"Sonst fahren wir nach Hause" Ratlose DFB-Frauen suchen den Reset-Knopf
10.08.2016, 16:45 Uhr
Glücklich sieht anders aus: Kapitänin Saskia Bartusiak ist mit der bisherigen Leistung ihrer Mannschaft in Olympia nicht zufrieden.
(Foto: imago/Bildbyran)
Deutschlands Fußballerinnen schleppen sich mit Mühe und Not durch die Olympia-Vorrunde. Doch für die Goldmedaille muss sich Silvia Neids Team im bevorstehenden Viertelfinale noch erheblich steigern. Also einfach abhaken und endlich Gas geben?
Von der Goldmedaille in Rio mochte Saskia Bartusiak nicht mehr sprechen. "Momentan macht das keinen Sinn. Wenn wir unsere Qualität nicht auf den Platz bringen, klappt das nicht", sagte die Kapitänin der deutschen Fußballerinnen nach dem ernüchternden 1:2 (1:1) im letzten Vorrundenspiel gegen Kanada, mit dem sich der Europameister in die K.o.-Runde zitterte.

Kyah Simon (l.) und Saskia Bartusiak (r.) im Vorrundenspiel zwischen Deutschland und Australien in Rio.
(Foto: picture alliance / dpa)
Auf dem zweistündigen Flug von der Hauptstadt Brasilia nach Salvador, wo am Freitag ab 21 Uhr unserer Zeit das Viertelfinale gegen China ansteht, hatte das DFB-Team nach einer bescheidenen Gruppenphase viele Fragezeichen im Gepäck. Hinten grobe Schnitzer, vorne erschreckende Mängel und Ideenlosigkeit im Spielaufbau - nicht nur die für ihre Direktheit bekannte Stürmerin Alexandra Popp schlug Alarm: "Im Viertelfinale müssen wir alles aus uns rausholen, sonst fahren wir nach Hause." Silvia Neid bemühte sich dennoch, nach der ersten Niederlage gegen Kanada im 13. Duell Optimismus zu verbreiten. "Für uns beginnt das Turnier jetzt. Wir müssen diese Vorrunde, die uns allen nicht gut gefallen hat, abhaken", sagte die Bundestrainerin. Melanie Behringer, die Deutschland per Foulelfmeter in Führung gebracht hatte (13.), sah das ähnlich: "Wir müssen den Reset-Knopf drücken."
Ratlosigkeit und Fehlersuche
Vier Zähler aus drei Spielen reichten nur dank der besseren Tordifferenz für Platz zwei vor den punktgleichen Australierinnen, die als einer der zwei besten Gruppendritten weiterkamen. Frühe Duelle mit den Mitfavoriten Frankreich (gegen Kanada) und USA (gegen Schweden) umging die DFB-Auswahl so zwar. Doch nach den bisherigen Leistungen zittert kein Gegner mehr vor dem zweimaligen Welt- und achtmaligen Europameister.
Dabei hatte das deutsche Team nach der ebenso langen wie reibungslosen Vorbereitung vor Selbstbewusstsein gestrotzt. Nun macht sich Ratlosigkeit breit. "Wir haben die Qualität, aber verbergen sie ganz gut", sagte Mittelfeldspielerin Melanie Leupolz und blickte nachdenklich zu Boden: "Wir kriegen zu viele Tore. Wir waren sonst immer stabil, das hat uns ausgezeichnet."
Bartusiak - mit einem Aussetzer am ersten Gegentreffer durch Doppeltorschützin Melissa Tancredi (26./60.) mitbeteiligt - übte Selbstkritik: "Wir machen blöde, zu einfache Fehler. Wir brocken uns das selbst ein." Soll der Traum vom Finale im Maracana am 19. August nicht vorzeitig platzen, muss sich das dringend ändern. Bereits nach dem 2:2 gegen Australien am Samstag hatte sich die Mannschaft zusammengesetzt, um ohne den Trainerstab die eigene Leistung zu analysieren und Lösungen zu finden, berichtete Leupolz. Eine weitere Krisensitzung unter Vorsitz von Bartusiak scheint dringend nötig. "Wir müssen uns jetzt schnell berappeln. Ab jetzt heißt es: Hopp oder topp", sagte die Kapitänin.
Quelle: ntv.de, Jana Lange