweden beginnt. An der internen deutschen Hierarchie gibt es auch nach Ovtcharovs starken Leistungen in London nichts zu rütteln, sagte der Bundestrainer. "Dazu bräuchte es noch ein paar Turniere, Medaillen und Erfolge mehr. Timo ist und bleibt ein sehr guter Teamleader", sagte der 43-Jährige.

"Abhaken, essen, entspannen"

Gegen Chuang, Nummer acht der Welt, hatte der in Kiew geborene Weltranglistenzwölfte in einem packenden Duell zu Satzbeginn meist Probleme, ins Spiel zu finden, obwohl er als letzter Europäer vom Publikum lautstark unterstützt wurde. Doch wenn es brenzlig wurde, bewahrte Ovtcharov die Nerven und drehte den 1:2-Rückstand. Vor dem kleinen Finale hatte er nur rund dreieinhalb Stunden Zeit gehabt, die Halbfinal-Niederlage vom Vormittag gegen den Weltmeister und späteren Olympiasieger Zhang Jike zu verdauen. Dazu ging er schnell hinüber ins Hotelzimmer unmittelbar an der ExCel-Arena, das extra für die doppelte Medaillenchance angemietet worden war. "Das Spiel abhaken, etwas essen, entspannen, dann ganz normal vorbereiten", lautete die Marschroute, die Roßkopf ausgegeben hatte.

Wie man nach Tiefschlägen wieder aufsteht, hat Ovtcharov in seiner jungen Karriere bereits schon einmal bewiesen. Eine positive Dopingprobe auf Clenbuterol, wohl ausgelöst durch in China verzehrtes verunreinigtes Fleisch, ließ Ovtcharov im Herbst 2010 wochenlang um die Fortsetzung seiner Karriere bangen. Er wurde freigesprochen. "Damals habe ich erkannt, dass es Wichtigeres gibt als Tischtennis", sagt Ovtcharov, "es war eine schwierige Zeit, aber ich habe das kaum noch im Kopf."

Auch im Halbfinale gegen den Topfavoriten Zhang, der Vize-Weltmeister Wang Hao im chinesischen Finale mit 4:1 keine Chance ließ und wie erwartet Gold gewann, hatte der mutig aufspielende Ovtcharov durchaus Chancen. Er machte sich aber durch Rückhandfehler selbst das Leben schwer. Neben Boll drückten auf der Tribüne Innenminister Hans-Peter Friedrich und DOSB-Generaldirektor Michael Vesper die Daumen. "Dima hat gut gespielt, aber Zhang Jike war heute einfach zu stark", befand Edelfan Boll, dessen Medaillentraum bereits im Achtelfinale zerplatzt war.

Quelle: ntv.de, Jana Lange, sid

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